Trainer Thomas Tuchelt, enttäuscht
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Fußball

Tuchel droht völliges Titelfiasko

Thomas Tuchel könnte als jener Trainer in die Geschichte des FC Bayern München eingehen, der in nur zwei Monaten Amtszeit drei Titel mit dem deutschen Fußballrekordmeister verspielt. Nach dem DFB-Pokal-K.-o. gegen den SC Freiburg und dem Aus in der Champions League gegen Manchester City jeweils im Viertelfinale ist nach dem 1:3 am Samstagabend im Bundesliga-Topspiel gegen RB Leipzig auch die elfte Meisterschaft nacheinander in Gefahr.

Nach dem 3:0-Sieg von Borussia Dortmund am Sonntag in Augsburg gehen die Bayern mit zwei Punkten Rückstand auf den BVB in den letzten Spieltag. „Wenn wir diese Titel jetzt alle verspielen, und ich stehe an der Seitenlinie, bin ich verantwortlich. Ich nehme das dann auch sportlich mit auf meine Kappe, das ist ganz klar“, sagte Tuchel am Samstag im ZDF-„Sportstudio“. „Natürlich trifft es uns hart, wenn es so kommt“, sagte er zu einer womöglich ersten titellosen Saison des FC Bayern seit 2012. „Warten wir mal, ob es so kommt. Natürlich wäre das bitter.“

Tuchel war Ende März als Nachfolger von Julian Nagelsmann mit einem Vertrag bis 2025 engagiert worden, nicht zuletzt, um die Saison zu retten. Die Bayern hätten „immer weniger erfolgreich und attraktiv gespielt, die starken Leistungsschwankungen haben unsere Ziele in dieser Saison infrage gestellt, aber auch über diese Saison hinaus. Deshalb haben wir jetzt reagiert“, hatte Vorstandschef Oliver Kahn die umstrittene Personalentscheidung gerechtfertigt.

Enttäuschte Bayern-Spieler
GEPA/Witters/LennartPreiss
Nach zehn Meisterschaften in Folge könnten Thomas Müller und Co. dieses Jahr leer ausgehen

„Es ist nicht immer ein Wunschkonzert“

Womöglich wäre es für den 49-Jährigen doch besser gewesen, nicht mitten in der Rückrunde und damit der entscheidenden Saisonphase in München anzufangen. „Es ist nicht immer ein Wunschkonzert. Mal gehen die Türen auf, wenn sie aufgehen“, antwortete Tuchel auf die entsprechende Frage. „Die Verantwortlichen haben klargemacht, dass sie jetzt aufgeht“, sagte er zur Anfrage der Bayern-Bosse. „Es geht auch nicht darum, um mich abzusichern oder vor der Verantwortung wegzulaufen“, ergänzte Tuchel nach zwei Monaten im Amt.

Selbstkritisch gab sich Joshua Kimmich und sprach nach dem Spiel gegen Leipzig von einem „Spiegelbild unserer Saison“. „Das passiert uns viel zu oft in dieser Saison. Wir haben alles im Griff und brechen wieder weg. Wir stehen uns teilweise selbst im Weg. Wir machen viel zu viele Fehler. Wir kriegen die Tore nach einem eigenen Eckball und durch zwei Elfmeter, die mehr als unnötig sind“, so die Führungskraft.

Laimer findet es in München „schön“

Eingeleitet hat den Leipziger Sieg ausgerechnet Konrad Laimer, der bei einem Konter nach einem abgewehrten Münchner Eckball den Ausgleich zum 1:1 erzielte (65.). Seit Wochen wird kolportiert, dass der österreichische Teamspieler im Sommer von Leipzig nach München wechselt. Laimer deutete am Samstag diesen Schritt an. „Es weiß ja jeder. Mein Vertrag läuft aus im Sommer. Generell ist es hier schön“, sagte Laimer auf dem Rasen der Münchner Arena beim TV-Sender Sky. Einen Wechsel ausschließen könne er „auf jeden Fall nicht“.

Der 25-jährige Mittelfeldmotor soll in München schon Medizinchecks absolviert und einen Kontrakt bis 2027 unterzeichnet haben. Laimer galt als absoluter Wunschspieler von Ex-Leipzig- und Bayern-Trainer Nagelsmann. Trotz dessen Freistellung bei den Bayern kommt der Mittelfeldmotor nach München.

Konrad Laimer (Leipzig) jubelt
Reuters/Angelika Warmuth
Ausgerechnet Laimer, der wohl im Sommer nach München wechseln wird, leitete Bayerns Pleite ein

Die Clubs bleiben bei dem Thema aber verschlossen. „Er hat ein sehr gutes Spiel gemacht“, sagte Bayern-Sportvorstand Hasan Salihamidzic. Man spreche nicht über Spieler, die bei anderen Clubs unter Vertrag stünden. „Er ist sicher ablösefrei ab dem 1.7.“, sagte Salihamidzic. „Er hat ein wunderschönes Tor für RB Leipzig geschossen“, sagte Leipzigs Sportchef Max Eberl. Es gehe für Leipzig und Bayern darum, Ergebnisse einzufahren. „Und dann werden wir nach der Saison sehen, was passiert“, so Eberl.

Deutsche Bundesliga, 33. Runde

Sonntag:

Augsburg – Dortmund 0:3 (0:0)

Tore: Haller (59., 84.), Brandt (94.)

Rote Karte: Uduokhai (38./Augsburg)

Leverkusen – Mönchengladbach 2:2 (2:0)

Tore: Adli (15.), Demirbay (20.) bzw. Hofmann (58.), Stindl (90.)

Rote Karte: Hincapie (94./Leverkusen)

Leverkusen: Pentz Ersatz
Gladbach: Lainer bis 86. Minute, Wolf Ersatz

Mainz – Stuttgart 1:4 (1:1)

Tore: Ingvartsen (23.) bzw. Endo (41.), Guirassy (64.), Führich (78.), Coulibaly (91.)

Mainz: Onisiwo spielte durch, Mustapha Ersatz

Samstag:

Bayern München – Leipzig 1:3 (1:0)

Tore: Gnabry (25.) bzw. Laimer (64.), Nkunku (76./Elfmeter), Szoboszlai (86./Elfmeter)

Leipzig: Laimer spielte durch, Schlager Ersatz

Hoffenheim – Union Berlin 4:2 (2:1)

Tore: Bebou (22.) Kramaric (36./Elfmeter, 89.) Dabbur (99.) bzw. Doekhi (45.+4), Laidouni (95.)

Hoffenheim: Baumgartner bis 65. Minute
Union: Trimmel bis 69. Minute

Schalke – Frankfurt 2:2 (1:1)

Tore: Terodde (1.), Polter (85.) bzw. Kamada (21.), Tua (59.)

Schalke: Langer Ersatz

Bremen – Köln 1:1 (0:1)

Tore: Schmid (73.) bzw. Tigges (36.)

Bremen: Friedl spielte durch, Schmid ab 46. Minute
Köln: Kainz bis 78., Ljubicic bis 33. Minute

Hertha BSC – Bochum 1:1 (0:0)

Tore: Tousart (65.) bzw. Schlotterbeck (94.)

Bochum: Stöger spielte durch

Freitag:

Freiburg – Wolfsburg 2:0 (0:0)

Tore: Günter (71.), Petersen (75.)

Freiburg: Lienhart spielte durch, Gregoritsch Ersatz
Wolfsburg: Wimmer bis 57. Minute, Pervan Ersatz

Tabelle: