Marco Schwarz beim Skifahren
GEPA/Daniel Goetzhaber
Ski-WM

Schwarz entwickelt sich zum Speed-Ass

Marco Schwarz, der bisher als Technikspezialist gegolten hat, ist diese Saison erstmals richtig ins Speed-Metier eingetaucht und hat sich im Eiltempo zum Medaillenanwärter entwickelt. Bei der alpinen Ski-WM in Courchevel zeigte der Kärntner mit Platz vier in der Abfahrt und Rang sechs im Super-G auf. Mit ein paar Kilometern mehr in den Beinen könnte der 27-Jährige künftig selbst den Schweizer Weltmeister Marco Odermatt und den Norweger Aleksander Aamodt Kilde ärgern. „Das ist ein Prozess, der über mehrere Jahre geht“, sagte Schwarz.

Die erfrischenden Speed-Auftritte von Schwarz kommen aber freilich nicht von ungefähr. Bei der Junioren-WM 2014 in Jasna gewann er Gold im Super-G und Bronze in der Abfahrt. „Mir hat das schnelle Fahren eigentlich vom Jugendalter an immer getaugt, auch die Sprünge. Ich habe es früher sehr gerne gemacht, aber dann hat sich das Ganze spezialisiert auf die technischen Disziplinen. Und das waren ja alles richtige Entscheidungen“, betonte Schwarz, der bisher vier Weltcup-Siege bejubeln durfte (zwei Slaloms, eine Kombination und einen City Event) und etwa WM-Bronze in Slalom (2019) und Riesentorlauf (2021) gewonnen hat.

„Jetzt haben wir aber gesagt, wir nehmen die Disziplinen dazu“, erklärte der 27-Jährige. Der Prozess zum Abfahrer, der im Weltcup dauerhaft um gute Platzierungen fahren kann, hat im Sommer 2022 mit der Hinwendung zum Speed-Training in Südamerika begonnen. Im Herbst absolvierte Schwarz in weiterer Folge den Speed-Trainingsblock in Copper Mountain und bestritt seine ersten Super-Gs im Weltcup, im Jänner nahm er schließlich auch den Lauberhorn-Klassiker als erste Weltcup-Abfahrt ins Visier. In Wengen fuhr er auf Anhieb auf den sechsten Platz – in jener Disziplin, die am meisten Erfahrung und Streckenkenntnisse erfordert.

Marco Schwarz und Marko Pfeifer
GEPA/Daniel Goetzhaber
Trainer Marko Pfeifer spielt in der Karriere von Schwarz eine wichtige Rolle

Ein wichtiger Antreiber auf dieser Route war Männer-Chefcoach Marko Pfeifer. „Über ‚Blacky‘ brauchen wir nicht reden. Zweite Abfahrt, sensationelle Leistung. Es wäre die Krönung gewesen mit der Medaille“, sagte der Kärntner über die Abfahrt seines Landsmannes am Sonntag. „Wir haben Marco Schwarz eigentlich kurz vor der WM erst zum Speedfahrer umdisponiert, dann ist er auf einmal ein Medaillenkandidat geworden in beiden Disziplinen.“

Knifflige Entscheidungen stehen bevor

Schwarz würde die Liebe zum hohen Tempo in Zukunft gerne vertiefen, „aber natürlich will ich auch bei den technischen Disziplinen bleiben“. Es kündigen sich bereits einige knifflige Entscheidungen an. „Alle vier Disziplinen zu fahren wird aus jetziger Sicht einmal nicht möglich sein. Die gewissen Rennen würde ich schon gerne fahren“, sagte er und verwies auf die aktuell laufende Weltcup-Saison als Modell. „Die Herbstrennen in Amerika haben gut reingepasst. Kitzbühel hätte mich sehr gereizt, war aber nicht möglich, weil das andere Programm zu dicht war. So werden wir das in Zukunft auch machen, dass wir abwägen: Was steht dafür? Wo kann ich mehr herausholen?“

Marco Schwarz mit Preis
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Schwarz gewann bei der WM Silber in der Kombination, in den Speed-Bewerben klappte es mit Podestplätzen nur knapp nicht

Für die Kollegen steht fest, dass Schwarz die Schlagkraft der Speed-Riege verstärken würde. „Der ‚Blacky‘ ist ein herausragender Abfahrer, das sieht man. Er ist ein unglaublicher Skifahrer, sicher einer der besten im Zirkus, er war in jeder Disziplin unter den besten zehn“, meinte der entthronte Weltmeister Vincent Kriechmayr. „Wenn er mehr Abfahrt fährt, könnte es im Slalom vielleicht ein bisschen schwieriger werden. Aber wenn es wer schafft, dann der ‚Blacky‘.“ Otmar Striedinger sagte: „Ich glaube, wir werden ihn in Zukunft noch öfter in der Abfahrt sehen.“

Enttäuschende Ausbeute der Speed-Herren

Ganz allgemein betrachtet, konnte Pfeifer mit der Ausbeute in den Speedrennen bei der WM in Frankreich nicht zufrieden sein. „Es ist im Super-G das Gleiche gewesen wie in der Abfahrt“, spielte der Trainer darauf an, dass keiner der ÖSV-Protagonisten einen fehlerfreien Lauf bewerkstelligte. Die erste WM-Woche „hat supergut angefangen mit zwei Medaillen, dann haben wir uns natürlich mehr erhofft, weil es war ein richtiger Flow da.“ Dennoch gab sich Pfeifer positiv, „weil das Skifahren da ist. Natürlich steht speedmäßig jetzt nichts am Konto, aber wir sind Kämpfer. Wir werden weiterkämpfen.“