Beine mit Fußball eines Spielers von Red Bull Salzburg
GEPA/David Geieregger
Bundesliga

Österreichertopf verliert seinen Reiz

Der Österreichertopf der Admiral Bundesliga scheint immer mehr seinen Reiz zu verlieren. In der vergangenen Saison hielten sich fünf von zwölf Clubs nicht an die Kriterien, maximal sechs Ausländer auf den Spielbericht zu schreiben, und verzichteten so auf eine ansehnliche Summe. Da sich die Vereine besonders in ihrer Kaderplanung eingeengt sehen, ginge der „Trend nach unten“, erklärte Ligaboss Christian Ebenbauer.

Mit insgesamt rund 6,1 Millionen Euro ist der Topf dotiert, der den Einsatz heimischer Kicker fördern soll. Für das sinkende Interesse gibt es mehrere Gründe – einer davon ist der unerwünschte Nebeneffekt, dass rot-weiß-rote Spieler nun teurer sind als Legionäre. Serienchampion Red Bull Salzburg legt schon seit Jahren keinen Wert auf den Österreichertopf und führt stattdessen viele ausländische Spieler an den Profifußball heran. Das machte sich bezahlt, wie die hohen Ablösesummen in den vergangenen Jahren beweisen.

Auch Vizemeister Puntigamer Sturm Graz fuhr gut damit, sich keine Ausländerbeschränkung aufzuerlegen. Millionentransfers wie jener von Rasmus Höjlund sprechen für den eingeschlagenen Weg der Grazer, ebenso wie ihre jüngsten sportlichen Erfolge. Neben Sturm und Salzburg ließen zuletzt mit dem LASK, Austria Klagenfurt und Austria Lustenau drei weitere Clubs den Österreichertopf links liegen. Von den Meistergruppenvereinen 2022/23 hielten sich nur Rapid und die Wiener Austria an die Kriterien und wollen das in der kommenden Spielzeit wieder tun – wenn auch zähneknirschend.

Spieler von Austria Wien während eines Trainings
GEPA/Edgar Eisner
Die Wiener Austria möchte – ebenso wie Rapid – auch weiterhin die Kriterien für den Österreichertopf erfüllen

Ebenbauer weiter von Sinnhaftigkeit überzeugt

Trotz des Trends ist Ebenbauer weiter von der Sinnhaftigkeit des Österreichertopfes überzeugt. „Wir sind im internationalen Vergleich noch immer gut aufgestellt und der Meinung, dass der Topf ein gutes Tool ist, um den Einsatz von österreichischen Spielern zu fördern", sagte der Bundesliga-Vorstandsvorsitzende. 2022/23 ging der Österreicheranteil um rund sechs Prozentpunkte auf 58,6 Prozent zurück. Erklärbar sei das durch den Aufstieg von Lustenau und den Abstieg der Admira, betonte Ebenbauer und wies darauf hin, dass sich die Einsatzzeiten heimischer U22-Spieler in der Finalphase im Vergleich zum Grunddurchgang um zwei Prozentpunkte steigerten.

Zudem hob er die positive Entwicklung in der 2. Liga hervor. Dort ging der Österreicheranteil um fast sechs Prozentpunkte auf 79,8 Prozent nach oben. „So ein Niveau gibt es europaweit fast nirgends.“ Quasi als Belohnung wurde im Juni eine Erhöhung des Bewerbszuschusses von der höchsten Spielklasse an die 2. Liga um 200.000 Euro, zweckgebunden für den Österreichertopf, beschlossen.

Für die Vorgehensweise von Salzburg und Co., sich nicht an die Kriterien zu halten, zeigte Ebenbauer Verständnis. „Das ist eine Clubentscheidung, eine Strategiefrage.“ Auch die große Anzahl von Ausländern, die von den Bundesligisten in der bisherigen Transferzeit geholt wurden, ist für den Wiener kein Grund zur Sorge. „Ich bin überzeugt, dass jeder Club den heimischen Markt ohne Ende durchscreent.“

Verständnis für „Verweigerer“

Eine Möglichkeit, den Österreichertopf attraktiver zu machen, wäre eine Erhöhung der Dotation. Derzeit sind jährlich 15 Prozent des bis 2026 laufenden TV-Vertrags für den Topf vorgesehen, eine Steigerung könnte mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit im Rahmen einer Clubkonferenz der obersten Spielklasse beschlossen werden. Danach sieht es im Moment nicht aus. „Aber eine Erhöhung ist aus meiner Sicht derzeit auch nicht notwendig“, betonte Ebenbauer.

Im Endeffekt gehe es darum, als im europäischen Vergleich relativ kleine Liga international konkurrenzfähig zu sein. Zuletzt gelang das – Österreich schloss die vergangene Spielzeit auf Platz zehn des UEFA-Rankings ab, was fünf Europacup-Startplätze und zumindest drei Teilnehmer an einer Gruppenphase bedeutet. Schon bei einem geringfügigen Abrutschen würde sich die Situation anders darstellen und dringende benötigte Europacup-Einnahmen sowie Solidaritätsbeiträge an die nicht teilnehmenden Clubs wegfallen. „Die größte Gefahr wäre ein Rückfall in der UEFA-Rangliste“, warnte Ebenbauer.