Enttäuschte Austria-Spieler
GEPA/David Bitzan
ÖFB-Cup

Austria nach Blamage fassungslos

Der Regionalligist Wiener Sport-Club hat sich Donnerstagabend im letzten Achtelfinale des Uniqa-ÖFB-Cups verdient 3:1 gegen eine erschreckend schwache Austria durchgesetzt. Der Bundesligist war nach der Blamage fassungslos, Kapitän Manfred Fischer sprach im ORF-Interview von einer „Arschlochleistung“, einer „unmöglichen“ Vorstellung. Der Sport-Club erlebte hingegen seit seinem Abschied aus der höchsten Spielklasse vor knapp 30 Jahren wieder ein richtiges Highlight.

„Ohne vermessen zu klingen, aber es ist auch möglich, in der nächsten Runde weiterzukommen“, sagte Sport-Club-Trainer Robert Weinstabl in der Stunde des Triumphes. Der Traditionsclub darf sich nach dem überraschenden Erfolg im Viertelfinale auf das Kräftemessen mit einem weiteren Bundesligisten freuen.

Vor der Friedhofstribüne der treuesten Fans hatte sich sein Team davor gebührend als Derbysieger feiern lassen, während die Austrianer schwer geschlagen vom Feld stapften. Die Austria konnte sich nicht einmal über vergebene Chancen ärgern – sie hatte fast keine. Augenscheinlich war wieder: Das Qualitätsgefälle im Kader der Violetten ist empfindlich steil.

Jubel vom Wiener Sport-Club
GEPA/David Bitzan
Der Sport-Club freute sich über den sensationellen Sieg gegen die Austria

Als Andreas Gruber beim Stand von 1:1 angeschlagen vom Feld musste, lag das Offensivspiel der Austria völlig brach. Haris Tabakovic machte gegen die Abwehr des Drittligisten überhaupt keinen Stich. Im Mittelfeld stemmte sich nur Fischer nach der Auswechslung von Matthias Braunöder gegen die Niederlage. James Holland war ebenso ein Unsicherheitsfaktor wie Liverpool-Leihgabe Billy Koumetio in der Innenverteidigung. Beide leisteten sich bei den entscheidenden Gegentoren von David Rajkovic und Miroslav Beljan schwere Patzer. Can Keles und Aleksandar Jukic hecheln seit Wochen ihrer Form hinterher.

Schmid spricht Probleme an

Manfred Schmid versuchte, das Gesehene mit der nötigen Ruhe zu analysieren. „Wenn du so wenige Chancen kreierst wie wir und hinten so anfällig bist, ist es schwierig, hier zu gewinnen“, sagte der Austria-Trainer. Wie auch Fischer („Sie haben uns von der ersten Minute an die Schneid abgekauft“) gratulierte Schmid dem Außenseiter. Seine Elf habe Probleme mit der Aggressivität des Gegners und dem holprigen Spielfeld gehabt. „Aber am Platz ist es nicht gelegen, das will ich ausdrücklich betonen.“

An der Einstellung sei es ebenfalls nicht gelegen, meinte Schmid. Er hielt aber auch fest: „Anspruch und Wirklichkeit sind bei dem einen oder anderen heute klar auseinandergedriftet. Da müssen wir noch einmal klare Worte finden.“ Viel Zeit bleibt der Austria nicht. Am Sonntag geht es in Pasching gegen den LASK, am Donnerstag darauf in der Conference League gegen Lech Posen. Die Kurve nach zuletzt starken Gegnern wie Villarreal, Salzburg und Sturm Graz zeigt nach unten: Sechs Niederlagen hat die Austria in ihren vergangenen acht Pflichtspielen kassiert. Das 2:1 im Derby gegen Rapid bleibt ein Lichtblick.

„Wir haben es uns erarbeitet“

Auf den Sport-Club wartet als Nächstes der SC Wiener Neustadt, danach geht es bei SC Neusiedl am See und USV Scheiblingkirchen-Warth weiter. Auf Platz fünf rangieren die Hernalser im Moment in der Ostliga. Dass die Amateurtruppe gegen die Austria auf Augenhöhe mithalten kann, überraschte wohl so manchen Zuschauer, nicht aber Coach Weinstabl. „Wir haben es uns über die 90 Minuten erarbeitet, erspielt und auch verdient“, sagte der 39-Jährige.

Coach Robert Weinstabl (Sport-Club)
GEPA/David Bitzan
Sport-Club-Trainer Weinstabl hatte Donnerstagabend nach dem Derby-Sieg Grund zur Freude

Erstmals seit 26 Jahren steht der Sport-Club im Viertelfinale des ÖFB-Cups. 1923 holte der Verein zum ersten und bisher einzigen Mal den Titel im Pokalbewerb. An Trophäen wagt man heutzutage nicht einmal in der Regionalliga zu denken. Gegen die Austria knüpften Philip Dimov und Co. aber an jene Vorstellung an, die schon Austria Lustenau (2:0) in der zweiten Cuprunde in die Knie zwang.

Weinstabl sah das als nicht unwesentlichen Faktor. „Die Mannschaft hat deshalb daran geglaubt, dass sie auch die Austria schlagen kann.“ Am Sonntag wird man gespannt auf die Auslosung blicken. Der Lieblingsgegner liegt für Weinstabl auf der Hand: „Absolut Rapid, keine Frage.“