Ski alpin

Fellers verflixte Kitz-Serie geht weiter

Manuel Feller und der Kitzbüheler Ganslernhang waren auch im neunten Anlauf keine erfolgreiche Kombination. Der 30-Jährige fiel am Sonntag nach Halbzeitführung im zweiten Durchgang aus und musste damit den Slalom-Sieg dem Schweizer Daniel Yule überlassen und verließ sein Heimrennen einmal mehr mit leeren Händen. Mit dem Ausfall setzte sich Fellers verflixte Serie in Kitzbühel fort.

Zehn Kilometer Luftlinie von seinem Heimatort Fieberbrunn entfernt war Feller zum Abschluss der 83. Hahnenkamm-Rennen nur einen Lauf von seinem großen Ziel entfernt. 85 Hundertstel Vorsprung hatte der Lokalmatador auf den führenden Schweizer Yule im Gepäck. Doch die waren letztendlich wertlos, denn Feller fädelte in der Entscheidung noch vor der ersten Zwischenzeit ein. Damit durfte Yule über einen gelungenen Sprung von Rang sieben an die Spitze und vor dem Briten Dave Ryding und Lucas Braathen aus Norwegen über seinen zweiten Sieg in Kitzbühel jubeln.

Feller war im ORF-Interview der Frust über sein Missgeschick in der ersten Haarnadelkombination zwar deutlich anzusehen, trotzdem versuchte der Tiroler nicht in Selbstmitleid zu zerfließen. „Das ist im Slalom halt so, das ist den Besten schon passiert“, sagte Feller, der trotz des Ausfalls mit seiner Leistung grundsätzlich zufrieden gewesen wäre: „Ich kann mir nichts vorwerfen, habe eigentlich ein gutes Gefühl gehabt. Es ist dann einfach schnell gegangen.“

Manuel Feller in der Zielgerade
GEPA/Gintare Karpaviciute
Nach dem ersten Lauf durfte Feller noch mit dem erhofften Heimsieg spekulieren

Mehr als der Ausfall schmerzte Feller die Gewissheit, dass sich das Fenster für den ersehnten Slalom-Sieg in der Heimat langsam aber sicher schließt. „Ich habe es probiert. Ich weiß nicht, ob ich noch einmal mit so einer Form daherkomme“, sagte der tragische Held des Sonntags. Besonders für das Publikum und für die Fans aus Fieberbrunn tue es ihm leid: „Jeder ist voller Euphorie, dann sehen sie mich nicht einmal über die erste Kuppe kommen.“

Fünf Ausfälle und ein Krankheitsfall

Der Ausfall im Sonntag reihte sich nahtlos in Fellers Unserie auf dem Ganslernhang ein. Als bisher bestes Resultat hat der Tiroler einen fünften Platz aus dem Jahr 2018 zu Buche stehen. 2014 wurde er noch Achter, vor zwei Jahren schaffte er es immerhin als 13. in die Ergebnisliste. Ansonsten sah Feller in Kitzbühel nie das Ziel: Insgesamt fünfmal fiel der 30-Jährige aus, wobei er 2019 nachträglich eines Torfehlers überführt wurde.

Im Vorjahr stand einem möglichen Heimsieg Fellers das Coronavirus im Weg. Der WM-Silberne von 2017 wurde kurz vor Kitzbühel positiv getestet und musste die Slalom-Show aus der Quarantäne verfolgen. Nun verspüre er zwar wieder eine Leere, so Feller: „Aber das geht bei mir relativ schnell. Ich blicke nach vorne, es stehen zwei coole Rennen vor der Tür. Ich werde voll drauflosfahren, in Schladming gilt volle Attacke.“ In Schladmig stehen am Dienstag (17.45 Uhr und 20.45 Uhr, ab 17.00 Uhr live in ORF1) der klassische Nachtslalom und Mittwoch (17.45 Uhr und 20.45 Uhr, ab 17.20 Uhr live in ORF1) erstmals ein Riesentorlauf unter Flutlicht auf dem Programm.

Frust auch bei Schwarz und Strolz

Ganz unten war am Sonntag nicht nur Feller, sondern auch Marco Schwarz und Johannes Strolz erlebten einen Sonntag zum Vergessen. Schwarz vergriff sich beim Set-up und verpasste die Entscheidung der besten 30. „Ich habe die falsche Abstimmung gewählt vom Ski her“, erklärte der Kärntner, der seinem Frust darüber auch mit einem nicht druckreifen Kraftausdruck freien Lauf ließ. Die Piste sei „weit weg von einem Eislaufplatz“ gewesen. „Es sind leichte Rippen drin, man hat einen sehr guten Grip.“ Ein Rennen so wegzuschmeißen, „tut natürlich brutal weh. Jetzt konzentriere ich mich auf Schladming.“

Marco Schwarz beim Skifahren
Reuters/Aleksandra Szmigiel
Schwarz griff beim Material daneben und war im zweiten Durchgang nur Zuschauer

Für Strolz war es im sechsten Saisonslalom der fünfte Ausfall. „Es tut brutal weh. Das Rennfahrerherz blutet“, meinte der Vorarlberger, der dennoch guter Dinge ist. „Wenn ich fahre, was ich kann und was möglich wäre, mache ich mir keine Sorgen.“ Das WM-Ticket nach Frankreich hat Strolz auch vor den zwei davor noch ausständigen Slaloms quasi in der Tasche. In der Kombination gilt der Peking-Olympiasieger als Medaillenanwärter.

Durch Fellers Missgeschick durfte hingegen nicht nur einerseits Yule über eine „Liebesgeschichte mit Kitz“ jubeln, sondern sich auch Adrian Pertl und Fabio Gstrein als Neunter bzw. Zehnter als beste Österreicher gratulieren lassen. „Im ersten wäre vielleicht noch ein bissl was möglich gewesen, im zweiten hätte ich schon gern Grün aufleuchten sehen“, sagte der Kärntner. „Ein paar Zehntel fehlen, aber es ist ein sehr gutes Ergebnis.“ Ähnlich analysierte Gstrein die Situation. „Die Leistung geht sicher besser, aber ich bin einmal zufrieden, dass ich wieder ein Ergebnis habe“, betonte der 25-Jährige. „Das Ziel ist natürlich immer, weiter vorne zu sein.“