Jubel von Katharina Liensberger (AUT)
GEPA/Gintare Karpaviciute
Ski alpin

Österreichs Damen verschaffen sich Luft

Österreichs Damen haben den Flachau-Slalom als kleinen Befreiungsschlag gewertet und sich und damit auch ihren Trainern nach der Kritik der vergangenen Tage Luft verschafft. Platz sechs durch Katharina Liensberger und der zwölfte Platz von Katharina Truppe reichten aus, um die zuletzt erhitzten Gemüter fürs Erste zu besänftigen. „Es ist ein kleiner Schritt, aber ein sehr wertvoller“, sagte Liensberger vor der rund zweiwöchigen Rennpause im Techniksektor.

Liensberger präsentierte sich nach ihrem besten Slalom-Resultat der Saison prächtig aufgelegt. Die Vorarlbergerin hofft, dass sich Flachau als der ersehnte Wendepunkt herausstellt. Zumindest seien im Salzburger Pongau aus Liensbergers Sicht auch abseits der Piste Fakten geschaffen worden.

„Es war extrem wichtig, dass auch einmal Dinge angesprochen worden sind“, betonte die Slalom-Weltmeisterin nach „einigen Besprechungen“ mit dem Trainerteam. „Umso entscheidender ist, dass jetzt alle zusammenhalten und man gewisse Dinge durchdenkt, wo man ansetzen kann. Ich bin schlussendlich nicht die, die die Entscheidungen trifft, aber diejenige, die wieder ganz vorne sein will.“

Passable ÖSV-Leistungen im Flachau-Slalom

Als Hoffnungsschimmer werten die ÖSV-Damen das Abschneiden beim Nachtslalom in Flachau am Dienstag. Nach turbulenten Tagen hat vor allem Katharina Liensberger mit ihrem sechsten Platz Nervenstärke bewiesen. Es war ein erster kleiner Schritt aus der Krise.

Rückstand gibt „zu denken“

Ihr gewaltiger Rückstand von 2,62 Sekunden auf Siegerin Petra Vlhova gebe „natürlich zu denken“, gestand Liensberger, „weil ich weiß, wo ich war, wo ich wieder hin will“. Die Verunsicherung fuhr augenscheinlich mit. „Ich kann nur an mir arbeiten, kann nur meine eigene Leistung beeinflussen, dass ich jeden Tag optimal nutze. Ich hoffe natürlich, dass mir die Trainer dabei helfen.“

Ihr „Personal“-Coach Livio Magoni sitzt laut Herbert Mandl, ÖSV-Chef der Alpin-Sparte, weiter fest im Sattel. „Der Livio wird in der Mannschaft bleiben, das ist überhaupt kein Thema.“ Zudem habe sich Liensberger ja Magoni als Coach „selber ausgesucht“, so Mandl. „Vielleicht ist die Chemie nicht so gut, wie man es vermutet hat, aber das weiß man vorher nicht.“

Damen-Cheftrainer „sehr stolz“

Im als Kollektiv kritisierten Trainerteam ist Magoni auch gar nicht die zentrale Figur. Thomas Trinker, der die Gesamtverantwortung für die ÖSV-Frauen trägt, versuchte jedenfalls nach turbulenten Tagen rund ums Heimrennen zu kalmieren. „Natürlich waren in letzter Zeit alle geknickt, aber es gibt keinen Konflikt in der Gruppe. Wir versuchen schon, eine Kommunikation auf Augenhöhe im Team zu führen“, sagte der Steirer. „Bis man sich als Mensch kennenlernt und versteht, wie der andere tickt, braucht es seine Zeit.“

Das Flachau-Abschneiden machte Trinker „sehr stolz“, denn: „Es ist kein Spitzenergebnis, aber es ist ein Ergebnis, das zeigt, dass sie noch da sind.“ Schnelle Teilzeiten zögen sich wie blöde Fehler weiter quer durch die Leistungen. „Aber sie hatten einen Megadruck, weil in den letzten Tagen so viel dahergekommen und auch viel geredet worden ist.“

Einem Radikalumbau seines Trainerteams erteilte Trinker neuerlich eine Absage. „Es wird jetzt sicher kein Trainer ausgetauscht werden. Aber wir werden sicher Dinge optimieren und gewisse Sachen vielleicht von einer anderen Richtung angehen“, sagte Trinker, ohne konkret werden zu wollen.

Siegerin Vlhova atmet auf

Ganz laut atmete Vlhova auf, die das höchste Preisgeld des Jahres (62.000 Euro) vor prächtiger Stimmung und einer kränkelnden Mikaela Shiffrin einfuhr. „Ich wusste, dass sie stark ist, aber ich war stärker“, schwang bei der Slowakin nach dem ersten Saisonsieg nur Genugtuung mit. Ganz nebenbei verschob die nun dreifache „Snow Space Salzburg Princess“ den historischen 83. Weltcup-Sieg ihrer großen Rivalin.

Die anstehenden Speed-Rennen in St. Anton werden beide Branchengrößen auslassen. Shiffrin und Vlhova planen jeweils in Cortina d’Ampezzo (ab 18. Jänner) auf die große Bühne zurückzukehren. Auf das Rennen um den Gesamtweltcup wird sich das Fehlen beider nicht auswirken. Lara Gut-Behrami und Sofia Goggia liegen als Vierte und Fünfte bereits über 700 Punkte hinter Shiffrin zurück.