Marcel Sabitzer (AUT)
GEPA/Manfred Binder
EM-Qualifikation

Zum Auftakt zählt für ÖFB-Team nur Sieg

Für Österreichs Fußballnationalmannschaft wird es am Freitag (20.45 Uhr) wieder ernst. Alles andere als ein Heimsieg gegen Aserbaidschan zum Auftakt der EM-Qualifikation wäre ein herber Rückschlag. Drei Tage später am Montag (20.45 Uhr, live in ORF1) wartet in Linz dann die zweite Pflichtaufgabe gegen Estland. Erst im Juni folgen in der Gruppe F die großen Brocken Belgien und Schweden, die sich zum Auftakt in Skandinavien duellieren.

Die zwei Topteams jeder Gruppe buchen ihre Tickets für die EM 2024 in Deutschland. „Wir haben zum ersten Mal zwei Spiele vor der Brust, in denen wir als Favorit ins Spiel gehen“, erklärte ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick. „Wir müssen zeigen, dass wir auch in solchen Spielen in der Lage sind, ein Spiel zu dominieren, zu kontrollieren und in eigenem Ballbesitz richtig Druck zu machen auf den Gegner.“ Diesen nächsten Schritt müsse das Team nun machen. „Und ich bin überzeugt, den können wir auch machen“, so der Deutsche vor seinem neunten Spiel.

Gelingen muss er vorerst ohne David Alaba. Der Real-Madrid-Profi hat nach einem Monat Pause wegen einer Oberschenkelverletzung erst am Mittwoch sein erstes Mannschaftstraining absolviert. „Er macht Fortschritte, überraschend schnelle und gute Fortschritte“, erklärte Rangnick. „Trotzdem wissen wir, bei so einer Muskelverletzung muss man vorsichtig sein.“

Österreich bereit für EM-Qualiauftakt

Marcel Sabitzer wird am Freitag beim EM-Qualifikationsspiel gegen Aserbaidschan die Kapitänsschleife übernehmen und hat viel Selbstvertrauen nach seinem Clubwechsel mitgebracht. Das Team von Ralf Rangnick geht in Linz erstmals als Favorit in ein Spiel.

Sabitzer führt ÖFB-Team auf Feld

Anstelle von Alaba wird Manchester-United-Profi Marcel Sabitzer zum dritten Mal das Team als Kapitän aufs Feld führen. Der 29-Jährige tankte seit seinem Wechsel auf die Insel Selbstvertrauen, zuletzt gelang ihm akrobatisch sein erster Treffer für die „Red Devils“. „Wenn man die zwei Monate Revue passieren lässt, ist alles sehr gut gelaufen. Ich bin zu vielen Einsätzen gekommen, habe wieder meinen Rhythmus gefunden, mein Selbstverständnis im Spiel“, erzählte Sabitzer.

EM-Qualifikation, Gruppe F, erster Spieltag

Freitag, 20.45 Uhr:

Österreich – Aserbaidschan

Linz, Raiffeisen Arena, SR Frankowski (POL)

Österreich: Lindner – Mwene, Danso, Trauner, Wöber – Wimmer, Laimer, Seiwald, Sabitzer – Baumgartner, Gregoritsch

Aserbaidschan: Imanov – Haghverdi, Mustafazada, Hasanalizada, Jafarguliyev – Richard Almeida, Makhumodov, Eddy – Kökcü, Dadasov, Sheydaev

„Das hilft einfach als Spieler.“ Deshalb gehe er auch mit großem Selbstvertrauen in den EM-Qualiauftakt. „Ich freue mich irrsinnig, die Mannschaft aufs Feld führen zu können. Wir wissen die Marschroute. Wir wollen das Spiel unbedingt gewinnen und einen guten Start in die EM-Quali haben“, betonte der Mittelfeldspieler. Ein solcher ist dem Team in den vergangenen Jahren selten gelungen. In den jüngsten fünf Auftaktspielen der Qualifikationen für EM- oder WM-Turniere gab es nur einen Sieg – im September 2016 unter Marcel Koller in Georgien (2:1).

Mit Xaver Schlager und Marko Arnautovic fallen neben Alaba zwei weitere Stammkräfte verletzt aus. Dazu sitzt der als Rechtsverteidiger vorgesehene Stefan Posch nach einem Magen-Darm-Virus auf der Bank. An seiner Stelle startet Philipp Mwene. „Wir haben genug Qualität in der Mannschaft, um Ausfälle wegzustecken“, meinte Rangnick, ohne zu hadern.

