Siegerinnenehrung von Stephanie Venier, Nina Ortlieb und Franziska Gritsch
GEPA/Harald Steiner
Ski alpin

Speed-Damen lassen „Krise“ hinter sich

Österreichs Speed-Damen haben in Kvitfjell nach dem Dreifachsieg im zweiten Super-G sowie dem Erfolg von Cornelia Hütter im ersten Super-G die Diskussionen über eine Krise endgültig hinter sich gelassen. „Jetzt wird wohl von einer Krise nicht mehr die Rede sein“, urteilte die Zweite Stephanie Venier. Siegerin Nina Ortlieb befand ohnehin: „Das ist immer von außen gekommen, die Krise hat man nur von außen dargestellt."

Das interne Klima im Team sei jedenfalls sehr gut. „Oft werden wir Österreicher so abgestempelt, als ob da kein Teamspirit dahinter ist – aber eigentlich ist es genau anders“, erklärte Ortlieb. Dass sie am Sonntag mit Glück vor Venier und Franziska Gritsch gewonnen hatte, wollte die Vorarlbergerin nicht verhehlen.

Das umschlagende Wetter habe den mit hohen Nummern gestarteten Österreicherinnen sicherlich zwar geholfen, aber nicht nur im ÖSV-Lager ging der Tenor in die Richtung, dass man die Bedingungen auch erst einmal ausnutzen müsse. Das gelang nur dem rot-weiß-roten Trio und der Deutschen Emma Aicher, die als Fünfte ihr bestes Weltcup-Resultat einfuhr. „Es ist ein Freiluftsport, aber du musst es auch nutzen in dem Moment, und sie haben es definitiv sehr gut genutzt“, meinte Hütter, die am Sonntag noch auf Platz 14 zurückfiel.

Chance auf kleine Kugel für Hütter

Beim Weltcup-Finale kommende Woche in Soldeu könnte Cornelia Hütter noch die kleine Kristallkugel im Super-G gewinnen. In Kvitfiell ist das Feld der fünf Kugelanwärterinnen näher zusammengerückt.

Hütter hatte die ÖSV-Frauen unter der Leitung von Thomas Trinker im Super-G am Freitag mit dem ersten Saisonsieg erlöst. Für Ortlieb wurde das Label der Krise ungerechtfertigt auch den Speed-Spezialistinnen übergestülpt, nachdem eigentlich die Technikerinnen einen minder erfolgreichen Saisonstart hingelegt hatten.

Mannschaftlich starke Leistung

Im Speed habe die unter dem neuen Chef Alexander Hödlmoser eingeschlagene Richtung grundsätzlich gestimmt. Drei Podestplätze beim Auftakt in Lake Louise durch Hütter und Ortlieb sowie die WM-Medaillen der beiden in Silber und Bronze in Frankreich unterfüttern diesen Standpunkt – wenngleich Siege bis vor der Reise in die norwegischen Berge ausgeblieben waren.

„Ich glaube, wir waren auf einem guten Weg, haben gut trainiert. Die Veränderungen haben vielleicht Zeit gebraucht, aber cool, dass jetzt am Ende der Saison nicht nur ein Sieg da war, sondern gleich der zweite in der Mannschaft. Und dass es dann noch ein Dreifachsieg ist, bestätigt die mannschaftlich starke Leistung“, führte Ortlieb nach ihrem zweiten Weltcup-Erfolg aus. Beide gelangen ihr im Super-G.

„Manchmal nicht einfach“

Auch für Hütter sind „die Außenstehenden“ diejenigen, die von einer Krise geredet hätten. „Es ist halt manchmal nicht einfach, aber deswegen darf man trotzdem nicht die Nerven schmeißen“, erklärte die Steirerin, die einräumte, dass durch die Bank nicht alles nach Wunsch gelaufen sei. „Natürlich schaut wieder alles superschön aus, aber wir haben gewisse Sachen zu ändern, wir haben gewisse Dinge umzusetzen und zu verbessern, das werden wir trotzdem auch machen. Wir können schnell Skifahren, aber es gehört ein bisschen mehr dazu.“

Cornelia Hütter in Action
GEPA/Harald Steiner
Hütter ist in dieser Saison die konstanteste ÖSV-Speed-Fahrerin

Zum Beispiel der Teamgeist und interne Zusammenhalt – und davon war bei Ortliebs Sieg jedenfalls etwas zu spüren. Als Gritsch, Venier und die Vizeweltmeisterin mit ihren Startnummern 26, 29 und 31 auf die ersten drei Plätze fuhren, lachten und jubelten alle im Zielraum mit roten ÖSV-Jacken lauthals. „Wir kennen uns schon so lange, viele von uns waren gemeinsam in der Schule, viele trainieren im Sommer gemeinsam“, berichtete Ortlieb. Dass Gritsch und Venier der mögliche Sieg stibitzt wurde, tat ihrer Freude keinen Abbruch. „Wenn ich da heute noch traurig wäre, würde mir der zweite Platz sofort wieder aberkannt gehören“, so Venier.

Hütter mit Chance auf Kristall

Hütter hat beim Saisonkehraus in Soldeu in zwei Wochen auch noch die Chance auf die kleine Kugel im Super-G-Weltcup. 25 Punkte fehlen ihr auf die im Ranking führende Italienerin Elena Curtoni, 19 auf die Schweizerin Lara Gut-Behrami. „Ich möchte eine solide Saison jetzt durchziehen. Das habe ich mir am Anfang vorgenommen, und das habe ich jetzt eigentlich bis zum Schluss gemacht. Deswegen freue ich mich auf den Showdown in Soldeu“, sagte Hütter. „Wenn ich unter den Top Fünf bleibe, ist es eine irrsinnig coole Saison und einfach schön, wieder mit der Weltspitze mitzufahren. Aber natürlich, wenn ich ganz vorne wäre, wäre es noch schöner.“