Enttäuschte Sturm-Spieler
APA/Erwin Scheriau
Europa League

Aus lässt Sturm ungläubig zurück

Sturm Graz hat am Donnerstag mit der 0:2-Niederlage bei FC Midtjylland die große Chance, im Europacup zu überwintern, durch die Finger gleiten lassen. Ein Punkt hätte den Steirern zum Aufstieg in die K.-o.-Runde der Europa League genügt. Durch die Pleite und den gleichzeitigen 1:0-Sieg von Feyenoord Rotterdam rutschte man trotz Punktegleichheit noch auf den vierten Platz in Gruppe F zurück. „Es tut extrem weh. Aber das ist Fußball, es ist beinhart“, sagte ein ungläubiger Torhüter Jörg Siebenhandl.

Die Steirer sicherten sich zum Ende der Gruppenphase eine wenig erstrebenswerte Bestmarke. Mit acht Punkten gehört Sturm seit Donnerstag der Titel „Bester Gruppenvierter der Europacup-Historie“. Die Gruppe F brachte überhaupt einen unglaublichen Endstand. Denn sowohl Gruppensieger Feyenoord Rotterdam sowie Midtjylland auf Platz zwei als auch Lazio Rom als Dritter haben nach sechs Spielen ebenfalls acht Zähler auf dem Konto.

Nur die schlechtere Tordifferenz, unter anderem durch ein 0:6 in Rotterdam und nur vier erzielten Toren, verhinderten den sportlich sowie finanziell lukrativen Aufstieg in die K.o.-Phase. „Das ist ein Wahnsinn“, sagte eine enttäuschter Siebenhandl, der den vielen vergebenen Chancen etwa beim 1:0-Sieg daheim gegen Midtjylland oder beim 0:0 zu Hause gegen Lazio Rom nachtrauerte. „Wir hätten mehr Tore schießen müssen“, sagte der 32-Jährige.

Frust bei Sturm nach Europacup-Aus

Nach dem bitteren 0:2 gegen den FC Midtjylland und dem Ausscheiden aus der Europa League sitzt der Frust bei Sturm Graz tief. Noch nie zuvor musste sich ein Team mit acht Punkten als Letzter der Gruppe aus dem Europacup verabschieden.

Unmittelbar nach Spielende in Herning war das seltene Schicksal noch nicht besiegelt. Doch Lazio konnte in den Schlussminuten das 0:1 in Rotterdam nicht mehr ausgleichen. Mit hängenden Köpfen und Tränen in den Augen nahmen die Schützlinge von Christian Ilzer das Geschehene auf dem Rasen niedergeschlagen zur Kenntnis. Während die Dänen jubelnd eine Ehrenrunde drehten, spendeten die 600 mitgereisten Anhänger der Mannschaft sowie dem Trainerteam noch minutenlang Trost. „Es ist großartig, dass die Fans hinter uns stehen. Das gibt Auftrieb“, betonte Siebenhandl.

„Ein schlechter Traum“

Auch Sportchef Andreas Schicker stand die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. „Der Frust ist riesengroß“, sagte der Geschäftsführer Sport, das Erlebte „wie in einem schlechten Traum“. Im Entscheidungsspiel beim dänischen Vizemeister, bei dem ein Punkt sogar den Gruppensieg bedeutet hätte, blieb die benötigte Leistungsexplosion aus. „Wir müssen uns an der eigenen Nase nehmen und sagen, dass wir nicht unser bestes Spiel gemacht haben“, analysierte Schicker. Die Mannschaft habe eine „normale Leistung“ gezeigt, aber: „Normal reicht international oft nicht.“

Ähnlich sah es Trainer Ilzer, sein Team habe „den einen Fehler zu viel“ gemacht und nach dem frühen 0:1 nach einer Viertelstunde das Momentum nicht mehr auf seine Seite bekommen. „Wir sind sehr enttäuscht. Wir haben eine große Chance liegen gelassen, international zu überwintern“, sagte der Coach. Midtjylland habe sehr effektiv gespielt und über das Spiel gesehen verdient gewonnen. „Es waren Kleinigkeiten, es hat überall ein bissl was gefehlt.“

Jubel des Stürmers Anders Dreyer (Midtjylland)
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Anders Dreyer sorgte dafür, dass Midtjylland mit Sturm in der Tabelle noch den Platz tauschte

Zum Matchwinner avancierte Torjäger Anders Dreyer mit einem Doppelpack, Heimkehrer William Böving blieb hingegen glücklos, wurde zur Pause ausgewechselt und konnte vor anwesenden Scouts (u. a. Mönchengladbach, VfB Stuttgart, Wolfsburg) nicht brillieren. Schicker nahm trotzdem etwas Positives mit und lobte die Entwicklung der Mannschaft im Vergleich zum vergangenen Jahr. „Ich bin letztendlich stolz, weil mit acht Punkten auszuscheiden ist historisch.“ Es tue zwar irrsinnig weh, aber darauf könne man aufbauen.

Auswärtsdoppel zum Kopf freikriegen

Ilzer versuchte nach der ersten Niederlage seit zehn Spielen indes, die Enttäuschung seiner Truppe mit einer Ansprache bei einem gemeinsamen Abendessen schnell wieder aus den Köpfen zu bekommen. „Wir haben eine sehr, sehr gute Gruppenphase gespielt“, rief der Trainer seinen Spielern in Erinnerung, „aber im Moment überwiegt natürlich die Enttäuschung“. In der Liga stehen vor der Winterpause noch zwei Auswärtsspiele auf dem Programm, am Sonntag in Altach (14.30 Uhr), eine Woche darauf beim LASK.

Aufgrund des dichten Kalenders wird das Team am Freitagnachmittag deshalb nach Friedrichshafen fliegen und die Zeit bis zum Ligaspiel im Ländle überbrücken. „Es ist gut, dass die Jungs nicht lange Zeit haben, um traurig zu sein“, betonte Ilzer. Siebenhandl versprach Wiedergutmachung: „Wir werden den ganzen Frust mithaben und dort auf den Platz legen. Wir sind eine Mannschaft, die wieder aufsteht.“