Dietrich Mateschitz am RedBull Ring
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Chronik

Sportwelt zollt Mateschitz Respekt

Mit dem Tod von Dietrich Mateschitz hat die Sportwelt im Allgemeinen und die Formel 1 im Speziellen einen ihrer größten Förderer der vergangenen Jahre verloren. Entsprechend groß war die Bestürzung in der Königsklasse, die sich derzeit im texanischen Austin auf den Grand Prix der USA vorbereitet. Seine Leistungen seien „unübertroffen“, hieß es etwa von Red-Bull-Seite. Aber auch die Konkurrenz und die restliche Sportwelt zollte dem Unternehmer entsprechenden Respekt.

Kurz vor dem Qualifying verbreitete sich am Samstag die Nachricht über den Tod des 78-Jährigen wie ein Lauffeuer im Fahrerlager. Mateschitz war 2005 in die Formel 1 mit Red Bull Racing als Nachfolger des Jaguar-Rennstalls eingestiegen. 2006 kam mit Toro Rosso ein weiteres Team dazu. Im sechsten Jahr des Bestehens erreichte Mateschitz mit dem WM-Titel für Sebastian Vettel sein großes Ziel. Seit damals gehört Red Bull neben Mercedes und Ferrari zu den drei großen Marken der Formel 1.

Insgesamt feierte Red Bull inklusive des Toro Rosso 91 Rennsiege – 89 davon mit der Hauptmarke. Insgesamt sechs Fahrertitel und vier Meisterschaften bei den Konstrukteuren durfte Mateschitz bejubeln. Der fünfte Titel bei den Konstrukteuren ist nur noch eine Frage der Zeit, nachdem Max Verstappen jenen bei den Fahrern bereits beim Grand Prix von Japan unter Dach und Fach gebracht hatte. Dazu brachte Mateschitz Österreich auch zurück auf die Landkarte der Formel 1. Der Red Bull Ring in Spielberg ist seit 2014 wieder fixer Bestandteil des Rennkalenders.

Christian Horner und Dietrich Mateschitz
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Mäzen Mateschitz (r.) und sein erfolgreicher Red-Bull-Teamchef Christian Horner

Entsprechend groß war die Trauer in der Red-Bull-Box. „Was er erreicht hat und was er für so viele Menschen auf der ganzen Welt in verschiedenen Sportarten getan hat, ist unübertroffen“, sagte Teamchef Christian Horner, der seit dem Einstieg von Mateschitz die Geschicke des Rennstalls leitet. Mateschitz’ langjähriger Weggefährte und Motorsportberater Helmut Marko zeigte sich ebenfalls bestürzt: „Wir wussten, dass er in einem sehr schweren gesundheitlichen Zustand war. Nachdem es jetzt eingetreten ist, ist es für uns alle unfassbar, dass so eine große Persönlichkeit jetzt doch so früh abtreten musste.“

Entwicklungshelfer der Superstars

Ohne das Engagement von Mateschitz würde es zwei Superstars der Szene wohl nicht geben. Sowohl der aktuelle Champion Max Verstappen als auch sein Vorgänger bei Red Bull, Sebastian Vettel, verdanken ihre Karriere dem Unternehmer. „Ohne ihn würde ich jetzt hier nicht sitzen. Er hat an mich und viele andere Fahrer als junge Athleten geglaubt und hat so vielen so unglaubliche Möglichkeiten gegeben“, sagte der Niederländer, der seine Karriere wie viele bei Toro Rosso gestartet hatte, am Samstag ergriffen.

Sein aktueller Teamkollege Sergio Perez sprach von einem „traurigen Tag für die Red-Bull-Familie“. Die Art und Weise, wie der gebürtige Steirer Athletinnen und Athleten in jeder Sparte unterstützt habe, „hat wirklich einen Unterschied in der Welt gemacht“, sagte der Mexikaner. „Er hat mir eine Möglichkeit gegeben, die mir niemand anderer gegeben hatte, und ich werde dafür immer dankbar sein. Das ganze Team wird für ihn und seine Familie fahren.“

Max Verstappen mit WM-Pokal
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Verstappen krönte seinen von Mateschitz ermöglichten Aufstieg im vergangenen Jahr mit seinem ersten WM-Titel.

„Ein großer Verlust“

Ins gleiche Horn stieß auch Vettel. „Ich habe sehr, sehr schöne und gute Erinnerungen. Generell die Beziehung – ich war ja damals noch sehr, sehr jung – von ihm immer auf Augenhöhe und immer mit viel Respekt behandelt zu werden, habe ich schätzen gelernt. Jetzt ist es ein großer Schock für alle, die ihn auf diesem Weg begleitet haben“, sagte Vettel, der von 2009 bis 2014 für Red Bull fuhr und 2010 bis 2013 den WM-Titel gewann. Davor hatte er dem Farmteam Toro Rosso den ersten von zwei Siegen beschert.

