Nach seinem bitteren Aus in der ersten Runde der French Open in Paris hat Dominic Thiem am Montagabend einige Zeit gebraucht, um Worte zu finden. Auch noch über 90 Minuten nach seiner Fünfsatzniederlage samt unbelohnter Aufholjagd gegen Pedro Cachin (ARG) wirkte Thiem niedergeschlagen und begründete das mit einer übersteigerten Erwartungshaltung an sich selbst. Die Niederlage sei „sehr, sehr bitter“.
30.05.2023 09.30
30. Mai 2023, 9.30 Uhr
(Update: 30. Mai 2023, 20.38 Uhr)
An mangelnder Unterstützung durch die Fans lag es jedenfalls nicht. Selbst nach dem Aus skandierten sie beim Abgang Thiems von Court sechs „Dominic, Dominic“. Auch die Erwartungshaltung von außen, erklärte Thiem später, sei nicht schuld an seiner Misere.
„Die Stimmung war top, das war eher beflügelnd. Ich glaube eher, dass es die eigene Erwartungshaltung ist. Eigentlich weiß ich, wo ich stehe, aber tief drinnen will ich viel und will ich immer mehr. Das passt nicht ganz zusammen, die Erwartungshaltung und mein Tennis“, meinte Thiem selbstkritisch.
Thiem scheitert trotz Aufholjagd
Die French Open in Paris sind für Dominic Thiem bereits nach einer Runde vorbei. Der 29-jährige Niederösterreicher musste sich dem Argentinier Pedro Cachin 3:6 2:6 7:6 (7/1) 6:4 2:6 geschlagen geben.
Für den früheren US-Open-Sieger war es „sicher die schmerzhafteste Niederlage seit einiger Zeit“. Warum? „Weil ich sehr gute Sätze gespielt habe. Gegen Jannik Sinner, gegen Holger Rune, gegen Andrej Rublew – im Training war ich auf Augenhöhe mit den absoluten Topspielern. Sicher hat das was mit mir gemacht, aber im Match ist es noch mal komplett etwas anderes. Ich brauche noch viel mehr solche Wochen, wie die letzten Wochen waren.“
Eineinhalb vergeudete Jahre
Zu seiner Gefühlslage nach dem Aus sagte der Niederösterreicher. „Bitter, aber ich habe sicher eineinhalb Jahre nicht zu hundert Prozent meine Arbeit gut gemacht. Die letzten sechs Wochen definitiv wieder, aber das reicht offensichtlich nicht, da wieder einen guten Lauf zu starten. Deshalb ist es extrem bitter, aber es ändert jetzt nicht so viel am ganzen Prozess.“
Warum er eineinhalb Jahre nicht alles gegeben habe? „Ganz klar, weil ich das große Ziel erreicht habe und dann die Frage gekommen ist, warum, wofür? Warum jeden Tag den ganzen Aufwand betreiben? Und sobald die Frage kommt, dann ist eh schon alles klar. Da ist schon automatisch der letzte Drive weg“, sagte der frühere Weltranglistendritte.
Jeden Tag ans Limit zu gehen sei sehr anstrengend. Doch dieser Drive sei nun wieder da. Genauer gesagt seit sechs Wochen. Da sei er nun wirklich wieder in seiner Karriere drinnen. Thiem: „Aber das Ganze muss ich noch viel länger durchziehen, dass ich konstante Resultate bringen kann.“
„Es fehlt die Überzeugung“
Sowohl mental als auch von den Schlägen her fehlt es bei Thiem noch. „Es fehlt irgendwie die Überzeugung, den letzten Schritt zu gehen – das muss ich mir erarbeiten. Ich habe eh fast jede Woche die Chance dazu, so ein Match zu gewinnen. Diesmal habe ich es nicht geschafft“, so Thiem.
„Ich muss schauen, dass ich es bei den nächsten Turnieren mache. Von den Schlägen her waren die Trainingssätze richtig gut, und dann im Match, wenn ich angespannt bin, ist es nicht so, wie es sein soll.“ 44 Winnern in fünf Sätzen standen nach dem Match gegen Cachin nicht weniger als 84 unerzwungene Fehler gegenüber.
Damit sich das ändert, will Thiem seine Sandplatzsaison verlängern. Eigentlich sei ein kurzer Urlaub geplant gewesen. „Aber ich fühle mich nicht wirklich danach, ich will eher am Platz bleiben. Es schaut gerade so aus, dass ich nächste Woche noch einen Challenger spiele – Heilbronn oder Bratislava. Wenn die Möglichkeit besteht, eventuell in der Woche nach Paris noch einen.“
Die Möglichkeit besteht: Wie Manager Moritz Thiem am Dienstagabend mitteilte, steht der Turnierplan. Thiem spielt nun tatsächlich in Heilbronn (5.6.) und Perugia (12.6.) noch zwei Challenger-125-Turniere und nach dem Rasenintermezzo in Halle und Wimbledon das Sandplatz-Triple Gstaad, Umag und Kitzbühel.
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