Ski-WM

Crawford überrascht mit Gold im Super-G

Am vierten Tag der alpinen Skiweltmeisterschaft in Frankreich hat es am Donnerstag erstmals nicht für eine Medaille für Österreich gereicht. Im Super-G der Herren wurde Raphael Haaser als bester ÖSV-Athlet Fünfter, Gold ging überraschend an den Kanadier James Crawford, der den norwegischen Mitfavoriten Aleksander Aamodt Kilde um nur eine Hundertstelsekunde hinter sich ließ. Bronze ging an Hausherrn Alexis Pinturault (+0,26).

Beim 18. Super-G der WM-Geschichte blieb Österreich zum siebenten Mal ohne Medaille, erstmals wieder seit 2017. Marco Schwarz (6./+0,59) mischte im unteren Teil noch mit, vergab aber dann mit einem Fehler eine bessere Platzierung, womöglich seine zweite Medaille bei dieser Weltmeisterschaft. Titelverteidiger Vincent Kriechmayr wurde Zwölfter, die WM-Debütanten Daniel Hemetsberger 14. und Stefan Babinsky 15.

Crawford holte nicht nur seine allererste WM-Medaille, sondern gewann überhaupt sein erstes Rennen bei den Profis. Der 25-Jährige sorgte für das zweite kanadische WM-Gold in dieser Disziplin nach Erik Guay 2017. Mit dem Schweizer Marco Odermatt musste sich der Topfavorit nicht nur geschlagen geben, der vierfache Saisonsieger im Super-G bleibt als Vierter (+0,37) auch weiterhin ohne WM-Medaille.

Kilde um 0,01 Sekunden geschlagen

Der Norweger muss sich mit 0,01 Sekunden Rückstand dem Kanadier James Crawford geschlagen geben.

Hundertstelkrimi an Crawford

Crawford hatte bei den Olympischen Spielen 2022 in Peking Kombi-Bronze erobert, nun jubelte er über WM-Gold. „Es fühlt sich fantastisch an. Ich habe mir nichts erwartet vor der WM, ich wollt nur mein Bestes geben. Ich war sehr fokussiert und habe von oben bis unten einen guten Rhythmus gehabt. Ich konnte es nicht glauben, als ich es grün aufleuchten sah im Ziel. Es war unglaublich. Ein Schock und viele Emotionen“, sagte der Kanadier nach dem Rennen im ORF-Interview.

1. James Crawford (CAN)
2. Aleksander A. Kilde (NOR)
3. Alexis Pinturault (FRA)

Crawford war in diesem Winter bereits zweimal im Weltcup auf dem Podest, und zwar jeweils in der Abfahrt Zweiter in Bormio und Dritter in Beaver Creek. Im Super-G landete er vor einem Jahr in Kvitfjell auf Rang zwei. Dass es nun Gold wurde, ist auf dem Papier eine Überraschung, innerhalb des Weltcup-Zirkus nur bedingt.

28 Zentimeter machen Unterschied aus

„Er gehört zu den besten Speed-Spezialisten der Welt. Der hat einen brutalen Speed, hat verdient gewonnen“, sagte Schwarz über den 25-Jährigen, der auf dem Stuhl des Führenden im wahrsten Sinne des Wortes zitterte.

Seine erste WM-Medaille sicherte sich auch Kilde, der mit zwei Saisonsiegen in dieser Disziplin neben Odermatt als Favorit gehandelt wurde. Auf Gold fehlten auch nur 0,01 Sekunden. „So ist das im Sport, eine Hundertstel ist schade. Vielleicht ist die Hundertstel das nächste Mal auf meiner Seite. Aber es war eine coole Fahrt“, so Kilde. Der Unterschied zwischen Gold und Silber betrug nur 28 Zentimeter.

Topfavorit Odermatt geschlagen

Pinturault bestätigte seine Leistung aus der Kombination und holte damit in seinem Heimatort mit Bronze seine zweite WM-Medaille. „Das war eine super Fahrt von mir, ich habe alles gegeben. Der Super-G war nicht einfach, wir waren fünf Prozent schneller als in der Kombi, das macht einen Unterschied. Ich hatte gedacht, dass ich länger auf Platz eins bin, aber es war sehr eng. Crawford war in dieser Saison konstant schnell“, sagte der 31-jährige Franzose über den Überraschungssieger.

Odermatt musste am Ende mit Platz vier leben. „Mein Gefühl war nicht so schlecht, die Fahrt auch nicht, elf Hundertstel sind auch nicht viel. Es ist der kürzeste Super-G auf der Tour, wenn man da einen kleinen Fehler macht, ist die Zeit gleich weg. Die elf Hundertstel findet man bei jedem Schwung“, so der 25-Jährige, der von Crawford vorab informiert wurde. „Er hat mir schon am Start gesagt, dass der Kurs für ihn passt und dass es sein Tag ist. Das hat er perfekt umgesetzt“, sagte ein lächelnder Odermatt und gratulierte.

Der Super-G-Weltmeister von 2019, Dominik Paris, kam im Mittelteil zu Sturz, konnte aber selbst ins Ziel fahren. Die Läufer des italienischen Teams fuhren nach dem Tod von Elena Fanchini mit Trauerflor.

Fehler kostet Schwarz im Finish Zeit

Aus heimischer Sicht lief es dieses Mal nicht so rund wie in den ersten Tagen, bester Österreicher wurde Haaser als Fünfter. „Ich bin den oberen Teil nicht gut gefahren, da habe ich gemerkt, wie ich Tempo verloren habe. Sonst habe ich mir nicht viel vorzuwerfen, und es war im Großen und Ganzen eine ansprechende Fahrt“, so der Tiroler, der sich wiederum eine Hundertstelsekunde vor Schwarz klassierte.

Schwarz wird hinter Haaser Sechster

Der Kärntner verliert im Finish nach einem Fehler wertvolle Zeit.

Dieser hatte auch mit Startnummer 21 noch eine realistische Chance auf eine Medaille, vergab sie aber letztlich unten mit einem Fehler. „Es ist sehr schade, es wäre mehr drinnen gewesen. Über die letzte Welle hat es mich verdreht und dann reingedrückt in der Kompression. Aber das hätte auch schlimmer ausgehen können“, meinte der Kärntner, der dabei einen Sturz verhinderte und am Ende Rang sechs belegte.

Titelverteidiger Kriechmayr „vergeigt“ es

Wie schon beim Super-G in der Kombination am Dienstag kam Kriechmayr in Courchevel in diesem Jahr noch nicht auf Touren. Vor einem Jahr hatte er noch beide Speed-Bewerbe beim Saisonfinale hier gewonnen „Die Fahrt war nicht gut, ich habe schon am Start verloren und unten habe ich zu viel Risiko genommen. Das habe ich ordentlich vergeigt“, sagte der 31-Jährige und hielt sich kein Blatt vor den Mund.

Österreichs Herren bleiben bei 15 WM-Medaillen im Super-G (fünfmal Gold, sechsmal Silber, viermal Bronze), bei dieser Weltmeisterschaft in Frankreich hält das ÖSV-Team weiter bei vier, die nächste Chance auf Edelmetall bietet sich den Herren am Sonntag (11.00 Uhr, live in ORF1), wenn mit der Abfahrt die Königsdisziplin auf dem Programm steht.