Lindner startet im ÖFB-Tor

Das ÖFB-Tor wird Heinz Lindner hüten, darauf hat sich der Teamchef bereits festgelegt. „Er hat seine Sache, wenn er für uns gespielt hat, zuletzt gut gemacht“, sagte Rangnick über den Sion-Tormann. Die erste Alternative, LASK-Goalie Alexander Schlager, hatte für den Lehrgang erkrankt absagen müssen. Neben Mwene oder Posch dürften Kevin Danso, Gernot Trauner und Maximilian Wöber die ÖFB-Viererkette bilden.

„Die Mannschaft hat bis jetzt gut gearbeitet, einen ganz guten Eindruck gemacht“, lobte Rangnick nach drei Tagen Vorbereitung in Windischgarsten. In Linz würde auch noch einmal das Verhalten in eigenem Ballbesitz und Standardsituationen trainiert.

Team hofft auf Linzer Hexenkessel

Der Rasen in der neuen Raiffeisen Arena, über dessen Qualität zuletzt diskutiert worden war, sehe laut Rangnick besser aus als vor zwei Wochen beim Ligaschlager LASK gegen Salzburg (0:2). „Er sieht nicht aus wie ein neu verlegter Rollrasen, aber er ist gut. In den zwei Wochen ist schon noch einmal etwas passiert.“ Es werde kein Ball verspringen. „Das Gesamtpaket mit Tribüne und engem Stadion ist für die jetzige Jahreszeit jedenfalls in Ordnung“, meinte der 64-Jährige. Einige wenige Restkarten sind laut ÖFB-Angaben noch zu haben.

Sabitzer, der in der LASK-Zeit seines Vaters Herfried Sabitzer 1994 in Oberösterreich geboren ist, hofft auf Unterstützung des Linzer Publikums. „Wir haben uns gefreut, dass das Stadion hier rechtzeitig fertig wurde, dass wir gut Tickets verkaufen konnten und dass uns ein guter Hexenkessel erwartet“, sagte Österreichs Ersatzkapitän. Die Raiffeisen Arena sollte mit knapp 17.000 Fans ausverkauft sein.

ÖFB-Training
GEPA/Manfred Binder
Fast 42 Jahre hat das ÖFB-Team in Linz nicht mehr gewonnen, nun bietet sich hier eine neue Chance

Aserbaidschan soll von einem Hexenkessel empfangen werden. Der Außenseiter, die Nummer 121 der Weltrangliste, hat erstmals in der Verbandsgeschichte fünf Siege in Serie eingefahren. Mit Stammtorhüter Shahrudin Mahammadaliyev von Karabach Agdam haben aber auch die Aseris einen wichtigen Ausfall zu verkraften. „Wir wissen, was auf uns zukommt“, so Rangnick. „Das ist eine spielstarke Mannschaft, die versucht, auch bei Ballbesitz Akzente zu setzen.“

Sein Gegenüber Gianni De Biasi gab das Lob zurück. „Sie haben Italien mit einer starken Leistung geschlagen“, erinnerte der Teamchef an Österreichs 2:0 im November. Dem ÖFB-Team würden zwar wichtige Akteure fehlen. „Aber Österreich hat eine Gruppe vieler anderer guter Spieler, die das abfangen können.“ Wenn er an Rangnicks Stelle wäre, würde er nicht weinen. „Sie haben eine gute Zukunft vor sich.“

Zum Favoriten in Gruppe F erklärte De Biasi die Belgier – auch wenn diese mit dem frühen WM-Aus enttäuscht haben. „Ich weiß, dass Belgien das beste Team in unserer Gruppe ist“, so der Italiener. „Um Platz zwei ist es ein Kampf zwischen Österreich und Schweden.“ Aserbaidschan sei auf dem Papier die vierte Kraft. „Aber im Fußball ist alles möglich.“ 2016 hatte De Biasi Albanien zur EM geführt.

„Wir sind vorbereitet“

Man wisse laut Sabitzer über Stärken und Schwächen des Gegners Bescheid. „Die kleinen Nationen haben alle aufgeholt. Da sind es trotzdem Details, die entscheiden werden. Wir müssen aktiv sein, auch gegen den Ball, um sie sehr zu stressen. Wir sind bereit und wollen das Spiel unbedingt gewinnen. Wir sind gut vorbereitet“, versicherte er.

Trotz namhafter Ausfälle starten Österreichs Spieler zuversichtlich in die EM-Qualifikation. „Die Mannschaft, die jetzt einberufen ist, hat schon nachgewiesene Qualität international“, meinte Stürmer Michael Gregoritsch, der Marko Arnautovic im Sturm ersetzen wird und auch die Motivation des Teams bezüglich der Endrunde in Deutschland, das für viele den Arbeitsort darstellt, hervorstreicht. „Es ist für alle lustiger, wenn wir dann bei der EM in Deutschland dabei sind und nicht wieder vor dem Fernseher sitzen und denken, was sind wir für Idioten.“