Nina Ortlieb jubelt
GEPA/Mario Buehner
Ski alpin

Erstaunliches Comeback von Ortlieb

Für Österreichs Damen ist das Speed-Wochenende in Lake Louise durchaus erfolgreich verlaufen. Cornelia Hütter und Nina Ortlieb sorgten in den zwei Abfahrten und einem Super-G für zwei zweite und einen dritten Rang. Beide Damen haben in ihrer Karriere schon harte Rückschläge erlitten. Besonders erstaunlich war das Comeback von Ortlieb, die bewies, dass mit ihr nach fast zwei Jahren Pause im Weltcup wieder zu rechnen ist.

„Ich glaube, ich mache es einfach unglaublich gern. Darum fällt es mir leicht, mich da wieder runterzuschmeißen“, sagte die Vorarlbergerin. An ein Karriereende wegen ihrer Knieverletzung habe sie nie gedacht. „Meine Verletzung ist passiert, da war ich 24 Jahre alt. Das wäre viel zu früh gewesen, da einen Schlussstrich zu ziehen.“

Mit Startnummer 26 schob sich die 26-Jährige am Samstag noch zwischen Siegerin Sofia Goggia aus Italien und die Schweizerin Corinne Suter. „Hinter der Sofia Goggia Zweite zu sein ist keine Schande. Ich bin stolz auf meine Leistung und kann nur den Hut vor Sofia ziehen“, sagte Ortlieb, die im Jänner 2021 beim Training in Crans-Montana schwer gestürzt war und sich dabei im rechten Knie einen Kreuzband-, Innenband-, Außenmeniskus- und Patellasehenriss zugezogen hatte.

ÖSV-Damen schaffen drei Podestplätze

Die erfreuliche Bilanz des Skiweltcup-Starts der schnellen Disziplinen in Lake Louise (CAN) verleiht den ÖSV-Damen Rückenwind. Vor allem die „Rückkehrerinnen“ Cornelia Hütter und Nina Ortlieb sind nach Beinahe-Siegen motiviert.

„Viele Monate hartes Training“

Seitdem war sie im vergangenen März nur Trainingsläufe – ausgerechnet – in Crans-Montana gefahren und hatte danach Abfahrt und Super-G bei den österreichischen Meisterschaften im Montafon bestritten. Dass Ortlieb beim Renncomeback im Weltcup offenbar ohne mentale Handbremse mit vollem Einsatz attackierte, nötigte ihren Konkurrentinnen höchsten Respekt ab.

„Aber ich habe schon auch eine Vorbereitung gebraucht“, spielte sie ihre Leistung herunter. „Ich bin jetzt nicht direkt vom Krankenbett da hergekommen, sondern da waren viele Monate hartes Training – Konditionstraining und Skitraining.“ 23 Monate ohne Weltcup-Rennen seien eine lange Zeit, „aber in dem Fall hat es sich ausgezahlt“. Lob für die Vorstellung gab es von Chefcoach Thomas Trinker: „Sie hat zwei Jahre extrem hart gekämpft, hat unglaublich viele Opfer gebracht und hat den Anschluss geschafft. Sind wir froh, dass wir solche Ausnahmeathletinnen dabei haben.“

Hütter vom Krankenbett auf Platz zwei

Auch Hütter schrieb am Wochenende eine außergewöhnliche Geschichte. Nach Platz drei am Freitag in der Abfahrt sah sich die Steirerin am Samstag nicht in der Lage, das Rennen zu bestreiten. Kopfschmerzen und Unwohlsein veranlassten Hütter zu einem Startverzicht. 24 Stunden später fuhr sie einen beherzten Super-G und schwang nur zwei Hundertstelsekunden hinter Siegerin Corinne Suter ab.

„Von März weg ist es mir drei Tage nicht gut gegangen, gestern war der vierte. Es war wirklich frustrierend, das kann nicht sein. Aber ich habe mir gedacht, ich muss es trotzdem machen, irgendwie auf mein Herz vertrauen und auf mein Bauchgefühl, weil ich einfach schon zu viel mitgemacht habe, dass ich da leichtfertig was riskieren will“, erklärte Hütter. „Ich bin froh, dass ich mich trotzdem wieder so sammeln habe können und dass ich den Fokus behalten habe.“ Das Rennfahren mache der 30-Jährigen im Moment nach einigen schweren Verletzungen in der Vergangenheit richtig Spaß, bekundete sie.

Hütter fehlt Hauch auf Sieg

Cornelia Hütter zeigte speziell im unteren Streckenabschnitt eine formidable Fahrt und lag im Ziel nur denkbar knapp hinter Suter.

Abgesehen von Hütter und Ortlieb zeigte in Lake Louise auch Mirjam Puchner auf, die Salzburgerin war zweimal Vierte und einmal Fünfte. Sonst gab es leistungstechnisch Licht wie auch Schatten im Speed-Kader. „Natürlich muss man jetzt zufrieden sein, aber man sieht schon dort und da noch Dinge, die man verbessern muss“, betonte Trinker. Ein großes Ziel sei, „dass einfach die Mannschaft ein bisschen dichter wird“. Allgemein machten die Ergebnisse dem Damen-Chefcoach „Hoffnung auf mehr“. Nach Europa ging es mit einem „guten Gefühl“.