ÖTV-Spieler Filip Misolic während der Erste Bank Open in Wien
APA/Eva Manhart
Tennis

Misolic verfolgt ambitionierte Ziele

Jungstar Filip Misolic ist 2022 der Durchbruch gelungen: Der 21-jährige Steirer stand in seinem ersten ATP-Turnier in Kitzbühel gleich im Finale, wurde zwischenzeitlich in der Weltrangliste als bester Österreicher gelistet und gab sein Debüt im Davis-Cup für das ÖTV-Team. „Die Saison war wirklich super“, resümierte Misolic im Gespräch mit ORF.at. Für das kommende Jahr hat sich der Jungstar bereits ambitionierte Ziele gesetzt.

„In der nächsten Saison möchte ich besser und besser spielen, mein Spiel aufbauen und mich bei den Australian Open für das Hauptfeld qualifizieren. Und ich möchte so schnell wie möglich in die Top 100 kommen“, erklärte Misolic, der vergangene Saison vor allem mit seinem sensationellen Auftreten bei seinem ATP-Debüt in Kitzbühel im Juli für Furore sorgte.

Der Steirer musste sich in Tirol erst im Finale dem spanischen Routinier Roberto Baustista Agut nach 92 Minuten mit 2:6 2:6 beugen. „Es war etwas ganz Besonderes, vor heimischem Publikum zu spielen. Aber ich war extrem aufgeregt in Kitzbühel“, blickte er auf seinen überraschenden Erfolg zurück. Mit dem anschließenden Rummel sei er gut zurechtgekommen: „Es ging ja dann auch gleich weiter. Wirklich etwas verändert hat sich seitdem nicht. Allerdings haben sich seit Kitzbühel mehr Möglichkeiten für mich eröffnet.“

ÖTV-Spieler Filip Misolic mit Pokal in Kitzbühel
GEPA/Patrick Steiner
Misolic überraschte beim ATP-Turnier in Kitzbühel mit dem Einzug ins Finale

Nach seinem Abschneiden in Kitzbühel war er zwischenzeitlich als Weltranglisten-136. bester Österreicher. Für Misolic ging damit ein großer Wunsch in Erfüllung: „Es ist schon etwas Besonderes, die Nummer eins in Österreich zu sein. Ich glaube, es ist der Traum eines jeden Tennisspielers.“ Sein rasanter Aufstieg ist durchaus beeindruckend: Noch im Dezember 2020 war Misolic die Nummer 1.219 der Welt, ein Jahr später bereits die 354, derzeit ist er 149. der Weltrangliste.

Harte Arbeit zahlt sich aus

ÖTV-Sportdirektor Jürgen Melzer zeigte sich von der Entwicklung des 21-Jährigen beeindruckt: „Man hat gesehen, was für ein Potenzial er hat und wie abgebrüht er in jungen Jahren schon ist“, meinte der ehemalige Tennisprofi nach dem Turnier in Kitzbühel. „Er ist sehr professionell, auch da gibt es noch Luft nach oben, er ist ein extrem harter Arbeiter.“

ÖTV-Davis-Cup-Team mit Jürgen Melzer, Alexander Erler, Lucas Miedler, Filip Misolic und Jurij Rodionov
GEPA/Manfred Binder
Misolic (Zweiter v. r.) gab im September gegen Pakistan sein Debüt im Davis-Cup

Hart arbeiten will Misolic auch künftig: „Ich will weiterhin hart trainieren, um nächste Saison noch besser zu sein“, kündigte er an. Gemeinsam mit seinem Tennistrainer Ante Andric und seinen beiden Konditionstrainern Lorenz Fink und Danijel Brajkovic möchte er Schritt für Schritt seinen Zielen näher kommen.

