Ski alpin

Schladming-Krimi mit Happy End für Noel

Clement Noel hat zum ersten Mal den Nachtslalalom in Schladming für sich entschieden. Der Franzose verwies am Dienstag nach Aufholjad im zweiten Durchgang den Schweizer Ramon Zenhäusern um 0,07 Sekunden auf Platz zwei, der Norweger Lucas Braathen wurde mit 0,38 Sekunden Rückstand Dritter und baute seine Führung im Spezialweltcup damit aus. Als bester Österreicher rutschte Manuel Feller im Finale von Platz zwei auf vier zurück.

0,45 Sekunden fehlten Feller, der in Kitzbühel als Halbzeitführender in der Entscheidung ausgefallen war, auf Noel, sieben Hundertstel auf das Podest. Als Zweitbester des ÖSV-Teams schwang Fabio Gstrein als Neunter 1,19 Sekunden hinter dem Sieger ab. Johannes Strolz schlitterte von Platz neun auf 16 (+2,59) zurück, immerhin schrieb der Vorarlberger zum zweiten Mal nach Rang zwölf in Wengen an – fünf von sieben Slaloms dieser Saison beendete er nicht.

Fellers Freude über Platz vier war überschaubar. „Der Steilhang war einfach nicht gut genug. Ein vierter Platz ist nicht schlecht, es war auch vom Lauf her nicht schlecht, aber halt nicht gut genug“, sagte Feller im ORF-Interview. In der vergangenen Saison war der 30-jährige Tiroler nach überstandener CoV-Infektion auf der Planai in Rekordmanier im Finale noch von Platz 28 auf drei gestürmt.

Feller rutscht zurück

Manuel Feller rutscht im Finale von Platz zwei auf vier zurück.

Kristoffersen verpasst Rekorderfolg

Die Entscheidung vor rund 35.000 Fans auf der Planai war diesmal zum Krimi mit Happy End für Noel geworden, der sich von Platz sieben noch zu seinem insgesamt zehnten Weltcup-Sieg katapultierte. Der 25-Jährige profitierte freilich vom Pech der Konkurrenten. Neben Feller hielt auch der Norweger Henrik Kristoffersen, der sich mit seinem fünften Schladming-Sieg zum alleinigen Rekordhalter vor Benjamin Raich aufgeschwungen hätte, dem Druck nicht stand, er fiel von eins auf elf (1,33) zurück, der Schweizer Loic Meillard von drei auf fünf (0,60).

1. Clement Noel (FRA)
2. Ramon Zenhäusern (SUI)
3. Lucas Braathen (NOR)

„Es ist unglaublich. Ich bin sehr, sehr glücklich. Meine Saison war bisher ein bisschen schwierig. In Kitzbühel (Achter) war ich noch traurig, aber auch Schladming ist ein großes Rennen“, sagte Noel. „Mein nächster Traum ist die WM (5. bis 19. Februar in Courchevel) zu Hause zu gewinnen. Ich will aber nicht zu sehr an die Zukunft denken, jetzt bin ich einmal glücklich.“

Braathen, zweifacher Saisonsieger, stand zum dritten Mal in Folge als Dritter auf dem Podest und baute seinen Vorsprung auf Kristoffersen im Spezialweltcup auf 51 Punkte aus. „Dass ich wieder auf dem Podest stehe, ist cool. Ich hatte ein gutes Gefühl und Selbstvertrauen. Ich bin echt zufrieden“, so Braathen. Zenhäusern sagte: „Das ist Wahnsinn. Diesen steilen Hang hier mag ich eigentlich am wenigsten, deshalb macht mich dieses Podest unheimlich glücklich.“

ÖSV-Techniker warten auf Sieg

Während die Gegner ausgelassen jubelten, war dem ÖSV-Team das Lachen vergangen. Die Techniker warten weiter auf ihren ersten Sieg in der WM-Saison und seit nun 14 Rennen auf einen Slalom-Erfolg. In dieser Saison war nur Feller als Zweiter in Garmisch und Val d’Isere auf das Podest gecarvt. Der bisher letzte Sieg der ÖSV-Herren in einem Slalom gelang Strolz im Jänner des vergangenen Jahres in Adelboden.

„Aber wir werden weitermachen. Die Mannschaft ist nicht schlecht“, sagte Feller. „Es gibt ja noch ein paar wichtige und coole Rennen. Vielleicht bringen wir es da auf den Punkt.“ Am 4. Februar geht in Chamonix der letzte Slalom vor der WM in Szene.

Schwarz und Pertl hasardierten

Ihrem Risiko Tribut zollten in Schladming auch Marco Schwarz und Adrian Pertl, die in der Entscheidung erfolglos attackierten. Schwarz, Sieger in Schladming vor zwei Jahren, schoss als Halbzeitzwölfter nach Zwischenbestzeiten einen kapitalen Bock und reihte sich als 25. (7,13) am Ende des Feldes ein. Vizeweltmeister Pertl, in Kitzbühel Neunter und zugleich bester Österreicher, hasardierte genauso und schied aus.

Im Finale nur mehr Zuschauer waren Simon Rueland (33./4,15), Michael Matt (35./4,25) und Dominik Raschner, der nach wenigen Fahrsekunden scheiterte. Für Matt dürfte es mit dem WM-Ticket für Courchevel somit eng werden, als bisher bestes Resultat hat der 29-jährige Tiroler in dieser Saison Rang 15 in Wengen zu Buche stehen. Am Mittwoch geht es in Schladming mit der Premiere des Flutlicht-Riesentorlaufs (17.45 bzw. 20.45 Uhr, live in ORF1) weiter.