Amankwah Forson (RBS) und Trainer Gerhard Struber (RBS)
GEPA/Gintare Karpaviciute
Champions League

Auftritt in San Siro gibt Salzburg „Push“

Nach zuletzt mäßigen Leistungen hat Österreichs Meister Salzburg in der Champions League wieder ein kräftiges Lebenszeichen von sich gegeben. Beim knappen 1:2 (0:1) gegen den klaren Gruppenfavoriten Inter Mailand verkauften sich die „Bullen“ teuer, belohnten sich aber am Ende nicht. Für Trainer Gerhard Struber ist jedoch klar, dass der couragierte Auftritt im Stadio San Siro Salzburg den „richtigen Push gibt“, um auch im Alltag wieder zu überzeugen.

Salzburg hat sich heuer zu einer „Wundertüte“ entwickelt, von einem 2:0-Auswärtssieg in der Champions League bei Benfica Lissabon bis zu einer 0:1-Heimniederlage gegen Bundesliga-Aufsteiger Blau-Weiß Linz ist alles möglich. In Mailand konnte Salzburg am Ende keinen Zähler mitnehmen, punktete aber mit einer geschlossenen Leistung.

„Meine Jungs haben eine richtig gute Leistung gezeigt. Wenn man hier gegen Inter Milano am Ende enttäuscht ist, weil man nichts mitnimmt, hat man sehr viel richtig gemacht“, sagte Struber nach der Partie. „Wir waren sehr fokussiert, klar in unserer Spielanlage. Die Synchronität war wieder da. Die Jungs haben das von der ersten bis zur letzten Minute gegen einen richtig starken Gegner sehr gut gemacht.“

Salzburg trotz Niederlage gegen Inter zuversichtlich

Nach zuletzt mäßigen Leistungen in der Bundesliga musste Meister Salzburg auch in der Champions League die zweite Niederlage in drei Spielen einstecken. Die großteils gute Leistung beim 1:2 gegen Inter Mailand macht aber Mut.

Auch die Spieler zeigten sich mit der eigenen Leistung sehr zufrieden. „Unsere Leistung war top“, sagte etwa der Assistgeber zum Ausgleich, der Däne Maurits Kjaergaard. Tormann Alexander Schlager will wie sein Trainer das Positive mitnehmen. „Die Leistung hat gezeigt, was im Team drinnen ist. Die Bereitschaft und den Willen, den man heute auf dem Platz gesehen hat, den nehmen wir mit, den speichern wir ganz tief ab und dann werden wir am Samstag Altach daheim schlagen.“

Rundum-Reaktion auf Schaffenskrise

Salzburg kam in einer Schaffenskrise hierher, hatte drei Spiele nicht gewonnen, davon zwei in der Liga, und präsentierte sich zuletzt nicht inspiriert. Viele erwarteten Übles, doch Österreichs Serienmeister zeigte gegen den klaren Favoriten eine gute Reaktion und ließ sich auch vom beeindruckenden Rahmen nicht aus der Fassung bringen.

„Wir haben uns von Beginn weg keineswegs von dieser Atmosphäre leiten lassen“, sagte Struber, der vor allem in der ersten Viertelstunde spielbestimmende Salzburger sah. „Wir haben es in der Anfangsphase gut gemacht, müssen es nur besser zu Ende spielen“, sagte Luka Sucic im Hinblick auf die ungenügenden Salzburger Offensivbemühungen.

Fans im San Siro Stadion
GEPA/Gintare Karpaviciute
Von der beeindruckenden Kulisse im Stadio San Siro ließen sich die Salzburger nicht ablenken

Die Mannschaft profitierte nicht nur von der Rückkehr einiger Stützen wie Strahinja Pavlovic und Mads Bistrup, sondern auch von einer Adaption. Struber und sein Betreuerteam hatten die Formation umgestellt, Lucas Gourna-Douath und Bistrup bildeten nun einen Doppelsechser, Roko Simic gab an seinem Geburtsort die Solospitze.

„Wir haben im Sommer gegen Inter (Testspiel, 3:4, Anm.) schon so gespielt. Von dem her ist es nicht so neu für uns gewesen“, sagte Sucic, der sich wie Struber mit der Umstellung zufrieden zeigte. „Wir sind flexibel, wir können variieren, auch das hat das Spiel heute gezeigt“, freute sich der Salzburg-Trainer über die Umsetzung.

„Quäntchen Glück“ hat gefehlt

Salzburg verpasste es in der guten Anfangsphase, ein Tor zu erzielen. „Es war eine gute Performance von uns. Mit einem Quäntchen Glück gehen wir vielleicht sogar in Führung“, meinte Schlager, der aber nach der ersten guten Aktion der Gastgeber hinter sich greifen musste. Ein Topteam wie Inter braucht in Person von Altmeister Alexis Sanchez nicht viele Chancen, um in Führung zu gehen. „Nach dem Gegentor musste wir uns ein wenig fangen, aber wir haben das gut gemacht und weiter unser Spiel durchgezogen“, so Sucic, der kurz vor der Pause wie seine Kollegen gerne einen Elfmeter zugesprochen bekommen hätte.

