Schild mit der Aufschrift „Say no to the Super League“ und „R.I.P. Football“
AP/Cal Sport Media/Paul Terry
Fußball

Widerstand gegen Super League hält an

Im Streit über die Gründung einer Super League hat das Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) für Aufsehen gesorgt. Das höchste europäische Gericht teilte am Donnerstag mit, dass die großen Fußballverbände FIFA und UEFA andere Bewerbe nicht grundsätzlich von ihrer Genehmigung abhängig machen und Vereinen und Spielern nicht verbieten dürfen, an diesen Wettbewerben teilzunehmen. Die Super-League-Initiatoren haben bereits neue Pläne präsentiert, der Widerstand von Verbänden, Ligen und Clubs hält aber an.

Im ORF-Interview sieht etwa der Bundesliga-Vorstandsvorsitzende Christian Ebenbauer „eine große Gefahr. Es ist wichtig, dass der Fußball unter einem Dach vereint ist und alle Maßnahmen gesetzt werden, damit der Fußball unter einem Dach vereint bleibt. Wenn es zwei Großbewerbe geben würde, die einen großen Teil des Kuchens nehmen, wird der Kuchen für die kleineren Bewerbe, die Ligen, kleiner.“

Mit ziemlicher Gelassenheit reagierte die UEFA. Das Urteil bedeute keine „Billigung oder Bestätigung der sogenannten Super League“, teilte der Dachverband mit. Neu eingeführte Regeln würden die vom Gericht aufgeführten Mängel auffangen. Die UEFA sei zuversichtlich, dass diese neuen Vorgaben für die Zulassung zu Wettbewerben „mit allen relevanten europäischen Gesetzen und Vorschriften übereinstimmen“. Der Verband stehe weiterhin zur Fußballpyramide, die auf nationalen Ligen beruht, in denen sich Vereine für internationale Wettbewerbe qualifizieren können.

Super League: „Große Gefahr“ für Liga

Im Streit über die Gründung einer Super League hat der Europäische Fußballverband (UEFA) vor dem höchsten europäischen Gericht eine Niederlage erlitten. Das entschied der Europäische Gerichtshof (EuGH) am Donnerstag in Luxemburg. Die UEFA und auch der Internationale Fußballverband (FIFA) dürfen andere Wettbewerbe nicht grundsätzlich von ihrer Genehmigung abhängig machen und Vereinen und Spielern nicht verbieten, an diesen Wettbewerben teilzunehmen.

UEFA und FIFA bleiben gelassen

„Wir werden das europäische Sportmodell weiterhin gemeinsam mit den Nationalverbänden, Ligen, Vereinen, Fans, Spielern, Trainern, EU-Institutionen, Regierungen und Partnern gestalten“, teilte die UEFA mit. Sie vertraue darauf, dass das derzeitige Fußballmodell in Europa durch europäische und nationale Gesetze vor Gefahren beschützt werde. UEFA-Präsident Aleksander Ceferin äußerte am Nachmittag, im Grunde würde das bestehende Modell deshalb gestärkt. Während der Pressekonferenz bekam der Slowene Unterstützung von Vertretern der Clubvereinigung ECA und der Ligenvereinigung European Leagues. „Der Fußball bleibt vereint“, so Ceferin, der zudem kritisierte, dass die öffentliche Mitteilung des EuGH nicht das ganze Urteil wiedergebe.

UEFA-Präsident Aleksander Ceferin
IMAGO/Revierfoto
Die UEFA erhält auch Unterstützung von Club- und Ligenvereinigung

Für den Weltverband FIFA hat das Urteil aus Sicht von Präsident Gianni Infantino keine weitreichenderen Folgen. „Bei größtem Respekt vor dem Europäischen Gerichtshof ändert das heutige Urteil eigentlich nichts. Historisch gesehen organisieren wir die besten Wettbewerbe der Welt, und das wird auch in Zukunft so sein“, erklärte Infantino in einer Mitteilung am Donnerstag. „Wir werden weiterhin die spektakulärsten, wettbewerbsfähigsten und bedeutungsvollsten Turniere der Welt veranstalten und unsere Einnahmen nutzen, um den Fußball in allen Teilen der Welt durch Solidaritätsprogramme zu fördern, die sicherstellen, dass die weniger Privilegierten von diesen Topwettbewerben profitieren“, betonte Infantino.