Laut Fink habe Misolic jedenfalls noch genügend Möglichkeiten, sich weiterzuentwickeln. „Abseits vom Court gibt es schon noch Sachen, auch im konditionellen Bereich. Das Ganze ist ein großer Prozess“, erläuterte der Coach im Sommer. Und Misolic steht mit seinen 21 Jahren erst zu Beginn des Prozesses. Es gebe noch viele Dinge, die er im Kopf- und im Fitnessbereich sowie im Tennis lernen müsse. „Es liegt noch viel Arbeit vor mir. Aber ich weiß, dass ich das schaffen kann.“

Wien-Teilnahme als „Riesenerfahrung“

Neben seinem Abschneiden in Kitzbühel nannte er als weiteres Highlight seines Tennisjahres das Antreten beim ATP-500-Turnier Ende Oktober in Wien, für welches er eine Wildcard erhielt. Bei den Erste Bank Open musste er sich zwar in der ersten Runde dem Argentinier Francisco Cerundolo nach 68 Minuten mit 3:6 3:6 glatt geschlagen geben, dennoch zog er ein positives Fazit: „Das war eine Riesenerfahrung für mich.“

ÖTV-Spieler Filip Misolic während der Erste Bank Open in Wien
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Für Misolic war das ATP-Turnier in Wien trotz seiner Niederlage in der ersten Runde ein Erfolg

Nach dem Turnier in der Stadthalle beendete der Kitzbühel-Finalist das Tennisjahr. „Ich hatte in meinen freien Tagen nach der Saison auch noch einmal Zeit, darüber nachzudenken und zu realisieren, was ich alles erreicht habe“, erzählte Misolic. Eine lange Pause gönnte sich der 21-Jährige allerdings nicht, bereits nach eineinhalb Wochen startete er wieder mit der Saisonvorbereitung.

Um im konditionellen Bereich zuzulegen, nutzte er die ersten drei Wochen nach der Pause, um sich ausschließlich auf das Athletiktraining zu konzentrieren, erst danach stieg er ins spezifische Tennistraining ein. Misolic hat seinen Trainingsmittelpunkt in Zagreb, dort absolviert er einen Großteil seiner Einheiten. Neben Kroatien trainiert der Steirer hin und wieder auch in seiner Heimatstadt Graz. Mit Melzer, der ihm als Berater zur Seite steht, arbeitet er, wenn er einmal längere Zeit in der Südstadt verbringen kann.

Australian Open als Ziel

Ende Dezember geht es für Misolic nach Australien, im Januar steht die Qualifikation für die Australian Open an. Nachdem er bei den US Open 2022 in der zweiten Qualifikationsrunde gescheitert war, soll es in Melbourne erstmals mit dem Einzug ins Hauptfeld klappen.

Auch Österreichs Tennisaushängeschild Dominic Thiem, der ein schwieriges Comeback-Jahr hinter sich hat, will in Australien aufzeigen und zur alten Stärke zurückfinden. Misolic traut das dem US-Open-Sieger von 2020 auch zu: „Der Domi hat die letzten beiden Turniere der Saison schon wieder sehr stark gespielt, und ich traue ihm auf jeden Fall zu, dass er schon am Anfang des Jahres wieder zur alten Form zurückfindet.“

Misolic will eigenen Charakter prägen

Misolic selbst will in Australien beweisen, dass seine Leistungen auch auf Hartplatz immer besser werden. „Zwar spiele ich noch am besten auf Sand, weil ich die meiste Zeit auch auf dem Untergrund spiele, aber ich fühle mich immer wohler auf Hartplatz“, erklärte er.

Es bleibt abzuwarten, für welche Überraschungen Misolic, der für seinen rasanten Aufstieg bei der Sportlerwahl 2022 in der Kategorie „Aufsteiger des Jahres“ hinter Skiolympiasieger Johannes Strolz und Golfprofi Sepp Straka auf dem dritten Platz gewählt wurde, im kommenden Jahr sorgen wird. Misolic eifert auf seinem Weg nach oben jedenfalls niemandem hinterher, ein Vorbild hat er nicht: „Ich konzentriere mich lieber auf mich selber und möchte meinen eigenen Charakter prägen. Ich versuche mich auf jedes Match zu fokussieren und mein Bestes zu geben.“