ÖFB-Team verabschiedet sich von den Fans
GEPA/Armin Rauthner
EM-Qualifikation

ÖFB-Team trotz Niederlage „stolz“

Österreichs Nationalteam hat am Freitag die erste Chance vergeben, sich das Ticket für die EM 2024 in Deutschland zu sichern. Bei der 2:3-Heimniederlage in Gruppe F gegen Favoriten Belgien wusste aber eine ersatzgeschwächte Mannschaft von Teamchef Ralf Rangnick zu überzeugen und mit einer leidenschaftlichen Aufholjagd auch die Massen im ausverkauften Wiener Ernst-Happel-Stadion zu unterhalten. Die große Party musste verschoben werden, am Montag (18.00 Uhr, live in ORF1) soll gegen Aserbaidschan das EM-Ticket gelöst werden.

Während die Belgier mit ihren mitgereisten Anhängern die EM-Teilnahme schon feiern durften und dabei auch dem Gruppensieg entscheidend näher kamen, zogen die Gastgeber mit gemischten Gefühlen eine Ehrenrunde. „Wir hatten gute und schlechte Momente, aber wir gehen erhobenen Hauptes. Ich bin stolz auf die Mannschaft, dass wir so aufgetreten sind“, sagte Ersatzkapitän Konrad Laimer nach der ersten Niederlage im sechsten Spiel der laufenden Qualifikation.

Die effiziente Nummer fünf der Welt führte bei der Nummer 25 bereits mit 3:0, ehe es in einem turbulenten Finish noch einmal spannend wurde. „Es war im Endeffekt echt knapp und deswegen extrem bitter“, sagte Nicolas Seiwald, der erstmals im Team als Rechtsverteidiger zum Einsatz kam und sich mit Manchester-City-Spieler Jeremy Doku plagen musste. Österreich war insgesamt gut im Spiel und fand Chancen vor, aber die Gäste erwiesen sich an einem lauwarmen Abend eiskalt.

Österreich unterliegt Belgien

Österreichs Nationalteam hat sich in der EM-Qualifikation gegen Belgien nach einer unbelohnten Aufholjagd mit 2:3 geschlagen geben müssen. Die nächste Chance auf das EM-Ticket gibt es nun am Montag in Aserbaidschan.

„Dass Belgien Qualität und Pfeile vorne hat, hat jeder gewusst. Das ist das höchste Niveau, was es im Fußball gibt“, so Laimer hinsichtlich der belgischen Tempovorteile. Das ÖFB-Team kam aber zurück. „So blöd es sich anhört, aber wir können stolz sein, auch wenn wir verloren haben“, sagte Christoph Baumgartner. Für einen Zuwachs an Zählern reichte das am Ende nicht, auswärts in Aserbaidschan will Österreich das dann entscheidend nachholen. „Unser klares Ziel war und ist es, in diesem Lehrgang das Ding fix zu machen. Jetzt haben wir die Chance nach wie vor, und ich bin dafür zuversichtlich“, fügte der Leipzig-Profi hinzu.

Ersatzgeschwächtes Team überzeugt

Rangnick musste ausgerechnet im „Endspiel um den Gruppensieg“ zahlreiche Ausfälle beklagen. Die Stars David Alaba und Marko Arnautovic fehlten ebenso wie Michael Gregoritsch, der mit fünf Toren in diesem Länderspieljahr die meisten erzielt hat. Zudem konnte Marcel Sabitzer nicht von Beginn an spielen. Das ersatzgeschwächte Team wusste aber gegen den Favoriten vom Anpfiff an zu überzeugen.

„Wir sind richtig cool in die Partie reingestartet, waren sehr mutig und aggressiv. Wir haben sicher einige Chancen gehabt, aber es versäumt, ein Tor zu machen“, sagte Laimer, dem die Rolle als Rechtsverteidiger erspart geblieben ist. Nicolas Seiwald durfte sich erstmals versuchen und hatte mit dem pfeilschnellen Doku eine Mammutaufgabe. „Ich habe versucht, das umzusetzen, was auf der Position gefragt ist, und habe einen brutal schwierigen und quirligen Gegenspieler gehabt. Den kann man über 90 Minuten nicht verteidigen“, so Seiwald.

Nicolas Seiwald (AUT) und Jeremy Doku (BEL)
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Seiwald (l.) spielte erstmals im Team als Rechtsverteidiger und hatte mit Jeremy Doku (r.) alle Hände voll zu tun

Vorne gab überraschend Manprit Sarkaria sein Debüt im ÖFB-Team („Eine große Ehre“), und auch dieser wusste neben Baumgartner zu überzeugen. Für Schlager kam das nicht überraschend. „Die Art und Weise des Spiels ändert sich ja nicht. Wir trainieren ja schon lange zusammen, und diejenigen, die weniger spielen, schauen im Training nicht zu, sondern schauen, dass sie für solche Momente bereit sind.“

Doku hat „Moped unter den Füßen“

Die Österreicher spielten, die Tore erzielten aber die abwartenden Belgier. Dodi Lukebakio war etwa Philipp Lienhart zu schnell (12.), dann hatten die Gäste beim zweiten Länderspieltreffers des Sevilla-Legionärs auch noch Fortuna auf ihrer Seite – der Ball wurde gleich zweimal unhaltbar für Tormann Alexander Schlager abgefälscht (55.). Drei Minuten später stellten Manchester-City-Legionär Doku und AS-Roma-Star Romelu Lukaku ihre Weltklasse aber ganz offen zur Schau.

