Leon Goretzka (Bayern München)
AP/Jon Super
Champions League

Bayern übt sich in Zweckoptimismus

Trotz der 0:3-Niederlage im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League gegen Manchester City hat Bayern München den Glauben an ein Fußballwunder noch nicht aufgeben. „Wir werden da wieder draus lernen, aufstehen und im Rückspiel alles versuchen. Aber es ist natürlich eine miserable Ausgangssituation“, sagte Leon Goretzka. Auch Neo-Coach Thomas Tuchel versuchte nach der klaren Pleite optimistisch zu bleiben: „Abgeschenkt wird nix.“

Rodri hatte Manchester City in der 27. Minute in Führung gebracht. Bayerns Dayot Upamecano leitete mit einem schweren Patzer das 0:2 durch Bernardo Silva (70.) ein. Superstürmer Erling Haaland (76.), Vorbereiter beim 2:0, traf zum 3:0 für Manchester. „Wir haben drei fantastische Tore geschossen, es ist ein hervorragendes Ergebnis“, meinte Trainer Josep Guardiola nach der Partie.

City machte jedenfalls einen großen Schritt Richtung Halbfinale. Dennoch warnte Guardiola davor, das Duell als entschieden anzusehen. „Um diese Mannschaften auszuschalten, braucht man zwei gute Spiele, nicht nur eines“, so der 52-Jährige. Am Mittwoch findet das Rückspiel in der Münchner Allianz Arena statt. „Ich war viele, viele Male dort und weiß, dass diese Mannschaft in Europa etwas Besonderes ist“, meinte der Spanier über seinen ehemaligen Verein.

Bayern bleibt trotz Niederlage optimistisch

Trotz der 0:3-Niederlage im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League gegen Manchester City hat Bayern München den Glauben an ein Fußballwunder noch nicht aufgeben. Neo-Coach Thomas Tuchel versuchte nach der klaren Pleite optimistisch zu bleiben.

„Schlag in die Magengrube“

Für die Bayern-Delegation war die klare Niederlage hingegen schwer zu greifen. Auf der einen Seite schnupperte die ohne Kapitän Thomas Müller in das Spiel gestartete Elf bei den Distanzschüssen von Leroy Sane zwischenzeitlich am Ausgleich. Auf der anderen Seite hätte sie aber auch eine noch höhere Niederlage kassieren können. Das Spiel sei ein „bisschen eklig zu analysieren“, sagte Kapitän Thomas Müller. Das Ergebnis habe ihnen definitiv „einen Schlag in die Magengrube verpasst“.

Jubel von Erling Haaland (Manchester City)
Reuters/Molly Darlington
City-Stürmer Haaland sorgte mit seinem Treffer für den 3:0-Endstand

Die britische „Daily Mail“ schrieb zu der Partie: „Die Bayern hielten lange Zeit gut mit, doch am Ende rangen sie verzweifelt um ihre Würde, als City im Viertelfinale der Champions League mit einem 3:0-Sieg erbarmungslos dominierte.“ In der spanischen Zeitung „El Pais“ hieß es: „Angesichts dessen, was in England zu sehen war, gibt das Rückspiel in München in der kommenden Woche wenig Hoffnung auf eine Wiedergutmachung für die Bayern.“ Und die italienische „Gazzetta dello Sport“ meinte: „Manchester City, Fußballlehrstunde: 3:0 gegen Bayern und Halbfinale im Sack.“

Schwieriger Start für Neo-Coach Tuchel

Für Bayern hat sich das Risiko der Trennung von Julian Nagelsmann, mit dem die Bayern zuvor in den acht CL-Spielen in dieser Saison acht Siege gefeiert hatten, zumindest für diese Saison nicht ausgezahlt. „Ich glaube trotzdem, dass wir vom neuen Trainer noch sehr profitieren werden“, sagte Joshua Kimmich. Sportvorstand Hasan Salihamidzic betonte: „Wir brauchen ein bisschen Zeit, auch die Mannschaft mit dem neuen Trainer.“ Der deutsche Rekordmeister hatte sich erst am 24. März von Nagelsmann getrennt und Tuchel als Nachfolger verpflichtet.

Bayern-Trainer Thomas Tuchel
Reuters/Phil Noble
Für Neo-Trainer Tuchel war es im vierten Spiel bereits die zweite Niederlage

Nach dem Aus im DFB-Pokal-Viertelfinale gegen Freiburg und angesichts des drohenden Abschieds aus der Königsklasse haben die Bayern statt der Triple-Chance nun wohl nur noch die elfte deutsche Meisterschaft in Serie im Visier. Schon während der 0:3-Niederlage gab es diesbezüglich einen Seitenhieb von der Europäischen Fußballunion (UEFA). „Ein Penny für die Gedanken von Julian Nagelsmann“, hieß es in einem Livetickerkommentar in der 82. Minute.

Tuchel „schockverliebt“ in sein Team

Tuchel erwischte jedenfalls eine schwierige Startphase bei Bayern, bisher läuft es für den 49-Jährigen nicht nach Wunsch. Er habe schon das volle Programm bekommen, meinte er selbst. Dennoch lobte Tuchel ausgiebig sein neues Team. „Ich weigere mich, da irgendwie die Leistung schlechtzureden. Ich habe eine sehr, sehr gute Leistung gesehen bis zur 70. Minute. Ich bin hochzufrieden“, so der Deutsche. Es sei natürlich ein ganz bitteres Ergebnis, das sie erst einmal verdauen müssten, räumte er ein, „aber heute bin ich schockverliebt in meine Mannschaft“. Es habe Spaß gemacht, sie zu coachen.

Zwar steht der deutsche Fußballrekordmeister mit der Hypothek des 0:3 im Hinspiel im Rückspiel der kommenden Wochen enorm unter Druck, ein Blick in die Historie zeigt aber, dass einen solchen Rückstand auch schon andere Teams aufgeholt haben. Bayern-Vorstandschef Oliver Kahn betonte deshalb: „Ich habe im Fußball schon Unglaubliches erlebt. Wir haben die Pflicht, in dem Rückspiel nochmal alles, was möglich ist, reinzuwerfen.“

Inter überrascht in Lissabon

Eine glänzende Ausgangsposition schuf sich unterdessen Inter Mailand beim 2:0-Auswärtssieg gegen Benfica in Lissabon. „Wir haben ein intelligentes Spiel gemacht. Wir hätten auch drei oder vier Tore schießen können, aber gegen eine Mannschaft wie Benfica ist ein 2:0-Sieg ein gutes Ergebnis“, sagte Torschütze Romelu Lukaku. „Natürlich bin ich zufrieden. Aber Benfica ist eine Mannschaft, die uns jederzeit vor Probleme stellen kann. Nichts ist entschieden“, erklärte Inter-Coach Simone Inzaghi.

Die Chancen der Portugiesen auf den erstmaligen Einzug ins Halbfinale der Champions League sind allerdings drastisch gesunken. „0:2 nach dem Heimspiel hinten zu sein ist nicht gut, aber wir halten erst bei Halbzeit“, sagte Benfica-Trainer Roger Schmidt im Estadio da Luz. „Natürlich werden wir nach Mailand fahren, um zu gewinnen“, so der ehemalige Salzburger Chefcoach mit Blick auf die Retourpartie am Mittwoch.