Ski alpin

Weltcup endet mit Kristall für Braathen

Der Herren-Slalom hat am Sonntag den Schlusspunkt hinter eine lange Saison gesetzt. Die letzte zu vergebende Kristallkugel wurde dabei zur Beute von Lucas Braathen. Der 22-jährige Norweger verteidigte in Soldeu mit einem zweiten Platz seine Weltcup-Führung. Für seinen Landsmann Henrik Kristoffersen war Rang drei zu wenig. Der Tagessieg ging mit einem Vorsprung von 0,06 Sekunden an den Schweizer Ramon Zenhäusern. Bester ÖSV-Läufer wurde Adrian Pertl als Sechster (1,19). Fabio Gstrein schied als Halbzeitdritter aus.

Braathen, der in dieser Saison die Slaloms in Adelboden und Val d’Isere gewinnen konnte, ging mit einem Vorsprung von 32 Punkten in den letzten Slalom. Am Ende hatte der 22-Jährige mit insgesamt 466 Zählern 52 Vorsprung auf Kristoffersen. Als dritter Norweger nach Kjetil Andre Aamodt (2000) und Kristoffersen (2016, 2020, 2022) gewann Braathen damit die Slalom-Weltcup-Wertung. Insgesamt schloss der Norweger sechs der zehn Slaloms auf dem Podest ab.

„Es ist unglaublich, ich weiß nicht, was ich sagen soll. Es war ein so langer und schwieriger Weg. Das ist die Belohnung für die Arbeit, seit ich mit neun Jahren mit meinem Vater zu trainieren begonnen habe. Es ist so ein langer Weg mit so vielen Opfern, ich freue mich, dass der neunjährige Luca jetzt diese Kugel sehen kann“, erklärte ein emotionaler Braathen, der sich auch von einer Blinddarm-OP vor der WM im Februar nicht aus der Bahn werfen ließ, im ORF-Interview.

Braathen holt Kugel im Slalom

Zum Abschluss der alpinen Weltcup-Saison ist am Sonntag auch die letzte Kugelentscheidung gefallen. Der Slalom-Weltcup geht an Jungstar Lucas Braathen, dem beim Finale in Soldeu ein zweiter Platz reicht.

Kristoffersen, der seine vierte Slalom-Kugel verpasste, gratulierte seinem Landsmann zu dessen erster. „Chapeau für den Lucas. Super Slalom-Saison. Lucas ist ein super Skifahrer, erste Kugel, das ist nicht schlecht. Ich denke, mit meinem neuen Material war es eine gute Saison, das ist für alle schwierig. Diese Saison war im Slalom ein bisschen up and down. Ich freue mich auf die nächste Saison, das ist sicher“, erklärte der 28-Jährige.

Lucas Braathen jubelt mit Kristallkugel
AP/Alessandro Trovati
Der Jubel bei Lucas Braathen über seine erste Kristallkugel war grenzenlos

Bestes Saisonergebnis für Pertl

Für die ÖSV-Herren endete ein durchwachsener Winter mit dem besten Saisonergebnis für Pertl. Der 26-Jährige verbesserte sich in der Entscheidung um zehn Ränge. „Wie die gesamte Saison war der erste Lauf fehleranfällig, im zweiten Durchgang habe ich die gute Piste ausgenützt, das war okay. Es war ein versöhnlicher Abschluss. Ich bin zufrieden und hoffe, dass ich nächste Saison noch was drauflegen kann“, erklärte Pertl, für den es nach dem Kreuzbandriss eine Comeback-Saison war.

1. Ramon Zenhäusern (SUI)
2. Lucas Braathen (NOR)
3. Henrik Kristoffersen (NOR)

Gstrein lag nach dem ersten Durchgang 0,55 Sekunden hinter dem führenden Zenhäusern und nahm seinen ersten Podestplatz der Karriere ins Visier. Bei der vorletzten Zwischenzeit lag der 25-jährige Tiroler noch 0,12 Sekunden vor Kristoffersen und damit auf Kurs in Richtung Stockerl. Danach wurde Gstrein aber ausgehoben und musste seine Hoffnungen auf einen starken Saisonabschluss begraben.

Schwarz bilanziert als Elfter positiv

Marco Schwarz beendete sein 35. Saisonrennen auf dem elften Rang. Der Rückstand des 26-jährigen Kärntners auf Sieger Zenhäusern betrug 1,68 Sekunden. „Die zwei Durchgänge waren heute noch einmal ein gescheiter Kampf, aber ich habe mich runtergekämpft“, sagte Schwarz, der in Soldeu im Super-G und im RTL auf dem Podest gelandet war.

Schwarz war froh, dass eine anstrengende, aber für ihn erfolgreiche Saison ein Ende fand. „Jetzt brauche ich mal ein paar Tage Pause, dann ein paar Skitests und Rennen bei den Österreichischen Meisterschaften, dann Urlaub. Im Großen und Ganzen muss ich schon zufrieden sein, speziell mit dem Riesenslalom, das erste Super-G-Podium, die Medaillen bei der WM. Von dem her bilanziere ich schon positiv“, erklärte Schwarz.

Nur 16 Podestplätze für ÖSV-Herren

Bester Österreicher im Slalom-Weltcup wurde mit 345 Punkten Manuel Feller als Fünfter. Der 30-jährige Tiroler, der zur Halbzeit sogar noch Chancen auf das Podest hatte, fiel in der Entscheidung um elf Plätze zurück und wurde 15. (1,96). „Flasche leer, muss man ganz ehrlich sagen. So am Limit war ich noch nie. Jetzt schlafe ich einmal drei Tage durch“, erklärte der Tiroler. Am Ende standen für Feller in dieser Saison zwei zweite Plätze in den ersten drei Slaloms zu Buche.

„Es ist ein bisschen wie verhext“, sagte Herren-Chefcoach Marco Pfeifer angesichts der Ausbeute seines Slalom-Teams. „Es tut schon weh, die Slalom-Läufer wurden unter ihrem Wert geschlagen. Ich bin mir sicher, nach einer guten Vorbereitung sind wir im nächsten Jahr im Slalom auch wieder ganz vorne dabei“, betonte Pfeifer. Insgesamt schlossen die ÖSV-Männer die Saison 2022/23 mit nur 16 Podestplätzen und damit so wenigen wie zuletzt vor 31 Jahren (15 in Saison 1991/92) ab. Vincent Kriechmayr (vier) und Schwarz sorgten für fünf Siege.