William Boving Vick (Sturm Graz) und Szymon Wlodarczyk (Sturm Graz)
APA/Erwin Scheriau
Champions League

Sturm stellt sich PSV mit Zuversicht

Nach einem erfolgreichen Start in die heimischen Bewerbe wartet auf Sturm Graz am Dienstag (20.30 Uhr, live in ORF1, Übertragungsbeginn 20.15 Uhr) die erste große Bewährungsprobe auf der internationalen Bühne. In der dritten Runde der Qualifikation zur Champions League baut sich vor den Steirern mit PSV Eindhoven zwar eine hohe Hürde auf, trotzdem traut Coach Christian Ilzer seiner souverän in die Liga gestarteten Sturm-Truppe eine Überraschung zu.

„Wir müssen das Vertrauen in uns haben: Wenn wir einen Sterntag haben, dann können wir auch gegen PSV Eindhoven gewinnen“, erklärte Ilzer vor der ersten von insgesamt zwei Hürden auf dem Weg zur lukrativen Gruppenphase. Der Sturm-Trainer hatte nach dem 2:0 gegen den LASK angekündigt, Eindhoven in einer „Nachtschicht inhalieren“ zu wollen. Und erklärte am Montag vor der Abreise: „Wir müssen mit Mut, Selbstvertrauen und großer Überzeugung auf Toplevel performen. Jeder Einzelne ist gefragt.“ Sollte die Übung gegen den Meistercup-Sieger 1988 gelingen, wartet im Play-off der Sieger des Duells Glasgow Rangers gegen Servette Genf.

Ilzers Team kann jedenfalls mit Selbstvertrauen in die Partie gegen die Niederländer, bei denen auch ÖFB-Teamspieler Philipp Mwene sein Geld verdient, gehen. Die ersten drei Pflichtspiele der Saison hat Sturm souverän gewonnen, gegen die Austria (3:0) und den LASK blieb man ohne Gegentor. Hinzu kam Entwarnung bei einer Schlüsselkraft: Alexander Prass machte die Flugreise am Montag mit. Der formstarke Manprit Sarkaria blieb mit einem nun diagnostizierten Muskelfaserriss zu Hause. Das Offensivduo war beim LASK am Samstag wegen Muskelbeschwerden nicht zum Einsatz gekommen.

Sturm für Eindhoven gerüstet

Vizemeister Sturm startet heute bei PSV Eindhoven die heikle Mission Champions-League-Qualifikation. Nach zwei Ligasiegen in zwei Spielen zeigen sich die Grazer beim niederländischen Cupsieger zuversichtlich.

Wenn Play-off, dann in Klagenfurt

Neben dem personellen Schub glaubt Ilzer auch an die richtige mentale Einstellung seiner Kicker. „Wir glauben an diese Möglichkeit, das Play-off zu erreichen. Wir glauben daran, die Champions-League-Hymne zu hören“, sagte der Sturm-Coach. Daran soll auch der Umstand nichts ändern, dass ein etwaiges Play-off im Klagenfurter Wörthersee Stadion über die Bühne gehen müsste. „Das Play-off und eine allfällige Champions-League-Gruppenphase müssen nach Auskunft der UEFA zwingend im Ausweichstadion Klagenfurt gespielt werden“, erklärte Wirtschaftsgeschäftsführer Thomas Tebbich laut APA.

CL-Quali, dritte Runde

Dienstag, 20.30 Uhr:

PSV Eindhoven – Sturm

PSV Stadion, SR Petrescu (ROU)

PSV: Benitez – Teze, Ramalho, Boscagli, Van Aanholt – Veerman, Babadi, Sangare – Bakayoko, De Jong, Lang

Sturm: Scherpen – Gazibegovic, Affengruber, Wüthrich, Schnegg – Gorenc-Stankovic – Hierländer, Prass, Kiteishvili – Böving, Wlodarczyk

Grund ist die von der Europäischen Fußballunion (UEFA) geforderte Infrastruktur, die in Graz nicht mehr den Standard erfüllt. Es sind weiterhin die Arbeitsbereiche für Medien, insbesondere die Sektoren für die TV-Anstalten, die den Champions-League-Standard in Graz verhindern. In diesem Bereich sind es einige Details, die die im Besitz der Stadt Graz stehende Merkur Arena nicht erfüllt. Trotzdem wäre Ilzer auch bei einem „Heimspiel“ in Klagenfurt nicht bange. Die Arena in Kärnten sei eine, wo „wir schon relativ erfolgreich waren“, erinnerte der 45-Jährige an den Cuptriumph in Klagenfurt.

