Es kommt selten vor, dass in einer Mannschaft mit einem Messi in Titelform ein anderer zum noch größeren Helden aufsteigt. Im Elfmeterschießen gegen die Niederlande war es so weit. Martinez parierte die ersten beiden Versuche von Virgil van Dijk sowie Steven Berghuis und ebnete seinem Team den Weg zum Aufstieg. „Ein Superheld“, schrieb die argentinische Tageszeitung „Clarin“ über Martinez, der erst vor eineinhalb Jahren sein Teamdebüt für Argentinien gegeben hatte.
„Das waren pure Emotionen“, sagte Martinez. „Wir haben das für 45 Millionen Argentinier gemacht, für das ganze Land“, dem es wirtschaftlich so schlecht gehe. „Ein kleines bisschen Freude, das ist wunderschön“, so Martinez, der seit zehn Jahren praktisch immer nur auf Leihbasis in England von Club zu Club unterwegs ist. Aktuell ist er bei Aston Villa beschäftigt.
„Wir wissen, dass er ein Biest ist“
Eine Karriere, die wie ein negativer Gegenentwurf zu der von Messi wirkt, der als erster zum 1,95 Meter großen Goalie lief. Messi wusste trotz der eigenen starken Leistung, wem er es zu verdanken hatte, dass Argentinien im Halbfinale steht und er nur noch zwei Siege von der finalen Krönung seiner mit bereits 41 Titeln geschmückten Laufbahn entfernt ist. Der Wichtigste aber fehlt eben noch. „Wir haben ihm vertraut, wir wussten, dass er im Elfmeterschießen für uns da ist. Dass er ein Biest ist“, erklärte Messi.
Denn dieser Martinez, geboren in Mar del Plata in einfachen Verhältnissen als Sohn eines Hafenarbeiters und einer Hausangestellten, hat es schon einmal gemacht – er hat Messi auf dem Weg zu einem Titeltraum maßgeblich in die nächste Runde gerettet. Es war im Sommer vergangenen Jahres bei der Copa America im Halbfinale gegen Kolumbien. Damals hielt er sogar drei Elfmeter.
Die „beste Version“ von Messi
Von der Dramaturgie passt die WM zum Triumph bei der Copa America. Die Mannschaft zeigt Einsatz, Messi ist der Anführer, der Megastar und der Stimmungsindikator. Vor allem zeigt sich der Superstar spielfreudig im Dress des zweifachen Weltmeisters. Messi zeigt – im Bewusstsein, dass es wohl seine letzte WM sein wird – Leidenschaft und Freude.
Gegen die Niederlande hatte Messi ein Tor famos vorbereitet, das zweite per Strafstoß selbst erzielt. Nach einem 2:2 in der regulären Spielzeit und Verlängerung hatte er im Elfmeterschießen seinen Versuch ebenfalls verwandelt. „Seine beste Version“, lobte „Clarin“ den Kapitän nach dem Krimi. Ganz Argentinien wünscht Messi, der mit seinem zehnten WM-Tor mit Argentiniens Rekordmann Gabriel Batistuta gleichgezogen ist, den Titel – und wohl viele andere auch.