Salma Paralluelo (ESP)
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Fußball-WM

Expertinnen erwarten engen Showdown

Am Sonntag (12.00 Uhr MESZ, live in ORF1) wird sich bei der Fußball-WM entscheiden, wer sich die Krone aufsetzen darf: Spanien oder England. Der bisherige Turnierverlauf verspricht einen spannenden Showdown, so sehen das auch die ORF-Expertinnen Viktoria Schnaderbeck und Elisabeth Tieber, die unterschiedliche Tipps abgaben.

„Ich tippe auf England, weil sie den für mich um eine Spur besseren Kader haben“, sagte Schnaderbeck vor dem neunten WM-Finale. Tieber hält dagegen: „Ich tippe auf Spanien, da sie spielerisch mehr Ideen haben und für mich noch am frischesten gewirkt haben.“ Klar ist, dass Spanien oder England jeweils erstmals den WM-Titel holen wird.

Gemeinsamkeiten gibt es aber auch: „Auffallend ist, dass beide Teams einige Ausfälle haben und es trotzdem ins Finale geschafft haben“, hielt etwa Tieber fest. Schnaderbeck erwartet wie ihre Kollegin ein enges Endspiel: „Tages- und Individualform werden natürlich entscheidend sein, das ist auf diesem Niveau einfach so.“ Was im Detail für die Teams sprechen könnte, haben beide ORF.at erklärt.

WM-Finale: Spanien trifft auf England

„La Furia Roja“ oder „Lionesses“ – ein Team krönt sich erstmals zum Weltmeister.

Was für Spanien spricht: Fitness und Gier

Tieber, die 24-mal für Österreich gespielt hat, sieht etwa fußballerische und körperliche Vorteile bei den Südeuropäerinnen. „Spanien ist spielerisch besser und wirkt auf mich körperlich und mental am fittesten. Das liegt vielleicht auch daran, dass viele Spielerinnen immer wieder getauscht wurden und nicht dieselben 13, 14 gespielt haben.“

Kristina Inhof, Elisabeth Tieber und Alina Zellhofer
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Tieber (Bildmitte) tippt auf Spanien als neue Weltmeisterinnen

Schnaderbeck, 83-fache Teamspielerin, hebt die Ausgangsposition vor. „Spanien ist in einer angenehmeren Rolle, die Erwartungshaltung von außen war von Anfang an etwas geringer und der Fokus nicht nur am Sportlichen aufgrund des Boykotts (Rücktritt von 15 Spielerinnen nach Kritik an Teamchef Jorge Vilda) und der Kaderzusammenstellung. Es gibt noch immer einige Schlüsselspielerinnen von Barcelona, und niemand hat in den vergangenen Jahren so viele Erfolge gefeiert wie sie. Sie sind erfolgsgetrieben und gierig“, so die frühere ÖFB-Kapitänin.

Was für England spricht: Flow und Erfahrung

Die Steirerin hat selbst auf der Insel für Arsenal und Tottenham gespielt und sieht die „Lionesses“ auf einer Mission. Nach dem EM-Titel vor einem Jahr könnte sich das Team der Erfolgstrainerin Sarina Wiegman nun auch die WM-Krone aufsetzen. „England hat etwas mehr an Momentum, auch wenn sie keine überragende WM gespielt haben. Sie haben aber vergangenes Jahr die EM gewonnen, sie kennen es, im Finale zu sein. Und wozu sie fähig sind, das haben sie im Halbfinale gezeigt. Zudem haben sie die aktuell beste Trainerin im Frauen-Fußball“, betonte Schnaderbeck.

Viktoria Schnaderbeck
APA/Helmut Fohringer
Schnaderbeck glaubt, dass England sich nach dem EM-Titel auch den WM-Titel sichert

Tieber schlägt diesbezüglich in dieselbe Kerbe: „Für England spricht sicherlich der Flow, den sie seit über einem Jahr haben. Sie wissen mittlerweile, wie es ist, lange in einem Turnier zu sein und auch ein Turnier zu gewinnen. Das haben sie den Spanierinnen voraus und sind daher vielleicht nicht so nervös und kaltschnäuziger vor dem Tor.“

Mögliche X-Faktoren: Kopf und Händchen

Als mögliche Faktoren, die den Unterschied ausmachen könnten, nannte Tieber den Kopf: „Auf den Punkt die Leistung abzurufen und nicht zu aufgeregt sein.“ Eine Spielerin, die sie auf der Rechnung hat, ist Salma Paralluello. „Wenn es um eine Spielerin geht, dann wäre das für mich sie, die den Unterschied machen könnte.“

Das sieht indirekt auch Schnaderbeck so, denn Paraluello hat sich zuletzt als „Super-Joker“ entpuppt. Die frühere Topleichtathletin traf als Wechselspielerin sowohl im Viertel- (2:1 n. V. gegen Niederlande) als auch im Halbfinale (2:1 gegen Schweden). „Trainerentscheidungen werden für mich eine große Rolle spielen. Dieses Händchen zu besitzen, wen man wann bringt, ist wichtig“, sagte Schnaderbeck in dieser Hinsicht. „Ich denke, das Finale wird nicht notwendigerweise über die Startelf entschieden, sondern über Einwechslungen.“

Alle Fußballweltmeisterinnen:
1991 USA China
1995 Norwegen Schweden
1999 USA USA
2003 Deutschland USA
2007 Deutschland China
2011 Japan Deutschland
2015 USA Kanada
2019 USA Frankreich
2023 Spanien Australien/Neuseeland