Chance zur Revanche

Zunächst gilt es, in Eindhoven zu bestehen und schließlich die Hürde auch zu überwinden. Der Aufsteiger hat fünf Millionen Euro für das Erreichen des Play-off sicher. Der Verlierer kann sich immerhin mit einem Fixplatz in der Gruppenphase der Europa League trösten. Dort bekam es die Ilzer-Truppe vor zwei Jahren bereits mit der 1913 als Werksverein des Philipps-Konzerns gegründeten Spielvereinigung aus Eindhoven zu tun. Mit 1:4 daheim und 0:2 in den Niederlanden setzte es zwei Niederlagen.

Das neuerliche Duell dient auch zur Überprüfung der Grazer Lernkurve auf internationaler Ebene. „Es ist ein absoluter Gradmesser. Nach den zwei Spielen werden wir wissen, wo wir stehen“, sagte Prass. „Wir sind Außenseiter, dessen sind wir uns bewusst. Aber die Außenseiterrolle bringt auch viele Vorteile mit sich, die wollen wir nutzen.“ Clubpräsident Christian Jauk hofft auf „zwei Glückstage“ gegen den 24-fachen niederländischen Meister. „Glück heißt, dass beste Vorbereitung auf Gelegenheit trifft – wir sind hervorragend vorbereitet. Die Favoritenrolle ist geklärt, aber träumen ist erlaubt.“

Gregory Wuethrich (Sturm), Ritsu Doan (Eindhoven) und Otar Kiteishvili (Sturm)
GEPA/Johannes Friedl
In den letzten beiden Aufeinandertreffen gab es für Otar Kiteishvili (Mi.) und Co. gegen PSV nichts zu holen

Im Vorjahr scheiterte Sturm in der dritten Qualirunde in der Verlängerung an Dynamo Kiew. In der Sturm-Historie stehen weiter drei CL-Teilnahmen (1998, 1999, 2000). Dass Eindhoven nicht unantastbar ist, bewies der LASK 2019 in der Europa League (4:1). Sturm ging in zehn Duellen mit niederländischen Clubs siebenmal als Verlierer vom Platz. Der jüngste 1:0-Heimerfolg über Feyenoord zählte jedoch zu den rauschendsten Europacup-Nächten der jüngeren Vereinsgeschichte.

Eindhoven noch nicht im Ligamodus

PSV startet erst am Wochenende in die Liga. Mit dem Gewinn des Supercups am vergangenen Freitag gegen Meister Feyenoord (1:0) zeigte der letztjährige Ligazweite eine gute Frühform. Der für 12,5 Mio. Euro Ablöse von Brügge gekommene Linksaußen Noa Lang stellte sich mit dem Goldtor ein. Belgiens Johan Bakayoko und Stürmerroutinier Luuk de Jong sind neben dem früheren Salzburger Ramalho die bekanntesten Namen.

Xavi Simons bleibt Sturm erspart. Das Supertalent verließ Eindhoven nach einem Leihjahr mit 34 Scorerpunkten Richtung Leipzig. ÖFB-Teamspieler Mwene kam im Supercup nicht zum Einsatz, gehörte aber in der Vorsaison zum Stammpersonal. Sturm-Coach Ilzer geht jedenfalls davon aus, dass PSV trotz fehlender Meisterschaftsspiele bereits aus einem Guss agieren werde. Eindhoven wirke im 4-3-3 unter dem neuen Trainer Peter Bosz schon eingespielt: „Es handelt sich um eine Klassemannschaft, die schon sehr gut im Kollektiv funktioniert.“

Eindhoven scheiterte im Vorjahr im CL-Play-off an den Glasgow Rangers (2:3) – ein Duell, das 2023 neuerlich stattfinden könnte. Denn PSV oder Sturm treffen im Play-off auf den Sieger aus Rangers/Servette Genf. Das damalige 0:1 gegen die Schotten war zugleich die letzte Heimniederlage von PSV im Europacup. In der Europa League wanderten sodann der FC Zürich (5:0), Arsenal (2:0) und der spätere Bewerbsieger FC Sevilla (2:0/Zwischenrunde) auf die „Abschussliste“ von PSV.