Simic („Dieses Spiel hilft uns zu wachsen“) wurde nach einem Eckball im Strafraum klar geklammert. „Es hat eine fragwürdige Szene gegeben – das legen auch die Bilder nahe“, beschrieb Struber die Aktion bei der Pressekonferenz. Simic selbst sagte, er wurde gehalten, auch hier fehlte ein Quäntchen Glück. Niemand wollte sich im Anschluss auf den Schiedsrichter ausreden. „Der Referee macht die Entscheidungen. Wenn er nicht pfeift, geht es weiter“, sagte Simic in den Katakomben.

Gloukh erzielt „aufregendes Tor“

Nach der Pause ging es weiter mit gleichem Engagement, das den verdienten Lohn in Form des Treffers von Gloukh nach einem sehenswerten Spielzug einbrachte. „Das war vielleicht das aufregendste Tor meines Lebens“, freute sich der Israeli in einer für ihn aus bekannten Gründen schwierigen Zeit. „Ich freue mich für Oscar, dass er trotz aller Umstände wieder so konzentriert ins Spiel gerutscht ist, voller Tatendrang war, Verantwortung übernommen hat“, erklärte Struber. „Er wächst mehr und mehr immer tiefer rein. Er ist mittlerweile ein großer Anker für Tore und für erfolgreiche Spiele.“

Oscar Gloukh jubelt mit Mitspielern
APA/Georg Hochmuth
Gloukh ließ seiner Freude über den zwischenzeitlichen Ausgleichstreffer freien Lauf

Inter sollte aber das letzte Wort haben, stellte wenig später auf 2:1 und ließ danach keine Ausgleichschance mehr zu. Effizienz ist für ein junges Team wie Salzburg in einem Duell mit einem Topteam entscheidend. „Wir hätten mehr Tore schießen können, das haben wir nicht gemacht. Wir haben drei, vier große Chancen gehabt, da müssen wir eine oder zwei machen“, merkte Kjaergaard an, der positiv blieb. „Für mich war das eines unserer besten Spiele des Jahres. Wir müssen so in der Liga spielen, dann gewinnen wir“, unterstrich der Däne, dessen Mannschaft mit vier Punkten Rückstand auf Sturm Graz „nur“ Ligazweiter ist.

Für Salzburg bleibt „alles offen“

Was die Königsklasse betrifft, läuft alles auf ein „Endspiel“ um Platz drei gegen Benfica am letzten Spieltag hinaus. Inter und Real Sociedad (1:0 in Lissabon) haben sich zur Halbzeit vorerst mit jeweils sieben Zählern abgesetzt, Salzburg (drei) ist vor Benfica (null) Dritter. „Wir können ein positives Resümee ziehen, auch wenn es punktetechnisch mehr sein könnte“, sagte Schlager. „Wir sind nicht Manchester City, wir müssen uns die Dinge erarbeiten. Es warten noch drei hervorragende Spiele auf uns. Da werden wir versuchen, alles rauszuhauen.“

Auch für Sucic ist noch „alles offen in der Gruppe. Wir werden alles geben, ich denke, es wird sehr eng.“ In zwei Wochen ist Inter in Salzburg zu Gast. „Inter ist eine Topmannschaft, aber wir haben gezeigt, dass wir sie ärgern können. Wir verstecken uns vor keinem Gegner, das ist uns auch heute im Großen und Ganzen gelungen.“ Auch Struber hakte selbst den Aufstieg ins Achtelfinale noch längst nicht ab: „Ich traue meinen Jungs auch noch alles zu in der Gruppe, weil wir unangenehm sind. Das gilt es nun in allen Bewerben beizubehalten.“

UEFA Champions League, Gruppe D, dritter Spieltag

Dienstag:

Inter Mailand – Salzburg 2:1 (1:0)

Mailand, San Siro, 71.825, SR Letexier (FRA)

Torfolge:
1:0 Alexis Sanchez (19.)
1:1 Gloukh (57.)
2:1 Calhanoglu (64./Elfmeter)

Inter: Sommer – Pavard, De Vrij, Bastoni – Dumfries (65./Darmian), Frattesi, Calhanoglu (76./Asllani), Mkhitaryan (46./Barella), Carlos Augusto – Lautaro Martinez (85./Klaassen), Alexis Sanchez (65./Thuram)

Salzburg: A. Schlager – Dedic, Solet, Pavlovic, Ulmer – Bidstrup (72./Konate), Gourna-Douath (85./Capaldo) – Sucic, Gloukh (85./Forson), Kjaergaard (72./Nene) – Simic (71./Ratkov)

Gelbe Karten: Mkhitaryan bzw. Simic, Gourna-Douath, Trainer Struber