Carlos Sainz (Ferrari) in Aktion
IMAGO/PanoramiC/Florent Gooden
Formel 1

Sainz beendet Siegesserie von Red Bull

Carlos Sainz im Ferrari hat am Sonntag im packenden Grand Prix von Singapur auf dem Marina Bay Street Circuit nach einem spannungsgeladenen Finish die Siegesserie von Max Verstappen und Red Bull beendet. Das Flutlichtrennen war der Schlusspunkt eines Erfolgslaufs, der für Red Bull am 13. November 2022 in Brasilien begonnen hatte. Lando Norris im McLaren und Lewis Hamilton mit Mercedes holten sich die weiteren Stockerlplätze.

Es war der zweite Grand-Prix-Sieg für den Spanier, der von der Poleposition ins Rennen gegangen war und seine Führung trotz schwächer werdender Reifen mit viel Geschick und Können bis zum Schluss gegen die am Ende wild anstürmenden Mercedes verteidigte.

Hamilton erbte noch den dritten Platz, nachdem Teamkollege George Russell wenige Meter vor dem Ziel die Kontrolle über seinen Wagen verloren hatte.

Sainz gewinnt Grand Prix in Singapur

Ferrari-Pilot Carlos Sainz hat am Sonntag im Grand Prix von Singapur auf dem Marina Bay Street Circuit die Siegesserie von Max Verstappen und Red Bull beendet.

Charles Leclerc wurde im zweiten Ferrari Vierter. Die Red Bull von Verstappen und Sergio Perez, die beide diesmal im Qualifying nicht über Q2 hinaus gekommen waren, versuchten hingegen ihren aerodynamischen Nachteil in den langsamen Kurven des Stadtkurses mit einem späten Reifenwechsel zu kompensieren, doch diese Taktik ging nicht auf. Am Ende blieben die Ränge fünf für Verstappen und acht für Perez.

jubelnder Carlos Sainz (Ferrari)
Reuters/Edgar Su
Zum ersten Mal seit dem 10. Juli 2022, als Charles Leclerc in Österreich gewann, jubelte Ferrari wieder über einen Sieg

Buntes Feld und Red Bull

Eingebettet waren die Red Bull in ein buntes Feld mit Pierre Gasly (Sechster), Oscar Piastri (Siebenter), dem jungen Liam Lawson im Alpha Tauri, der in seinem dritten Rennen Neunter wurde und Kevin Magnussen (Zehnter), die ebenfalls in den Punkterängen landeten. Die perfekte Saison von Red Bull ist damit auch kein Thema mehr.

An der Dominanz in der WM von Verstappen und seinem Teamkollegen Sergio Perez ändert der Erfolg von Sainz in Singapur jedoch nichts. 15 Siege in Folge feierte das Team, zehn davon zuletzt in einer Rekordserie von Verstappen, und führt weiter überlegen in der WM die Fahrer- und Konstrukteurswertung an. Verstappen liegt bereits 151 Zähler vor Perez. Die mögliche Entscheidung in der WM ist damit frühestens in Katar möglich. Der nächste Grand Prix findet bereits nächstes Wochenende in Japan (live in ORF1) statt.

„Ein unglaubliches Wochenende“

„Ein unglaubliches Gefühl, ein unglaubliches Wochenende, danke an alle bei Ferrari für die Wende“, meinte Sainz im Siegerinterview. „Nach dem schwierigen Anfang in dieser Saison hat das Wochenende gepasst, und wir haben es nach Hause gebracht. Ganz Italien wird happy sein. Es war am Ende knapp mit den Reifen, aber es hat funktioniert, ich hatte immer das Gefühl, dass ich es unter Kontrolle habe. Es ist jetzt das beste Gefühl, ich bin auf Wolke sieben.“

Der zweitplatzierte Norris war „super happy. Es war schwierig zu überholen, aber am Ende haben wir auch alle hinter uns gehalten. Es war ein hartes Rennen, aber wir haben uns alle gegenseitig gepusht. Es waren wichtige Punkte für das ganze Team.“

Sportlich fair wie immer gratulierte Hamilton zunächst dem Sieger zu dessen Leistung: „Super Job gemacht, Carlos, die Strategie hat funktioniert. Wir hatten eine andere Strategie, haben uns den Medium aufbehalten, dachten auch, dass es eher ein Zweistopprennen wird, aber wir haben einen guten Job gemacht. Leider hat es für George nicht gereicht, die Reifen waren heiß, überhaupt war es sehr heiß.“

Harter Kampf nach Safety-Car-Phase

Die Ferrari erwischten den besten Start im Feld von 19 Fahrern. Aston-Martin-Pilot Lance Stroll hatte nach seinem Unfall im Qualifying am Samstag wenige Stunden vor dem Start zurückgezogen. Hamilton war etwas übermotiviert, schoss quasi über das Ziel hinaus und verlor durch seinen Ausritt einige Plätze. In der Folge raste der Bulk der Fahrer mit wenig Abstand auf dem Marina Bay Circuit bei Nacht durch Singapur. Yuki Tsunoda stellte seinen Alpha Tauri bereits in der ersten Runde mit einem kaputten Reifen ab.

