Jubel von Marco Odermatt (Schweiz)
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Ski alpin

Odermatt greift Maier-Rekord an

Nach den Rennen in den USA ist der zweite Gesamtweltcup-Sieg von Marco Odermatt nur rechnerisch noch nicht fix. Der 25-jährige Schweizer verwaltete seinen Vorsprung in Palisades Tahoe und Aspen im Stile eines Champions und hakte am Sonntag das erste Teilziel mit dem Gewinn der Super-G-Kugel ab. Zudem könnte Odermatt in fünf ausstehenden Rennen den 2.000-Punkte-Rekord von Hermann Maier noch brechen.

Noch fehlen Odermatt 374 Punkte, um die 1999/2000 von Maier aufgestellte und seither bei den Männern unerreichte Marke von exakt 2.000 Punkten in einer Weltcup-Saison zu erreichen. Der Vollständigkeit halber: Insgesamt hält die Slowenin Tina Maze mit ihren 2012/13 aufgestellten 2.414 Zählern den Rekord, auch US-Star Mikaela Shiffrin durchbrach 2018/19 mit 2.204 Punkten die magische Marke.

Fünf Rennen dürfte Odermatt noch bestreiten – neben je einer Abfahrt und einem Super-G drei Riesentorläufe. Zwei davon werden am kommenden Wochenende in Kranjska Gora ausgetragen, wo der 25-jährige Olympiasieger und Weltmeister als Führender in der Disziplinenwertung antritt. Odermatt könnte sich schon am Samstag (9.30 Uhr, live in ORF1) im ersten Riesentorlauf in Slowenien vorzeitig den Gesamtweltcup sichern.

Aleksander Aamodt Kilde in Action
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Kilde muss sich im Kampf um den Gesamtweltcup wie im Vorjahr Odermatt wohl geschlagen geben

Ein 16. Platz reicht

Um sich zum zweiten Mal in Folge die große Kristallkugel zu sichern, würde ihm ein 16. Rang reichen, denn sein Rivale Aleksander Aamodt Kilde erklärte bereits nach Rang drei im Aspen-Super-G seinen Startverzicht am Podkoren. „Marco ist so stark in jedem Rennen“, sagte sein norwegischer Verfolger, für den das Rennen um den Gesamtweltcup angesichts von 386 Punkten Rückstand gelaufen ist. Die große Kugel für Odermatt wäre verdient, so Kilde: „Er hat eine unglaubliche Saison gehabt.“

Odermatt selbst schmunzelte zwar, startete öffentlich aber noch nicht den Partymodus, denn er wolle seinen Fokus beibehalten. Angesprochen auf den Rekord von Maier sagte der Schweizer: „Schon oft gehört, aber für mich kein wirkliches Ziel. Es wurden auch ein paar Rennen abgesagt, wegen Verletzung verpasste ich drei Rennen. Wenn alles geklappt hätte, wäre es vielleicht möglich gewesen, doch so fehlen doch noch viele Punkte. Mal schauen.“ Seinen Premierentitel beschloss Odermatt im Vorjahr mit 1.639 Punkten, Marcel Hirscher kam dem Rekord 2015/16 mit 1.795 Zählern nahe.

Geht die Saison ihren gewohnten Gang, wird sich Odermatt in einer anderen Rekordstatistik bei den Männern schon bald zu einem Österreicher-Trio gesellen. Odermatt gewann diese Saison neun Rennen, zehn oder mehr sind in diesem Jahrhundert nur Marcel Hirscher (13, 2017/18), Hermann Maier (13, 2000/01) und Stephan Eberharter (10, 2001/02) gelungen. Solorekordler ist er seit Sonntag jedenfalls im Super-G: Als erster Fahrer feierte er fünf Saisonsiege.

Gemischte Gefühle im ÖSV-Team

Unterdessen schlossen die österreichischen Männer die vierteilige Überseeserie mit gemischten Gefühlen ab. Nach dem Traumstart durch Marco Schwarz im Riesentorlauf in Palisades Tahoe folgten eine Enttäuschung im Slalom und zwei vierte Plätze der Speed-Abteilung in Aspen. „Das Ziel ist es schon, Rennen zu gewinnen, beziehungsweise, dass man nicht hadern muss“, sagte Marko Pfeifer angesichts der vierten Plätze von Vincent Kriechmayr (Abfahrt) und Stefan Babinsky (Super-G).

Ansonsten taten sich in Aspen sportliche Baustellen auf, die nicht ganz neu sind. „Aus meiner Sicht halten wir im Speed-Bereich in technischen, anspruchsvollen Strecken sehr gut mit, sind ganz vorne dabei. Wenn es aber Flachstücke gibt und auch beim Starten – wenn ich Kilde heranziehe – müssen wir uns verbessern“, meinte der ÖSV-Cheftrainer der Männer.

Marco Schwarz (ÖSV)
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Marco Schwarz konnte in Palisades Tahoe erstmals einen Riesentorlauf für sich entscheiden

Dass Schwarz im Riesentorlauf erstmals gewann, freute den langjährigen Intimus besonders. „Der Riesentorlauf-Sieg überwiegt natürlich – nach vielen Jahren abgesehen von Marcel Hirscher wieder einmal ein österreichischer Sieg“, sagte Pfeifer. „Der Slalom war medium, da hatten wir auch mit Manuel Feller und dem TV-Break ein bisschen Pech.“

Kritik an USA-Weltcup

Die in dieser Saison zweite USA-Reise der Männer, die auf Betreiben von FIS-Präsident Johan Eliasch festgesetzt wurde, war in der Szene wegen zusätzlicher Reisekosten und des CO2-Fußabdrucks umstritten. Mit den perfekt inszenierten Spektakeln in Europa konnten die Veranstaltungen in Lake Tahoe und Aspen nicht mithalten. Infrastruktur, Organisation, Sicherheitsaspekte, das Rutschpersonal auf der Strecke, TV-Produktion – Pfeifer sah viel Verbesserungspotenzial.

„Die Infrastruktur muss verbessert werden. Die Skiräume waren unter jeder Kritik, nicht weltcupwürdig. Auch die Unterkünfte hier in Aspen waren teilweise nicht weltcupwürdig“, sagte Pfeifer. „Da müssen sie fleißig arbeiten, damit es wieder Weltcup-Standard hat.“ Mit der Qualität der TV-Produktion sei etwa auch der Weltverband (FIS) nicht zufrieden gewesen. „Daran müssen sie dringend arbeiten. Sonst müssen sie Leute vom ORF einfliegen, damit die Übertragung besser wird.“