Lucas Braathen
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Ski alpin

Braathen-Rücktritt schockiert Norwegen

„Ich habe fertig“, hat einst Fußballtrainer Giovanni Trapattoni seine legendäre Pressekonferenz beendet. Skistar Lucas Braathen erklärte am Freitag mit den Worten „ich bin fertig“ gleich seine ganze Karriere mit nur 23 Jahren für beendet. Fertig ist nun auch der Norwegische Skiverband (NSF), der sich vom Rücktritt des 23-Jährigen völlig überrascht zeigte. „Wir sind ein bisschen im Schock, die Athleten und die Trainer“, erklärte Alpindirektor Claus Ryste. Vorangegangen war dem Rücktritt ein Streit mit dem Verband um Vermarktungsrechte.

Der Zwist mit dem Verband sei ein Mitgrund für den Rücktritt, sagte Braathen. Er modelte für die Modemarke J. Lindeberg und stieß damit offenbar den NSF, der von Helly Hansen ausgestattet wird, vor den Kopf. Vater Björn Braathen sparte nicht mit harscher Kritik am Verband und sprach von Mobbing. Sein Sohn habe sich um Zusammenarbeit bemüht, das sei aber aussichtslos gewesen.

Vor Braathen waren bereits die Superstars Aksel Lund Svindal und Henrik Kristoffersen mit der norwegischen Verbandsführung im Clinch gewesen, die ihnen einen eigenen Kopfsponsor verbot. Der Langlaufolympiasieger Johannes Hösflot Kläbo verließ im April die Nationalmannschaft und finanziert sich seine Karriere nun selbst.

Braathen beendet Karriere

Lucas Braathen hat kurz vor dem Auftakt der Weltcup-Saison für einen Paukenschlag gesorgt. Der Norweger beendete mit nur 23 Jahren seine Karriere.

„Mit 23 sollte man nicht aufhören“

„Das ist ein trauriger Tag, wir waren genauso überrascht wie alle anderen auch. Mit 23 Jahren sollte man nicht aufhören. Ich denke viel an ihn, was ihn dazu gebracht hat, diese Entscheidung zu fällen“, sagte Ryste am Freitag in einer Medienrunde. Braathen habe Streit mit dem Verband gehabt, aber auf die Details könne er jetzt nicht eingehen, erklärte der norwegische Alpindirektor.

„Aber wir sollten demütig sein und sagen, wenn etwas so endet wie heute, dann hätte man Dinge anders machen können in Bezug auf den Vertrag zwischen dem Athleten und dem Verband.“ Man habe Regeln, Gruppen, ein System und viele Topathleten, offensichtlich müsse man sich all das jetzt anschauen.

Ob es eine Chance für ein Zurück gäbe, darüber wollte Ryste nicht spekulieren. „Lucas ist ein Athlet mit einer starken Meinung, er war sehr klar.“ Man hätte ihn liebend gern zurück, man werde ihn vermissen, weil er großen Einfluss auf den Sport habe. Er selbst habe diesen Schritt nicht kommen sehen, auch die anderen Athleten nicht, die Lucas näherstehen würden. Der Fokus liege jetzt auf den Athleten, die in Sölden anwesend sind, auf Lucas und die Trainer, um die man sich kümmern müsse.

Claus Johan Ryste
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Für Norwegens Alpindirektor Claus Ryste verlief der Tag vor dem Saisonstart ganz sicher nicht nach Plan

„Großer Knall und schlechte Nachricht“

Auch für Braathens Skifirma Atomic kam die Verkündigung des Rücktritts aus heiterem Himmel. „Auch wenn Lucas Braathen einen neuen Weg eingeschlagen und sich vom Skisport zurückgezogen hat, bleibt Atomic ihm als Athlet und als herausragende Persönlichkeit, die den Sport verändern kann, treu“, hieß es in einer Mitteilung. Den Verband unterrichtete Braathen am Freitag um 11.00 Uhr, seine Teamkollegen bereits am Donnerstagabend.

Wie endgültig die Entscheidung des jungen Mannes ist, bleibt abzuwarten. FIS-Renndirektor Markus Waldner bedauerte Braathens Entscheidung. „Das war ein großer Knall und eine schlechte Nachricht. Er ist ein großartiger Skifahrer, eine Rennmaschine, aber auch ein Partytyp. Eine farbenfrohe Persönlichkeit und der beste Slalom-Fahrer des letzten Jahres.“ Er hoffe, dass es zu einer Klärung mit dem norwegischen Verband komme.