Enttäuschte Barcelona-Spieler
Reuters/Nacho Doce
Champions League

Spanien nach Aus für Barca schwer dezimiert

Nach dem vorzeitigen Aus für den FC Barcelona, das am Mittwoch schon vor der 0:3-Heimniederlage gegen Bayern München besiegelt war, steht fest, dass in dieser Champions-League-Saison mit Titelverteidiger Real Madrid nur ein einziger spanischer Club im Achtelfinale vertreten ist. Das gab es seit der Saison 2003/04, als der Modus um das Achtelfinale erweitert wurde, noch nie. Speziell Barcelona und Atletico Madrid enttäuschten im wichtigsten Europacup-Bewerb.

In der Gruppe C musste sich Barca hinter Bayern und Inter Mailand anstellen, in der Gruppe B sind der Club Brügge und der FC Porto uneinholbar für Atletico. Schon am Dienstag rettete sich der FC Sevilla in der Gruppe G durch einen 3:0-Erfolg gegen den FC Kopenhagen immerhin noch in die Europa-League-Zwischenrunde, wohin nun auch Barcelona übersiedelt.

Bisher waren im Achtelfinale der Champions League zumindest immer zwei spanische Clubs vertreten gewesen. In den meisten Fällen war das Trio Real, Barcelona und Atletico dabei.

Mangelnde Effektivität in der Offensive

Barca-Trainer Xavi Hernandez suchte nach dem erneut verpatzten Auftritt gegen die Bayern jedenfalls keine Ausreden für das Fiasko. „Heute war es schon zu spät, um irgendetwas zu tun“, sagte er. „Der Hauptgrund, warum wir in dieser Situation sind, sind unsere Fehler in den vorangegangenen Spielen. Wir waren vorne nicht effektiv.“

Das gefällige Spiel, mit dem Barcelona an den Glanz früherer Tage anzuschließen versucht, ist zu wenig, wenn die Torchancen nicht verwertet werden, und man sich hinten auskontern lässt wie auch gegen die Bayern. Diese Lehre musste Xavi seinen Männern vorbeten.

„Das ist unsere Realität, und die müssen wir akzeptieren. Vielleicht haben wir das auch gebraucht, dass wir eine Abreibung bekommen, um zu wachsen“, meinte der 42-jährige Ex-Profi, den Präsident Joan Laporta vor einem Jahr als Hoffnungsträger für den herbeigesehnten Umbruch zurück in die katalanische Metropole holte.

Barcelona-Coach Xavi Hernandez
AP/Joan Monfort
Auf Barcelona-Trainer Xavi wartet in nächster Zeit viel Arbeit

Barca vor längerem Erholungsprozess

Dass dieser wohl einem längeren Prozess folgen wird, wird aktuell für alle im Umfeld greifbar. In der Champions League ein bitteres Heim-3:3 gegen Inter, vier Tage später eine 1:3-Niederlage bei Real im „Clasico“, und nun auch noch von den Bayern abgefertigt. In der Königsklasse hat Barca von den bisher fünf Gruppenspielen somit nur eines gewonnen. Das zweite Jahr in Folge geht es in der Europa League weiter, in der man in der Vorsaison im Viertelfinale gegen Eintracht Frankfurt ausschied. Aufgrund des Schuldenbergs, auf dem der Verein sitzt, wiegen auch die verpassten höheren CL-Einnahmen schwer.

„Der FC Barcelona hat ein ganz armseliges Bild abgegeben“, kommentierte die Zeitung „Mundo Deportivo“ am Donnerstag. Das Wunder sei leider ausgeblieben, stellte Laporta fest. „Das ist ein junges Projekt. Uns war von Beginn an klar, dass wir durch Höhen und Tiefen gehen würden“, erklärte der Vereinspräsident und forderte vor allem Konzentration auf die spanische Meisterschaft, in der Barcelona mit drei Punkten Rückstand Tabellenzweiter hinter Erzrivale Real ist.

„Wir gehen mit einem wirklich bitteren Gefühl, aber wir müssen uns wieder neu sammeln und zusammenraufen, damit wir um die anderen Trophäen kämpfen können“, sagte Xavi, der aber auch Positives am Mittwoch feststellte: „Unsere Fans waren großartig. Es war toll, mehr als 85.000 im Camp Nou zu sehen, die uns bis zum Ende angefeuert haben. Schade, dass wir nicht auf dem Rasen präsent waren.“

Simeone leidet mit Atletico

Für Atletico-Coach Diego Simeone war das mit dem 2:2 gegen Bayer Leverkusen besiegelte Champions-League-Aus laut eigenem Bekunden der härteste Tag seiner Trainerlaufbahn. Nach der Partie stand der Argentinier lange nachdenklich im Mittelkreis.

Trainer Diego Simeone (Atletico Madrid)
AP/Manu Fernandez
Für Diego Simeone war der Mittwoch der „härteste Tag“ seiner langen Ära als Atletico-Coach

„Wenn es nicht läuft, sind es sehr viele Leute, denen es nicht gut geht. Und das tut weh“, betonte Simeone, der Atletico seit 2011 coacht. Man könne sich als Opfer fühlen, „aber ich bevorzuge es, stark zu sein“, sagte er und kündigte an: „Ich bin sehr dickköpfig und ich werde weiter arbeiten.“ Nächste Woche spielt sein Team in Porto um das Überwintern im Europacup.