Sturm-Graz-Team feiert nach Sieg
GEPA/Chris Bauer
Europa League

Sturms Glaube wird gegen Atalanta belohnt

Im Stadion Graz Liebenau haben die Fans am Donnerstagabend auch lange nach Schlusspfiff noch nicht ans Heimgehen gedacht, nachdem Sturm Graz für einen denkwürdigen Abend im Europacup gesorgt hatte. Trotz Unterzahl erkämpften sich die Steirer in der Europa League ein 2:2 gegen den italienischen Topclub Atalanta Bergamo. „Wir haben immer an uns geglaubt“, sagte Trainer Christian Ilzer.

Viel hatte Mitte der zweiten Halbzeit nicht mehr für Sturm gesprochen. Nach 1:0-Führung zur Halbzeit doch mit 1:2 zurück, nach Gelb-Rot für Kapitän Stefan Hierländer in der 52. Minute mit einem Mann weniger auf dem Platz und ein hochklassiger Gegner, der alles im Griff zu haben schien. „Wir haben dann gefühlt, dass Atalanta nicht mehr so energisch auf das dritte Tor gespielt hat, und das wollten wir nützen“, erklärte Ilzer, der das richtige Mittel fand und letztlich von seinem großen Kader profitierte.

Der Sturm-Trainer nahm Leistungsträger wie Abwehrchef Gregory Wüthrich, Spielmacher Otar Kiteishvili und Teamspieler Alexander Prass vom Feld und brachte mit William Böving, Tomi Horvat und Szymon Wlodarczyk viel frischen Wind in die Offensive. Horvat holte schließlich den Handelfmeter heraus, den Wlodarczyk zum Endstand verwertete (80.). „Ein großartiger Europacup-Abend“, freute sich Ilzer, der die „große Energieleistung“ seiner Burschen hervorstrich.

Sturm ringt Atalanta 2:2 ab

Sturm Graz hat am Donnerstag trotz Unterzahl ein Remis in der Europa League geholt. Österreichs Tabellenführer trennte sich am dritten Spieltag in Gruppe D im Heimspiel von Atalanta Bergamo mit 2:2.

Wlodarczyk übernimmt Verantwortung

Auch bei den Spielern war die Begeisterung über das Comeback groß. „So ein wichtiges Spiel, so ein wichtiger Punkt, so viele Emotionen, man hat unseren guten Charakter gesehen“, meinte Wlodarczyk. Der junge Pole hatte genau zwei Monate lang kein Tor mehr erzielt, schnappte sich dennoch den Ball und traf souverän zum Ausgleich. Auch Horvat wollte antreten, „aber ich war sehr selbstbewusst und wollte den Elfmeter unbedingt schießen“, sagte Wlodarczyk.

„Wahnsinn, so lange zu spielen mit einem Mann weniger, wenig zuzulassen, zurückzukommen und das 2:2 zu schießen. Mit dem Punkt können wir glücklich sein“, meinte Prass, der zweite Grazer Torschütze. Er hatte Sturm in Führung gebracht (13.), ehe Luis Muriel (34., 45.+7/Elfmeter) die Partie drehte. Vom Spielfeldrand durfte Prass aber wieder jubeln. „Die Bank hat das Spiel nochmals ausgeglichen, richtig geil, wir haben als ganze Mannschaft zusammengearbeitet“, meinte der ÖFB-Teamspieler. „Wir haben unglaubliche Moral gezeigt, der Punkt zählt wie ein Sieg“, sagte Verteidiger Jusuf Gazibegovic.

Szymon Wlodarczyk (Sturm) bei Elfmeterschuss
AP/Darko Bandic
Wlodarczyk zeigte vom Elfmeterpunkt Nerven aus Stahl und sicherte Sturm einen Punkt

Der Kampfgeist des österreichischen Vizemeisters wurde auch von den italienischen Medienvertretern gelobt. Sturm habe in Unterzahl „sein bestes Gesicht“ gezeigt, meinte etwa die „Gazetta dello Sport“. Bis zuletzt habe die Mannschaft „den Sieg gejagt“. Allerdings sah das Blatt so wie der „Corriere dello Sport“ auch eine „verschwendete Gelegenheit“ für Atalanta. Bergamo hätte in Graz „gewinnen können und müssen.“ Auch „Tuttosport“ lobte die „zähen Österreicher“.

Weiter im Aufstiegsrennen

Der Punkt gegen die bis dahin makellosen Italiener kann im Kampf um den Aufstieg noch viel Wert sein. Die „Blackys“ liegen zur Halbzeit der Gruppenphase mit vier Zählern gleichauf mit dem portugiesischen Topclub Sporting Lissabon und klar vor Rakow Czestochowa auf dem dritten Platz. Die Polen haben drei Punkte Rückstand auf Sturm. Die Plätze eins und zwei bringen den Aufstieg in der Europa League, der Gruppendritte steigt in die Zwischenrunde der Conference League um.

Sturm gastiert nun am 9. November zum „Rückspiel“ in Bergamo und zum Abschluss am 14. Dezember in Lissabon, dazwischen kommt Rakow am 30. November nach Graz-Liebenau. Für Trainer Ilzer ist der Status quo aber noch kein Grund, zu weit in die Zukunft zu denken. „Wir haben vier Punkte, an unserer Ausgangslage hat sich nicht viel geändert. Wir haben noch zwei schwierige Auswärtsspiele, wenn wir Zweiter werden wollen, müssen wir auswärts etwas mitnehmen“, sagte der Sturm-Coach.

UEFA Europa League, Gruppe D, dritter Spieltag

Donnerstag:

Sturm Graz – Atalanta Bergamo 2:2 (1:2)

Graz, Stadion Liebenau, 15.000 Zuschauer, SR Strukan (CRO)

Torfolge:
1:0 Prass (13.)
1:1 Muriel (34.)
1:2 Muriel (45.+7/Elfmeter)
2:2 Wlodarczyk (80./Elfmeter)

Sturm: Scherpen – Gazibegovic, Affengruber, Wüthrich (62./Lavalee), Dante – Hierländer, Gorenc-Stankovic – Sarkaria (77./Horvat), Kiteishvili (62./Serrano), Prass (70./Böving) – Jatta (61./Wlodarczyk)

Atalanta: Musso – Toloi (81./Scalvini), Djimsiti, Kolasinac – Zappacosta (77./Bakker), De Roon, Ederson, Ruggeri (63./Hateboer) – Koopmeiners – Lookman (63./De Ketelaere), Muriel (64./Scamacca)

Gelb-Rote Karte: Hierländer (52./Foul)

Gelbe Karten: Kiteishvili bzw. Lookman, Bakker