Kevin Danso (RC Lens)
IMAGO/JB Autissier
Fußball

Danso nützt seine Chance in Frankreich

Österreichs Fußballer haben in den europäischen Topligen Fuß gefasst. In Deutschland sind die heimischen Fachkräfte ohnehin überaus beliebt, aber auch in Italien, England, Spanien und Frankreich ist zumindest jeweils ein ÖFB-Kicker tätig. Die „Grande Nation“ wurde unterdessen zur Heimat von Kevin Danso, der schon in einigen Ländern gespielt und die Chance beim RC Lens genützt hat. Das sicherte ihm auch einen Stammplatz im österreichischen Nationalteam.

Danso kam in Europa schon recht ordentlich herum, der dritte Sohn ghanaischer Eltern wurde in Voitsberg geboren und wuchs auch dort auf. Als er sechs Jahre alt war, zog die Familie nach England, und im Mutterland des Fußballs begann dann auch seine Karriere als Kicker, zunächst als Stürmer, entwickelte er sich dann zu einer Defensivstütze.

Als solche kehrte der heute 24-Jährige in den deutschsprachigen Raum zurück und wuchs beim FC Augsburg fußballerisch heran. Über die Leihstationen Southampton und Fortuna Düsseldorf heuerte Danso 2021 in der Ligue 1 bei RC Lens an – eine goldrichtige Wahl, wie sich herausstellte. „Sie standen von Beginn an hinter mir, und wenn das jemand tut, werde ich immer alles für sie geben“, sagte der ÖFB-Legionär in einem Interview in der ORF-Sendung „Sport am Sonntag“.

Zu Besuch bei Kevin Danso in Lens

Kevin Danso sorgt gerade in der Obersten Französischen Liga für Furore. Der 24-jährige Innenverteidiger ist eine zentrale Figur beim RC Lens und mitverantwortlich für den Höhenflug des nordfranzösischen Vereins.

Lens liegt aktuell hinter dem Starensemble von Paris Saint-Germain auf Platz zwei, und damit auf Kurs Richtung Champions League. Am vergangenen Freitag flog Danso nach einer Notbremse vom Feld und verpasste in dieser Saison zum ersten Mal überhaupt Einsatzminuten. Seine Mannschaft gewann das Heimspiel gegen Stade Reims auch zu zehnt mit 2:1 und wahrte die kleine Chance auf die Meisterschaft.

Auf bestem Weg in die Champions League

Drei Runden vor Schluss hat der Club aus dem Norden Frankreichs sechs Punkte Rückstand auf Kylian Mbappe, Lionel Messi und Co., die zweite Meisterschaft nach 1998 einzufahren ist eher unwahrscheinlich. Wahrscheinlicher ist, den zweiten Platz erfolgreich vor Olympique Marseille (zwei Punkte zurück) zu verteidigen und in der Gruppenphase der Champions League zu spielen. Als Dritter spielt man CL-Quali.

Für Danso („Hier wird Fußball wirklich gelebt“) ist der Schritt nach Frankreich vollends aufgegangen. Nachdem er Augsburg nicht im besten Einvernehmen verlassen hat, spürt er hier wieder das volle Vertrauen. „Wir sind hier alle eine Familie und bauen einander auf, egal wie wir spielen am Wochenende. Dieses Gefühl zu haben ist toll“, erzählte der Innenverteidiger, der mit seiner Arbeitseinstellung auch bei den Fans („Genau solche Typen wollen wir hier“) in der 30.000-Einwohner-Stadt, bekannt für Steinkohlebergbau, anerkannt ist.

Stammspieler im Nationalteam

Nicht nur beim RC Lens ist Danso eine fixe Größe, sonder auch im österreichischen Fußballnationalteam. Der Steirer, der mit einer VR-Brille seine Ziele täglich visualisiert, war zum Auftakt der Qualifikation für die Europameisterschaft in Deutschland 2024 gesetzt. Ohne seinen Bruder und Manager Emanuel, der den Österreichischen Fußballbund (ÖFB) erst auf die Einsatzberechtigung hinweisen musste, hätte Danso wohl noch nicht 13 Länderspiele zu Buche stehen.

Kevin Danso (RC Lens)
GEPA/Christian Moser
Nicht nur beim RC Lens ist Danso eine fixe Größe, mittlerweile auch im Nationalteam

Unter Teamchef Ralf Rangnick ist Danso vorerst gesetzt, der Abwehrspieler schätzt die Expertise des 64-jährigen Deutschen. „Er hat überall bewiesen, dass er ein super Trainer ist und eine super Philosophie hat. Das haben wir schon in der Nations League bewiesen oder auch in der EM-Qualifikation. Wenn wir unsere Leistung auf den Platz bringen, werden wir bei der EM dabei sein“, prophezeite Danso.

Wechsel ebenso möglich wie Verbleib

Rangnick traut seinem Schützling den Schritt zu einem absoluten Topclub zu. „Er ist für mich einer der interessantesten Innenverteidiger, die es derzeit in Europa gibt. Er steht bei vielen großen Clubs auf der Wunschliste ganz oben“, sagte der Deutsche im April. In Lens läuft Dansos Vertrag noch bis 2026. Aus seinem Umfeld ist wenig überraschend zu entnehmen, dass es viele Anfragen gibt, aber mit Lens in der Königsklasse zu spielen hätte für ihn auch einen Reiz.