Santiago-Bernabeu-Stadion in Madrid
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Fußball

Super League plant XL-Format

Praktisch gleichzeitig mit der Niederlage des Europäischen Fußballverbandes (UEFA) im Streit über die Hoheit von Bewerben vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) haben die Initiatoren der Super League einen neuen Entwurf im XL-Format für 64 Männer- bzw. 32 Frauen-Clubs präsentiert. Die Reaktionen auf das Urteil fielen konträr aus. Die Befürworter jubelten über das „Ende des UEFA-Monopols“, bei einigen Verbänden und Ligen herrschte „Besorgnis“.

„Wir haben das Recht auf Wettbewerb gewonnen. Der Fußball ist frei“, sagte der frühere RTL-Manager Bernd Reichart, der das Super-League-Projekt für die Agentur A22 vertritt. Der freie Zugang vereine „Milliarden von Fans“. Die Finanzierung dafür solle über Werbung sichergestellt werden. Reichart betonte, das Super-League-Modell solle „innerhalb der europäischen Fußballfamilie“ existieren. Im Männer-Fußball geht es um ein dreistufiges Ligensystem mit 64 Vereinen. Auf- und Abstieg sollen jährlich stattfinden, es soll keine festen Mitglieder geben. Bei den Frauen sollen in zwei Ligen insgesamt 32 Clubs mitspielen.

Als Unterstützer gelten bisher allerdings nur Real Madrid und der FC Barcelona, am Donnerstag kam zunächst kein weiterer Club dazu. Real teilte auf dem Kurznachrichtendienst X (Twitter) den Beitrag der Super-League-Agentur A22, in dem ein „Ende des UEFA-Monopols“ gefeiert wurde. Das Super-League-Modell würde die Wettbewerbe der UEFA verdrängen. Die nationalen Ligen würden nicht angetastet werden, sagte Reichart. „Es gibt Vereine, die sehr interessiert sind“, sagte er. Sofort Namen zu nennen, würde aber den Fußball teilen, das sei nicht die Absicht.

Heftige Kritik der spanischen Liga

Unterdessen bekräftigte die spanische Liga ihren Widerstand gegen eine Super League. „Mehr denn je erinnern wir daran, dass die ‚Super League‘ ein egoistisches und elitäres Projekt ist“, schrieb die Liga auf X. Jedes Format, das nicht völlig offen und jedes Jahr neu durch die nationalen Ligen geformt werde, sei ein geschlossenes System. „Der europäische Fußball hat bereits gesprochen, besteht nicht darauf“, richtete sich die Liga an die Befürworter einer Super League, vor allem Real Madrid und der FC Barcelona, die das Projekt trotz des Rückzugs anderer Spitzenclubs in den vergangenen Monaten weiter vorangetrieben hatten.

Grafik zur Super League
Grafik: APA/ORF

Auch die europäische Fanorganisation Football Supporters Europe (FSE) hat sich erneut klar gegen eine Super League positioniert. „Was auch immer als Nächstes kommt, die Super League bleibt ein schlecht durchdachtes Projekt, das die Zukunft des europäischen Fußballs gefährdet“, schrieb die Organisation auf X. Die FSE werde sich mit allen Mitgliedern und Fans dagegen wehren. Es gebe im europäischen Fußball keinen Platz für „eine abtrünnige Super League“.

ÖFB reagiert auf Urteil mit Besorgnis

Real-Clubchef Florentino Perez hingegen sprach von einem „großen Tag für den Fußball und den Sport“ und meinte, der Fußball sei nun „in den Händen von Clubs, Spielern und Fans“. Der FC Barcelona freute sich in einer ersten Stellungnahme auf „einen neuen Bewerb in Europa auf Toplevel“. In Österreich gibt man sich unterdessen abwartend. Der ÖFB wolle die Entscheidung einmal evaluieren, stehe dieser „jedoch mit Besorgnis gegenüber“, wie es in einer Aussendung hieß. „Es besteht die Gefahr, dass aufgrund von finanziellen Interessen Einzelner der bisher gelebte Grundsatz der Solidarität völlig auf der Strecke bleibt“, sagte ÖFB-Präsident Klaus Mitterdorfer.

Bundesliga-Boss Christian Ebenbauer sieht es ähnlich. „Bereits in den vergangenen Jahren hat sich das finanzielle Gewicht stark zugunsten der großen Klubs verschoben, was mittlerweile große Auswirkungen auf die Wettbewerbsgleichheit in den internationalen, aber vor allem in den nationalen Bewerben hat“, sagte der 47-Jährige. „Mit dem heutigen Urteil ist klar, dass ökonomische Interessen in Zukunft noch stärker in den Fokus rücken werden. Dadurch besteht die Gefahr, dass noch mehr Ressourcen aus der Fußballpyramide zugunsten einiger weniger Klubs abgezogen werden.“

UEFA reagiert auf Urteil gelassen

Auch die Deutsche Fußball Liga (DFL) steht weiter zum europäischen Sportmodell und „lehnt Wettbewerbe außerhalb der von den Verbänden und Ligen organisierten Wettbewerbe ab“. Das Urteil sei nachvollziehbar und zu erwarten gewesen. „Die Rechtmäßigkeit der Super League ist eine separate Frage“, hieß es in einer DFB-Aussendung. „UEFA und FIFA sind angehalten, ihre Kriterien, die bereits weiterentwickelt wurden, entsprechend zu überprüfen, gegebenenfalls anzupassen und rechtmäßig anzuwenden.“

Ähnlich hatte sich bereits die UEFA geäußert. Nach UEFA-Angaben werden neu eingeführte Regeln die vom Gericht aufgeführten Mängel auffangen. Die UEFA sei zuversichtlich, dass diese neuen Vorgaben für die Zulassung zu Wettbewerben „mit allen relevanten europäischen Gesetzen und Vorschriften übereinstimmen“. Der Verband stehe weiterhin zur Fußballpyramide, die auf nationalen Ligen beruht, in denen sich Vereine für internationale Wettbewerbe qualifizieren können.

Super-League-Pläne amüsieren Ceferin

UEFA-Präsident Aleksander Ceferin äußerte am Nachmittag, im Grunde würde das bestehende Modell deshalb gestärkt. Während der Pressekonferenz bekam der Slowene unter anderem Unterstützung von Vertretern der Clubvereinigung ECA und der Ligenvereinigung European Leagues. „Der Fußball bleibt vereint“, sagte Ceferin, der zudem kritisierte, dass die öffentliche Mitteilung des EuGH nicht das ganze Urteil wiedergebe.

Den Super-League-Plänen konnte der UEFA-Präsident überhaupt nichts abgewinnen. „Wir haben die sogenannte Präsentation gesehen. Es ist schwer zu entscheiden, ob man schockiert sein soll – oder amüsiert. Weil wir nah an Weihnachten sind, bin ich eher bei amüsiert“, erklärte der 56-jährige Slowene.

Das höchste europäische Gericht hatte am Donnerstag entschieden, dass die FIFA und UEFA andere Bewerbe nicht grundsätzlich von ihrer Genehmigung abhängig machen und Vereinen und Spielern nicht verbieten dürfen, an diesen Wettbewerben teilzunehmen.