„Das dritte Tor ist einfach pure individuelle Klasse“, analysierte Schlager in seiner gewohnten Trockenheit. „Der (Doku, Anm.) hat einfach ein Moped unter den Füßen, der ist gefühlt um drei km/h schneller als wir. Wir sind fast zu viert um hin herum, und er macht das mit dem Haken und dem Pass überragend. Diese Preisklasse kann Spiele entscheiden.“ Was sie an diesem Herbstabend tatsächlich getan hat.

Aufholjagd bestätigt „Charakter des Teams“

Nach dem 0:3 war die Messe wohl für die meisten im Happel-Stadion schon gelesen, doch die Hausherren meldeten sich eindrucksvoll ins Spiel zurück. „Das zeigt den Charakter der Mannschaft“, unterstrich diesbezüglich Baumgartner. Laimer verkürzte mit einem Distanzschuss und verschaffte sich, seinen Kollegen und den Fans noch einmal Luft.

Marcel Sabitzer (AUT)
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Sabitzer animierte die Fans nach seinem Treffer zum 2:3 noch einmal

Begünstigt durch eine Gelb-Rote Karte für Belgiens Amadou Onana und einen von „Joker“ Sabitzer verwerteten Handelfmeter kam Österreich noch einmal heran. „Das ist einfach auch der Glaube, der in der Mannschaft steckt“, meinte Goalie Schlager. Doch die Gäste brachten den Sieg über die Zeit. „Wir haben immer weitergemacht, das zeichnet die Mannschaft auch aus. Es ist schade, dass wir uns nicht mit einem 3:3 belohnt haben. Es wäre nicht unverdient gewesen“, sagte Laimer, der aber seinen Blick alsbald Richtung Baku richtete.

Blick richtet sich nach Baku

Am Montag (18.00 Uhr, live in ORF1) bietet sich den Österreichern nun die nächste Möglichkeit, das Ticket für die Endrunde in Deutschland zu lösen. In Baku wartet mit Aserbaidschan mit der Nummer 121 der Welt eine lösbare Aufgabe. Diese nehmen die ÖFB-Spieler entsprechend optimistisch in Angriff. „Wenn wir die Energie am Montag auf den Platz bekommen, werden wir das Spiel gewinnen“, sagte Baumgartner. Nicht mit nach Baku fliegen werden der nicht fit gewordene Michael Gregoritsch und Kevin Danso, der sich gegen die Belgier verletzte.

Unterschätzen will man den Gegner, der am Freitag im Duell der Außenseiter der Gruppe F mit einem 2:0 in Estland erstmals in dieser EM-Quali mit einem vollen Erfolg angeschrieben hat, naturgemäß nicht. „Wir müssen gut regenerieren, haben eine lange Reise und einen schwierigen Gegner vor uns. Da müssen wir mit dem gleichen Mindset reingehen, dann bin ich sehr zuversichtlich, dass wir den Sack auch zumachen werden“, sagte Laimer. Sollte Schweden am selben Tag in Belgien nicht gewinnen, wäre man ebenfalls durch. „Darauf wollen wir uns nicht verlassen. Der Fokus liegt auf uns“, betonte Baumgartner.

EM-Qualifikation, sechster Spieltag

Freitag:

Österreich – Belgien 2:3 (0:1)

Wien, Happel-Stadion, 47.000 (ausverkauft), SR Manzano/ESP

Torfolge:
0:1 Lukebakio (12.)
0:2 Lukebakio (55.)
0:3 Lukaku (58.)
1:3 Laimer (73.)
2:3 Sabitzer (84.)

Österreich: A. Schlager – Seiwald, Danso (66./Baidoo), Lienhart, Wöber (71./Prass) – Laimer, Grillitsch, X. Schlager, Wimmer (79./Sabitzer) – Baumgartner (66./Cham) – Sarkaria (66./Kalajdzic)

Belgien: Sels – Castagne, Faes, Vertonghen, Theate – Lukebakio (71./Bakayoko/88. Vermeeren), Mangala (64./Tielemans), Onana, Doku (88./Keita) – Openda (46./Carrasco), Lukaku

Gelb-Rot: Onana (78./wiederholtes Foulspiel)

Gelbe Karten: Grillitsch, Seiwald, Wimmer, Laimer bzw. Mangala, Castagne, Lukaku