Neymar und Tite
Reuters/Molly Darlington
FIFA WM 2022

Neymar-Ersatz beschäftigt Brasilien

Ohne Neymar, dafür mit einer Vielzahl an hochklassigen Alternativen und einer gehörigen Portion Selbstvertrauen geht Brasilien in sein zweites Gruppenspiel bei der Fußball-WM in Katar. Teamchef Tite muss sich vor dem Duell gegen die Schweiz am Montag (17.00 Uhr) vor allem eine Frage stellen: Wer ersetzt Neymar? Der PSG-Star hatte sich beim souveränen Auftakt-2:0 gegen Serbien am rechten Sprunggelenk verletzt und fällt zumindest für die kommende Partie aus.

Der Anführer der „Selecao“ war in der 79. Minute mit geschwollenem Knöchel ausgewechselt worden, der 30-Jährige muss genauso wie Außenverteidiger Danilo mit einer Bänderverletzung pausieren. Die gute Nachricht für Brasilien und seine Fans: Neymars Fuß wird wieder dünner, die „Schwellung der Nation“ klingt langsam ab. Auf Instagram hält der Superstar sein Land sowie die 186 Millionen Follower auf dem aktuellsten Stand. „Auf geht’s“, schrieb er voller Motivation, spätestens im Achtelfinale will der Ballkünstler wieder auf dem Rasen stehen.

Teamkollege Marquinhos bestätigte das am Sonntag, Neymar glaubt fest an ein zeitnahes Comeback. „Er ist sehr fokussiert, er schläft in der Physiotherapie und lässt sich 24 Stunden am Tag behandeln“, sagte der Verteidiger. Das zeige, wie sehr er zurückkehren will. „Wir wissen nicht, wann das sein wird, aber wir hoffen, dass es so schnell wie möglich passiert.“ Tite gab sich jedenfalls locker, „ich bin sehr entspannt“, betonte der Trainer.

Große Auswahl an Stürmern

Tite hat viele Optionen, um gegen die Schweiz erneut eine qualitativ hochwertige Offensivabteilung ins Spiel schicken zu können. „Wir haben eine große Auswahl an Stürmern. Ich hätte noch sechs oder sieben andere Spieler nominieren können“, hatte der 61-Jährige schon nach dem Sieg gegen die Serben trotzig gesagt.

FIFA WM 2022 in Katar

Montag, 17.00 Uhr:

Brasilien – Schweiz

Doha, Stadium 974, SR Barton (SAL)

Mögliche Aufstellungen:

Brasilien: Alisson – Militao, Marquinhos, Thiago Silva, Alex Sandro – Casemiro – Paqueta, Fred – Raphinha, Richarlison, Vinicius Jr.

Schweiz: Sommer – Widmer, Elvedi, Akanji, Rodriguez – Freuler, Xhaka – Shaqiri, Sow, Vargas – Embolo

Für Neymar war der im Sommer für fast 100 Millionen Euro von Manchester United verpflichtete Antony ins Spiel gekommen. Den Hochgeschwindigkeitsdribbler plagen seit einigen Tagen jedoch Magen-Darm-Probleme. Doch selbst wenn auch er ausfallen sollte, wären da immer noch etliche Alternativen.

„Genug Spieler für drei Teams“

Gabriel Martinelli stürmte in den Wochen vor der WM mit Arsenal fast unaufhaltsam durch die englische Premier League. Rodrygo spielt bisher ebenfalls eine starke Saison für Champions-League-Sieger Real Madrid. Und dann gibt es ja auch noch Arsenal-Angreifer Gabriel Jesus und etwas defensivere Varianten mit Fred (Manchester United) und Bruno Guimaraes (Newcastle United).

„Ich denke, Brasilien hat genug Spieler, um drei Teams zu stellen. Daher macht es die Aufgabe für uns nicht einfacher“, sagte der Schweizer Trainer Murat Yakin.

Tite ohne große Sorgen

Gegen die Serben agierte Neymar die meiste Zeit als zweite Spitze hinter Doppeltorschützen Richarlison. Möglich wäre, dass Raphinha in diese Rolle vorgezogen wird und stattdessen Martinelli oder Rodrygo auf dem rechten Flügel zum Einsatz kommen.

Wie auch immer Tite entscheiden wird: Große Sorgen muss er sich nicht machen. Neymars Genialität und Extravaganz werden der „Selecao“ gegen die Schweizer – die bei der EM im vergangenen Jahr Weltmeister Frankreich ausgeschaltet hatten – zwar fehlen. Aber Brasilien hat bei der Copa America 2019 bewiesen, dass es große Titel auch ohne den verletzten Star holen kann.

Schweiz zuversichtlich

Auf die Schweiz wartet nach dem 1:0-Auftaktsieg gegen Kamerun unterdessen so etwas wie ein Bonusspiel im Stadium 974. Mit einem überraschenden Punktegewinn gegen den WM-Favoriten könnten sich die Eidgenossen eine noch bessere Ausgangsposition für das mögliche „Finalspiel“ in der Gruppe G gegen Serbien schaffen. Der Ausfall von Neymar tue „einem Fußballerherz weh“, betonte Yakin und zeigte sich zuversichtlich: „Wir sind bereit, ein gutes Spiel zu zeigen.“