Gemeinsam mit der Bundesliga äußerte sich auch der heimische Fußballverband. „Der ÖFB wird die Entscheidung genau evaluieren, steht dieser jedoch mit Besorgnis gegenüber. Es besteht die Gefahr, dass aufgrund von finanziellen Interessen Einzelner der bisher gelebte Grundsatz der Solidarität völlig auf der Strecke bleibt“, sagte Verbandspräsident Klaus Mitterdorfer.

Auch Ligen lehnen Super League ab

Kritische Wortmeldungen kamen auch von der Deutschen Fußball Liga. Man lehne „Wettbewerbe außerhalb der von den Verbänden und Ligen organisierten Wettbewerbe ab“, hieß es. Bayern-Vorstandsvorsitzender Jan-Christian Dreesen erklärte: „Die Bundesliga bildet das Fundament des FC Bayern, so wie alle nationalen Ligen das Fundament der europäischen Fußballclubs darstellen. Deshalb ist es unsere Pflicht und unsere tiefe Überzeugung, sie zu stärken, und nicht zu schwächen. Ebenso stehen wir zu den europäischen Clubwettbewerben unter dem Dach der UEFA. Daher noch einmal ganz klar: Die Tür für die Super League beim FC Bayern bleibt zu.“ Auch Dortmund schloss eine Teilnahme aus, ebenso wie Manchester United und weitere Clubs. Die englische Liga sprach sich auch gegen die Super League aus.

Grafik zur Super League
Grafik: APA/ORF

Zudem bekräftigte die spanische Liga ihre Skepsis. „Mehr denn je erinnern wir daran, dass die ‚Super League‘ ein egoistisches und elitäres Projekt ist“, schrieb die Liga auf X (Twitter). Jedes Format, das nicht völlig offen und jedes Jahr neu durch die nationalen Ligen geformt werde, sei ein geschlossenes System. Auch die europäische Fanorganisation Football Supporters Europe (FSE) positionierte sich erneut klar gegen eine Super League. „Was auch immer als Nächstes kommt, die Super League bleibt ein schlecht durchdachtes Projekt, das die Zukunft des europäischen Fußballs gefährdet.“ Die FSE werde sich mit allen Mitgliedern und Fans dagegen wehren. Es gebe im europäischen Fußball keinen Platz für „eine abtrünnige Super League“.

Super-League-Initiatoren feiern: „UEFA-Monopol vorbei“

Die Initiatoren der Super League feierten das Urteil währenddessen als großen Sieg. „Das UEFA-Monopol ist vorbei“, sagte Bernd Reichart, der das Projekt für die Agentur A22 vertritt und auf einer Pressekonferenz auch gleich die Super-League-Pläne konkretisierte. Das Super-League-Modell würde die Wettbewerbe der UEFA verdrängen. Die nationalen Ligen würden nicht angetastet, meinte Reichart. „Es gibt Vereine, die sehr interessiert sind“, sagte er. Sofort Namen zu nennen würde aber den Fußball teilen, das sei nicht die Absicht.

Als Unterstützer haben sich bisher nur Real Madrid und FC Barcelona deklariert. Real-Clubchef Florentino Perez sprach von einem „großen Tag für den Fußball und den Sport“ und meinte, der Fußball sei nun „in den Händen von Clubs, Spielern und Fans“. Der FC Barcelona freute sich in einer ersten Stellungnahme auf „einen neuen Bewerb in Europa auf Toplevel“.

Posse begann vor zweieinhalb Jahren

Vorausgegangen war ein zweieinhalbjähriger Streit. 2021 hatten zwölf europäische Topclubs schon einmal die große Revolution geprobt. Die Vereine um Real Madrid, den FC Barcelona und Juventus Turin verkündeten, eine Super League als Konkurrenz für die etablierte Champions League zu gründen. Der Aufschrei bei Ligen, Fans und der Politik fiel heftig aus – das Projekt scheiterte krachend.

Die UEFA drohte mit Ausschluss von allen Wettbewerben, Spieler sollten nicht mehr bei Welt- und Europameisterschaften teilnehmen dürfen. Unter anderem die englischen Teams zogen schnell zurück, die Super League war vom Tisch. Doch Real und Barcelona ließen nicht locker. Die European Superleague Company klagte vor einem Madrider Gericht: Sie warf UEFA und FIFA vor, als Kartell zu handeln, weil sie sich der Gründung der Super League widersetzten. Die Verbände missbrauchen demnach ihre beherrschende Stellung auf dem Markt für Fußballwettbewerbe. Dem folgte der EuGH nun größtenteils.