Sportwelt trauert um Dietrich Mateschitz

Nach dem Tod von Dietrich Mateschitz trägt die Sportwelt Trauer. Der Red-Bull-Chef war ein großer Förderer des heimischen Spitzensports. Aus diesem Grund zollten ihm am Sonntag unzählige Stars Respekt.

Ferrari-Pilot Charles Leclerc zeigte sich „unglaublich traurig. Egal, was er in seiner Karriere gemacht hat, er war ein toller Mensch, und es ist ein großer Verlust für den Motorsport“, so der Monegasse. Der Australier Daniel Ricciardo, ein weiterer Ex-Red-Bull-Fahrer, sei dankbar, dass er Mateschitz erleben durfte. „Er war so bodenständig. Er war nicht der Mann, der im Rampenlicht stehen wollte. Ein guter Mensch, eine tolle Seele. Er ist bewundernswert, so wie er war.“

Konkurrenz verneigt sich

Aber auch die Konkurrenz zog vor dem verstorbenen Unternehmer, der sie mit seinem Engagement ebenfalls angespornt hatte, den Hut. „Er war der beeindruckendste Unternehmer, den wir in Österreich je hatten, wenn nicht weltweit. Er hat eine Marke kreiert und einen Bereich, den es vorher nicht gab. Was er für den Sport gemacht hat und wie viel er dem Sport gegeben hat, hat es davor nicht gegeben“, sagte Mercedes-Teamchef Toto Wolff.

Ferrari zeigte sich in einer offiziellen Stellungnahme „zutiefst traurig über das Ableben von Dietrich Mateschitz“ und bezeichnete den Mäzen als „Mann, der unseren Sport und die Herausforderung geliebt hat“. Formel-1-Boss Stefano Dominicali, der in der ersten erfolgreichen Red-Bull-Zeit Teamchef bei Ferrari gewesen war, bezeichnete Mateschitz als „ein äußerst respektiertes und geliebtes Mitglied der Formel-1-Familie“. Er sei „ein unglaublich visionärer Unternehmer und ein Mann, der dazu beigetragen hat, unseren Sport zu verändern“, gewesen, so der Italiener.

Beileidsbekundungen gab es auch aus anderen Bereichen des Motorsports. So wurde vor den Motorradrennen im malaiischen Sepang mit einer Minute Applaus dem Verstorbenen Respekt gezollt. Der Mateschitz-Konzern ist u. a. der Hauptpartner des KTM-Werkteams in der MotoGP.

Entwicklungshelfer im Fußball

Die Fußballer von Red Bull Salzburg würdigten ihren Chef mit einem Tweet und den Worten „Danke, Didi“. Für Bundesliga-Konkurrent Rapid seien die Erfolge des Mateschitz-Clubs „für den gesamten Fußball in unserem Land sowie den Blick auf unsere Klubs und Spieler aus dem Ausland von sehr hoher Bedeutung“. Für den Österreichischen Fußballbund hatte Mateschitz ebenfalls einen „entscheidenden Beitrag zu dessen Weiterentwicklung in unserem Land geleistet“.

ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick, der für Mateschitz als Sportdirektor die Entwicklung im Fußball sowohl bei Salzburg als auch in Leipzig geleitet hatte, zeigte sich ebenfalls betroffen: „Er war eine zutiefst beeindruckende Persönlichkeit, die mit viel Energie und Ehrgeiz in verschiedensten Bereichen Großes geschaffen hat. Was sein leidenschaftliches Engagement insbesondere für die erfolgreiche Entwicklung von RB Salzburg und RB Leipzig bewirkt hat, lässt sich kaum in Worte fassen.“

Odermatt siegt für Mateschitz

Der Tod von Dietrich Mateschitz war auch beim Weltcup-Auftakt der Skifahrer in Sölden ein Thema. „Die Nachricht hat uns alle sehr betroffen gemacht. Wir haben einen ganz großen Gönner, Visionär des Sports verloren. Wir können uns nur bedanken, verneigen vor Didi Mateschitz, er hat Großartiges geleistet“, sagte Roswitha Stadlober, die Präsidentin des Österreichischen Skiverbandes.

Athleten wie Weltcup-Gesamtsieger Marco Odermatt und der norwegische Topstar Henrik Kristoffersen, die zur Schar der Red-Bull-Sportler gehören, zollten Mateschitz ebenfalls Respekt. „Ich bin zu einhundert Prozent dankbar. Er hat so viel für Athleten gemacht“, sagte etwa Kristoffersen im ORF-Interview. Der Schweizer Favorit und letztendlich Sieger Odermatt setzte sein vor dem Rennen gegebenes Versprechen in die Tat um: „Heute wird die ganze Red-Bull-Familie Vollgas geben.“