Szene aus dem Rennen
Reuters/Edgar Su
Die beiden Ferrari erwischten den besten Start, und Carlos Sainz (rechts) hatte bis zum Schluss die Nase vorne

Nach einer Safety-Car-Phase nach 25 Runden, Logan Sargeants Williams hatte den Frontflügel verloren, brach erneut harter Kampf um die Positionen aus. Die Red Bull verzichteten im Gegensatz zur Konkurrenz auf einen Boxenstopp, riskierten und vertrauten darauf, dass sie sich vielleicht doch einen Vorsprung herausfahren könnten, doch dieser Gamble ging nicht auf. Verstappen und Perez mussten den Gegnern den Vortritt lassen. An der Spitze duellierten einander Sainz und Russell um Platz eins. Nur knapp über eine Sekunde trennte die beiden.

Hetzjagd durch die Stadt

So ging die Hetzjagd beim Flutlichtrennen über Singapurs Straßen weiter. Russell hatte im Mercedes die schnelleren Rundenzeiten als Sainz im Ferrari, fand jedoch keinen Weg vorbei. Dahinter kämpften Lando Norris im McLaren, Hamilton und Charles Leclerc um die weiteren Punkte. Auf Rang sechs hielt sich Verstappen auf, der von seinem Teamkollegen Perez den Rücken freigehalten bekam.

Fernando Alonso beim Boxenstop (Aston Martin)
APA/AFP/Caroline Chia
Auch in Singapur war das richtige Timing für die Reifenwechsel von enormer Wichtigkeit

Erst in der 40. Runde holte sich der Mexikaner seine ersten frischen Reifen ab, Verstappen folgte im folgenden Umlauf. Am Ende des Feldes kamen die beiden Red Bull wieder aus den Boxen und starteten sofort mit den schnellsten Runden durch. Ein Ausfall von Esteban Ocon verursachte ein „virtuelles Safety-Car“, und von den Spitzenteams wagten die Mercedes einen Stopp, um Medium-Reifen aufzuziehen, sie büßten dabei jedoch nur wenige Positionen ein und waren 17 Runden vor Schluss Vierter und Fünfter hinter Norris und Leclerc.

Vier Autos greifen nach Sieg

Der Verzicht auf frische Pneus in der Phase hätte sich für Ferrari noch bitter rächen können. Sainz fuhr vorneweg und konnte die um pro Runde zwei Sekunden schnelleren Silberpfeile noch auf Distanz halten. Russell und Hamilton sowie auch Verstappen rückten immer näher. Leclerc konnte die Mercedes nur kurz aufhalten. Vier Runden vor Schluss trennten die ersten vier nur vier Sekunden. Russell rutschte in der Schlussrunde noch aus, Hamilton erbte damit den dritten Platz. Sainz hielt an der Spitze stand, rettete seinen Ferrari über die Ziellinie und bejubelte einen verdienten Erfolg.

Grand Prix von Singapur

Endstand nach 61 Runden (308,706 km):
1. Carlos Sainz ESP Ferrari 1:46:37,418
2. Lando Norris GBR McLaren + 0,812
3. Lewis Hamilton GBR Mercedes 1,269
4. Charles Leclerc MON Ferrari 21,177
5. Max Verstappen NED Red Bull 21,441
6. Pierre Gasly FRA Alpine 38,441
7. Oscar Piastri AUS McLaren 41,479
8. Sergio Perez MEX Red Bull 59,534 *
9. Liam Lawson NZL Alpha Tauri 1:05,918
10. Kevin Magnussen DEN Haas 1:12,116
11. Alexander Albon THA Williams 1:13,417
12. Zhou Guanyu CHN Alfa Romeo 1:23,649
13. Nico Hülkenberg GER Haas 1:26,201
14. Logan Sargeant USA Williams 1:26,889
15. Fernando Alonso ESP Aston Martin 1:27,603
16. George Russell GBR Mercedes eine Runde

Out: Yuki Tsunoda (JPN/Alpha Tauri), Esteban Ocon (FRA/Alpine), Valtteri Bottas (FIN/Alfa Romeo)

Schnellste Runde: Hamilton (1:35,687)

Nicht am Start: Lance Stroll (CAN/Aston Martin)

* Nachträgliche Fünf-Sekunden-Strafe