Fußball-WM

Elfer-Thriller beschert Australien Premiere

Australien hat sich in einer spannenden, aber torlosen Partie in Brisbane gegen Frankreich in einem an Dramatik kaum zu überbietenden Elfmeterschießen mit 7:6 durchgesetzt und erstmals das WM-Halbfinale erreicht. Seit den USA 2003 war das keinem WM-Veranstalter mehr gelungen. Die Französinnen müssen hingegen weiter auf den ersten großen Titel hoffen.

Halbfinal-Gegner der Australierinnen ist am Mittwoch (12.00 Uhr) England, das sich im letzten Viertelfinal-Spiel gegen Kolumbien mit 2:1 (1:1) durchsetzte. Bereits zuvor waren Spanien und Schweden in die Runde der letzten vier eingezogen, sie treffen am Dienstag (10.00 Uhr, jeweils live in ORF1) aufeinander.

„Ich bin unglaublich stolz, ich kann es nicht glauben. Es geht uns nicht um Medaillen, sondern es geht um die Herzen der Menschen, um dieses Land, für das wir spielen. Mackenzie Arnold im Tor war unglaublich und hat am Ende den Unterschied ausgemacht“, sagte Australiens Teamchef Tony Gustavsson. Der französische Coach Herve Renard trug das WM-Aus mit Fassung: „Ich bin unglaublich stolz auf die Mädchen. Es ist hin- und hergegangen. Gratulation an Australien, sie haben es gut gemacht. Wir müssen jetzt weiterarbeiten. Ich bin auf alle Fälle stolz.“

Der Elfer-Thriller in voller Länge

Erst der Elfer von Cortnee Vine – der insgesamt 20. im Penalty-Shoot-out – brachte Australien ins Halbfinale.

Vorsichtiger Beginn mit einigen Torszenen

Bei den Gastgeberinnen stand Kapitänin Sam Kerr erneut nicht in der Startformation. Die 29-Jährige war nach ihrer Wadenverletzung erst beim Achtelfinal-Sieg gegen Dänemark in den letzten Minuten zu ihrem ersten WM-Einsatz gekommen.

Die Partie vor knapp 50.000 Zuschauerinnen und Zuschauern in Brisbane begann mit einigen nervösen Minuten auf beiden Seiten, immerhin stand viel auf dem Spiel. Die erste gute Chance hatte Kadidiatou Diani, die einen Schuss knapp neben das australische Tor setzte (8.). Vier Minuten später agierte ihre Teamkollegin Maelle Lakrar nach einem Eckball in Abwehrmanier und hob den Ball über das gegnerische Tor.

Große Chance nach Eckball für Frankreich (12. Minute)

Maelle Lakrar beförderte den Ball frei stehend über das Tor der Australierinnen.

Nach rund 20 Minuten wurde es dann auch im französischen Strafraum erstmals turbulent, Katrina Gorry konnte sich aber nicht durchsetzen. Auf der Gegenseite war bei einem Schuss von Lakrar vom Fünfer Torfrau Mackenzie Arnold zur Stelle (33.). Die Französinnen hatten mehr Ballbesitz, die Gastgeberinnen versuchten ihr Glück immer wieder über schnelle Konter. Einen Ausflug von Torfrau Pauline Peyraud-Magnin hätte Mary Fowler fast zum 1:0 für Australien genutzt, doch Elisa de Almeida rettete vor der Linie (41.). Vier Minuten später machte Peyraud-Magnin ihren Fehler mit einer guten Aktion gegen Fowler wieder wett.

Gute Torchance für Australien (41. Minute)

Elisa de Almeida klärt nach einem Ausflug von Torfrau Pauline Peyraud-Magnin auf der Linie.

Warten auf den ersten Treffer

Nach der Pause rettete de Almeida ein zweites Mal für die im Stellungsspiel oft unsicher wirkende französische Schlussfrau, für großen Jubel sorgte dann die Einwechslung von Kerr (55.). Sie leistete auch gleich die Vorarbeit zu einem Schuss von Hayley Raso, den Peyraud-Magnin aber zur Ecke abwehrte. Bei einem zentralen Schuss von Fowler stand sie dann ebenfalls goldrichtig.

Nächste Großchance für Australien (60. Minute)

Pauline Peyraud-Magnin entschärft den zu zentralen Schuss von Mary Fowler.

Die Partie nahm noch an Tempo zu, auch Chancen ergaben sich auf beiden Seiten. Was weiterhin fehlte, waren aber die Tore. Die Folge war die dritte Verlängerung im Laufe dieser WM, diese begann gleich mit einigen Härteeinlagen. In Minute 100 jubelten die Französinnen, das vermeintliche Eigentor von Alanna Kennedy nach einer Ecke wurde wegen eines Fouls von Kapitänin Wendie Renard aber nicht gegeben.

Spannung bis zum Schluss

Die eine Minute zuvor eingewechselte Cortnee Vine hatte dann die australische Führung auf dem Fuß, der Ball ging aber knapp an der Stange vorbei (105.). Nach dem Wiederanpfiff hatte Vicki Becho die große Möglichkeit zur Führung, ihren satten Schuss holte aber Peyraud-Magnin aus der Ecke (107.). Eine Doppelchance von Grace Geyoro und Kenza Dali (110.) brachte ebenfalls nichts ein.

Torabwehr von Arnold (107. Minute)

Torhüterin Arnold entschärft den straffen Schuss zur Ecke.

Beide Teams versuchten weiterhin, in der Verlängerung die Entscheidung herbeizuführen, es blieb aber bei den – durchaus sehenswerten – Versuchen. Trainer Renard wechselte dann noch im Hinblick auf das Elfmeterschießen Torfrau Solene Durand ein. Die Entscheidung vom Punkt gestaltete sich überaus spannend, nach 19 Versuchen hatten die Gastgeberinnen das bessere Ende für sich.

Fußball-WM, Viertelfinale

Samstag:

Australien – Frankreich 7:6 i. E. (0:0, 0:0, 0:0)

Brisbane, 49.461; SR Carvajal (CHI)

Elfmeterschießen:
Arnold hält von Bacha
1:0 Foord
1:1 Diani
Durand hält von Catley
1:2 Renard
2:2 Kerr
2:3 Le Sommer
3:3 Fowler
Arnold hält von Perisset
Arnold Stange
3:4 Geyoro
4:4 Gorry
4:5 Karchaoui
5:5 Yallop
5:6 Lakrar
6:6 Carpenter
Arnold hält von Dali zweimal
Durand hält von Hunt
Becho Stange
7:6 Vine

Gelbe Karten: Gorry bzw. keine