Ski alpin

Sarrazin sorgt für Sensation in Bormio

Der Abfahrtsklassiker in Bormio hat am Donnerstag einen Überraschungssieger gebracht. Der Franzose Cyprien Sarrazin setze sich mit einem Husarenritt auf der Stelvio durch und feierte mit dem hauchdünnen Vorsprung von 0,09 Sekunden auf den Schweizer Marco Odermatt seinen ersten Abfahrtstriumph. Das Duo fuhr überhaupt in einer eigenen Liga, hatte doch der drittplatzierte Kanadier Cameron Alexander schon einen Rückstand von 1,23 Sekunden. Vincent Kriechmayer lag als Fünfter bereits 2,07 Sekunden zurück, berichtete nach dem Rennen aber von einem Missgeschick, das ihn eine bessere Zeit kostete.

30 Jahre nach dem ersten Weltcup-Rennen in Bormio lieferten sich Sarrazin und Odermatt einen packenden Hundertstelkrimi um den Sieg. Der Schweizer lag bei der letzten Zwischenzeit noch 0,14 Sekunden vor dem Franzosen, der allerdings den Schlussabschnitt besser erwischte und damit für den ersten französischen Abfahrtssieg auf der Stelvio seit Luc Alphand im Jahr 1996 sorgte. Für Sarrazin war es erst der zweite Weltcup-Erfolg. Vor sieben Jahren hatte der 29-Jährige beim Parallel-RTL in Alta Badio gewonnen.

„Es fühlt sich großartig an. Ich habe mein bestes Rennen gemacht und genieße das sehr. Es ist aber ein wenig verrückt. Es bedeutet mir unglaublich viel nach meinen ganzen Verletzungen. Jetzt fahre ich so, wie ich immer fahren wollte“, sagte Sarrazin nach seiner erst zehnten Weltcup-Abfahrt im ORF-Interview. Sarrazin, der im ersten Training Schnellster war, wurde überdies zum ersten französischen Abfahrtssieger seit Adrien Theaux vor acht Jahren in Santa Caterina.

Sarrazin gewinnt Bormio-Abfahrt

Der Franzose Cyprien Sarrazin feiert in Bormio seinen ersten Abfahrtssieg im Skiweltcup.

Odermatt hadert mit Hundertstel

Für Odermatt blieb einmal mehr nur der zweite Platz. Der 26-jährige Schweizer ist zwar Abfahrtsweltmeister, in dieser Disziplin aber weiter ohne Weltcup-Sieg. Wieder fehlte nur ein Hauch. „In der Abfahrt waren die Hundertstel noch nie auf meiner Seite. Ich weiß nicht, der wievielte Podestplatz mit weniger als zwei Zehntel Rückstand es ist. Aber ich kann mir nichts vorwerfen, es war die perfekte Fahrt. Es ist alles so aufgegangen, wie ich wollte. Ich habe viel riskiert und war extrem am Limit. Aber einer war halt schneller“, bilanzierte Odermatt.

Die Fahrt von Odermatt auf Platz zwei

Marco Odermatt lag bis zur letzten Zwischenzeit noch auf Kurs in Richtung ersten Abfahrtssieg, musste sich dann aber doch noch knapp Cyprien Sarrazin geschlagen geben.

Nur Kriechmayr von ÖSV-Abfahrern in den Top Ten

Die Österreicher landeten bis auf Kriechmayr im geschlagenen Feld. Der Vorjahressieger konnte zwar nicht mit dem Rückstand, aber mit der Platzierung halbwegs zufrieden sein. Raphael Haaser wurde überraschend 14. (2,67), Daniel Danklmaier 19. (2,92). Ein weiterer ÖSV-Läufer schaffte es nicht in die Weltcup-Punkte. Daniel Hemetsberger (32./3,42), Otmar Striedinger (40./4,08), Stefan Rieser und Stefan Babinsky (beide 43./4,36) landeten jenseits der Top 30. Marco Schwarz kam zu Sturz und zog sich dabei einen Kreuzbandriss zu – mehr dazu in Frühzeitiges Saisonaus für Schwarz.

1. Cyprien Sarrazin (FRA)
2. Marco Odermatt (SUI)
3. Cameron Alexander (CAN)

Kriechmayr berichtete nach seiner Fahrt, dass ein Stein seine Skikante ramponiert hat und er damit chancenlos gewesen sei. „Leider habe ich Pech gehabt. Beim ersten oder zweiten Rechtsschwung habe ich einen Stein erwischt. Auch bei ‚Hemi‘ (Hemetsberger, Anm.) muss was gewesen sein. Er ist gut in die Traverse eingefahren, konnte es aber nicht halten. Und es war definitiv nicht eisiger als gestern. Ich bin mehr über das Innenbein gefahren und habe mich einfach runtergekämpft. Schade, aber das gehört dazu. Es gibt Schlimmeres“, sagte der 32-jährige Oberösterreicher.

Auch Kilde erwischt Stein

Während die beiden ÖSV-Abfahrer zumindest ins Ziel kamen, war das Rennen für den Norweger Aleksander Aamodt Kilde nach demselben Missgeschick nach der dritten Zwischenzeit vorbei. „Am linken Innenski habe ich einen Stein erwischt. Danach war es zu gefährlich, weil es zu eisig ist. Ich hatte keine Chance. Ich habe gut begonnen, habe dann aber etwas gespürt. Manchmal kommt ein Stein raus, das ist mir auch letztes Jahr in Cortina im Super-G passiert. So ist es, aber mit meinem Skifahren bin ich zufrieden.“

Zu den Geschlagenen gehörte vor dem Super-G am Freitag (11.30 Uhr, live in ORF1) auch Bormio-„König“ Dominik Paris. Der siebenfache Stelvio-Sieger, zuletzt auch Gewinner in Gröden, legte sich auf dem Weg zu einem möglichen Podestplatz zwischenzeitlich in den Schnee, fuhr danach aber noch ins Ziel und hatte 6,72 Sekunden Rückstand. „Das ist blöd gelaufen. Ich wollte richtig Schwung mitnehmen, in diesem Moment habe ich einen Schlag bekommen, und dann bin ich schon auf dem Boden gelegen“, sagte der 34-jährige Südtiroler.