Reifenwechsel am Red Bull von Max Verstappen
APA/AFP/Lluis Gene
Formel 1

Red Bull geht auf 100. Sieg los

Wenn Red Bull seinen Speed über den Atlantik mitnehmen kann, wird der österreichisch-britische Rennstall auf dem Circuit Gilles Villeneuve in Montreal am Sonntag seinen 100. Sieg in der Formel 1 feiern. Das haben vorher erst vier andere Konstrukteure – Ferrari, McLaren, Mercedes und Williams – geschafft. In der laufenden Saison wäre es der achte Red-Bull-Streich in ebenso vielen Rennen. „Es ist immer schön, nach Montreal zurückzukehren“, sagte der WM-Führende Max Verstappen.

Der Niederländer ist mit 40 für fast die Hälfte der bisher 99 Siege verantwortlich. In diesem Jahr holte der Weltmeister bis dato fünf Siege, sein Teamkollege Sergio Perez hält bei deren zwei. Die Dominanz von Red Bull ist dabei geradezu erschreckend: Von den vergangenen 26 Rennen hat Red Bull 23 gewonnen, Verstappen hat seit dem 48. Umlauf in Miami jede Grand-Prix-Runde angeführt.

In Monaco triumphierte er mit 27 Sekunden Vorsprung, zuletzt in Spanien belief sich sein Guthaben auf 24 Sekunden. Das erklärt sich aber auch dadurch, dass der Mexikaner Perez in diesen beiden Rennen nach unerklärlichen Patzern nicht die direkte Verfolgung aufnehmen konnte.

Formel 1 in Österreich live in ORF1

Die Königsklasse des Motorsports gastiert seit 2014 auf dem Red Bull Ring in Spielberg und zieht jährlich Zehntausende Fans an. Ab 30. Juni ist es wieder so weit. Auch live in ORF1.

„Strecke ist einzigartig“

Der Kurs in Montreal dürfte Red Bull mit seinem hohen Vollgasanteil entgegenkommen. „Die Strecke ist sehr einzigartig, weil man hier tatsächlich über Old-School-Kerbs fahren kann, und auch die Landschaft ist ziemlich cool“, meinte Verstappen, der im Vorjahr auf der Ile Notre-Dame gewonnen hat.

„Ich hoffe, dass wir an diesem Wochenende etwas Ähnliches erreichen können.“ Die Abstimmung des Autos erfordere „eine gute Balance zwischen der Geschwindigkeit auf der Geraden und der Fähigkeit, die Kerbs gut zu befahren. Wir müssen einen guten Kompromiss finden.“

Mercedes nur Außenseiter

Mercedes, das zuletzt in Spanien mit Lewis Hamilton und George Russell beide Piloten auf das Podest brachte, rechnet bei der zweiten Nordamerika-Station in diesem Jahr nicht mit großen Sprüngen. „Wir denken nicht, dass wir uns an die Fersen von Red Bull heften werden“, sagte Chefingenieur Andrew Shovlin und lieferte gleich die Erklärung: „Es gibt mehr Low-Speed-Kurven und ziemlich viel Vollgas auf den Geraden. Wir erwarten, dass es dort für uns schwieriger werden wird.“

Nichtsdestoweniger halten die Silberpfeile noch einen Rekord, den ihnen Red Bull heuer abluchsen will: In der Saison 2016 gewann Mercedes mit Hamilton und Nico Rosberg, der schließlich mit fünf Punkten Vorsprung Weltmeister wurde, 19 von 21 Rennen. Um diese Bestmarke auszulöschen, müsste Red Bull 20 Siege schaffen.

Ungebremster Aufstieg

Seit der Übernahme des Jaguar-Teams im Herbst 2004 hat Red Bull eine der fulminantesten Erfolgsstorys in der Formel 1 geschrieben. In nicht einmal 20 Jahren gelang der Aufstieg zum fünfmaligen Konstrukteursweltmeister, dazu kamen sogar sechs Fahrertitel. Der 2022 verstorbene Firmengründer Dietrich Mateschitz sprach bei der Gründung von Red Bull Racing vom „Höhepunkt unseres Motorsportengagements“.

Der Steirer sollte damit auch die Motorsporttradition in Österreich beflügeln. Nach der Übernahme des ehemaligen Österreich-Rings in Spielberg wird diese seit 2014 jedes Jahr beim rot-weiß-roten Rennen auf dem Red Bull Ring zelebriert. Heuer wird dort von 30. Juni bis 2. Juli gefahren.

Erster Sieg im Jahr 2009

Erstmals als eigenes Team nahm Red Bull 2005 in Melbourne bei einem Grand Prix Aufstellung. Die Fahrer hießen David Coulthard und Christian Klien. Eher wankelmütig war man in den Anfangsjahren in Sachen Motor unterwegs: Von Cosworth folgte der Sprung zu Ferrari, danach der Wechsel zu Renault. Seit 2007 fährt Red Bull mit österreichischer statt mit britischer Lizenz, weshalb im Falle des Sieges zuverlässig die Bundeshymne erklingt.

Das erste Mal geschah das Red Bull zu Ehren 2009 in Schanghai, als Sebastian Vettel vor seinem Teamkollegen Mark Webber gewann. Der Deutsche feierte insgesamt 38-Grand-Prix-Siege für den Austrorennstall, avancierte 2010 mit knapp über 23 Jahren zum jüngsten Formel-1-Weltmeister und holte noch drei weitere Titel.

In diesem Aspekt hat er Verstappen, der bis jetzt zweifacher Champion ist, noch etwas voraus. Neben dem Weltmeisterduo gelang es in all den Red-Bull-Jahren übrigens nur Webber (neun Siege), Daniel Ricciardo (sieben) und Perez (fünf), als Grand-Prix-Sieger ihre Spuren zu hinterlassen.

Domenicali gegen Regelbremse für Verstappen

Trotz der sportlichen Dominanz von Red Bull und Verstappen schließt die Formel-1-Spitze kurzfristige Eingriffe ins Regelwerk für mehr Spannung im Titelrennen aus. „Weil wir nicht als Teil einer Manipulation gesehen werden dürfen. Das ist nicht richtig und auch nicht fair“, sagte F1-Geschäftsführer Stefano Domenicali vor dem Grand Prix von Kanada.

Der ehemalige Ferrari-Teamchef sieht es als besten Weg an, das Regelwerk weiter konstant zu halten. Das würde den Konkurrenten von Red Bull die Chance geben, den technischen Vorsprung aufzuholen. In der Königsklasse habe es immer Phasen gegeben, in denen ein Rennstall überlegen war. „Unser Ziel sollte es sein, wenn man einen strategischen Ansatz wählt, dass diese Zyklen in der Zukunft kürzer ausfallen“, sagte der 58-jährige Italiener.