Skispringer Stefan Kraft (AUT) am Lift
GEPA/Patrick Steiner
Nordische Ski-WM

ÖSV-Adler suchen Gründe für Flaute

Normalerweise zählen die ÖSV-Adler zu den Medaillengaranten, bei der nordischen Ski-WM in Planica sind sie aber erst auf den letzten Abdruck einem Nuller entgangen. Während das Kombi-Team und die Skispringerinnen ablieferten, standen Stefan Kraft und Co. bis zum abschließenden Team-Bewerb unter Zugzwang. Letztlich wurde es „nur“ Bronze. Und das auf einer Schanzenanlage, auf der von der Truppe von ÖSV-Chefcoach Andreas Widhölzl viel trainiert wird. Ein Punkt, in dem nicht nur Mario Stecher Verbesserungspotenzial sieht.

„Wir sind nicht 100-prozentig zurechtgekommen mit den Verhältnissen, mit der Schanzenanlage an sich“, sagte der Sportliche Leiter im ÖSV auf Nachfrage der APA. „Das ist ein fader Beigeschmack, dass es uns nicht gelungen ist, auf dem Punkt da zu sein. Da müssen wir schauen, dass wir das für die Zukunft verbessern.“ Freilich hätte laut Meinung des 45-Jährigen alles anders laufen können, wenn Kraft im ersten Bewerb nicht von Halbzeitrang eins auf Platz vier zurückgefallen wäre. „Vielleicht hätte dann das Team befreit aufspringen können.“

So aber haben auch die Springer mitzuverantworten gehabt, dass Rot-Weiß-Rot bei diesen Titelkämpfen ohne Gold geblieben ist. „Man kann es sich nicht einfach nur abholen. Dieses Mal haben wir es nicht ganz auf den Punkt gebracht, voriges Jahr bei Olympia haben wir auch ein bisschen ein Glück gehabt und waren am Tag X da“, resümierte Stecher. Im Weltcup zeige die Mannschaft ihre Kompaktheit, aber bei der Großveranstaltung sei das diesmal nicht ganz so gewesen. „Uns hat die zwei Wochen das Tüpferl am i, die Überform gefehlt.“

Nordische Ski-WM: Bronze für ÖSV-Adler

Am Samstag ist bei der nordischen Ski-WM in Planica der Team-Bewerb der Skispringer über die Bühne gegangen. Stefan Kraft, Daniel Tschofenig, Michael Hayböck und Jan Hörl haben Österreich im letzten Sprungbewerb die siebente Medaille bei der WM in Planica beschert. Sie jubelten über Bronze und mussten sich nur Slowenien und Norwegen geschlagen geben.

Weltcup als Chance zur Revanche

Im Weltcup gibt es freilich in diesem Winter noch einige Chancen, um sich zu beweisen. Nächste Woche steht ein Doppel in Oslo auf dem Programm, danach folgen in der Raw Air zwei weitere Großschanzen-Bewerbe in Lillehammer, auch in Lahti steht noch eine Konkurrenz auf dem Programm. „Da habe ich zwei Weltcup-Siege gefeiert und fahre daher immer saugerne hin“, sagte Michael Hayböck mit Vorfreude. „Und dann noch meine Lieblingsschanze zum Grande Finale“, spielte er auf den Saisonausklang beim Skifliegen in Planica an. Auch in Vikersund wird noch geflogen.

Speziell Hayböck wurde in den beiden WM-Wochen vor Augen geführt, wie eng Erfolg und Misserfolg in diesem Sport beieinander liegen können. Auf der Großschanze war der seit (dem heutigen) Sonntag 32-Jährige lange mit Symmetrieproblemen konfrontiert, die waren im Team-Bewerb aber plötzlich wie weggeblasen und er vorne mit dabei. „Es sind so Nuancen – zwei Millimeter bei der Bindung und ein Alzerl mehr in der Hocke, dann fängt es wieder an zum Funktionieren. Davor denkst du dir, du machst nichts falsch, aber kommst nicht ins Fliegen. Das ist Skispringen.“

Erst zwei ÖSV-Siege im WM-Winter

Für Kraft geht es im Weltcup noch um die Top Drei, da er als aktuell Vierter nur 18 Punkte hinter dem slowenischen Team-Weltmeister Anze Lanisek liegt. Die voranliegenden Halvor Egner Granerud und Dawid Kubacki sind aber wohl schon zu weit entfernt, der Norweger und der Pole werden sich den Gesamtweltcup untereinander ausmachen. Ausbaufähig bei den Österreichern ist die Anzahl der Siege in dieser Saison, die einzigen beiden Einzel-Erfolge 2022/23 gehen auf das Konto von Kraft. Dass es in Planica nicht mit Gold geklappt hat, kommt also nicht von ungefähr.