Skifahrerin Mikaela Shiffrin (USA)
Reuters/Leonhard Foeger
Ski alpin

Große Emotionen bei Shiffrin in Flachau

Der sechste Saisonsieg war für Mikaela Shiffrin der bisher emotionalste in diesem Winter. „Herausfordernd“ seien die vergangenen Tage und Nächte gewesen, sagte der US-Star nach dem Triumph am Dienstag im Nachtslalom von Flachau. Erst schlug Shiffrin im Ziel ungläubig die Hand vor das Gesicht, dann vergoss sie in den Interviews einige Tränen.

Sie danke ihrem Team für die Unterstützung, sagte Shiffrin nach ihrem Erfolg – und dafür, dass es ihr ermöglicht worden sei, zu ihrem Lebensgefährten Aleksander Aamodt Kilde ins Krankenhaus zu fahren. Zwischen den Siegerinterviews griff Shiffrin zum Telefonhörer, um dem norwegischen Abfahrtsstar eine gute Nacht zu wünschen. „Alles in allem geht es ihm gut, aber es wird einige Zeit dauern.“

Der Norweger war in der Lauberhorn-Abfahrt in Wengen am Samstag schwer gestürzt und hatte sich dabei die Schulter ausgekugelt und eine Schnittwunde in der Wade zugezogen. Erste Bilder vom Unfall hatten aber noch wesentlich schlimmere Verletzungen befürchten lassen. Es sei wahrlich „kein gutes Gefühl“ gewesen, zu sehen, wie ihre große Liebe mit derart hoher Geschwindigkeit in den Fangzaun kracht, sagte Shiffrin. Sie war zu Kilde ins Krankenhaus gefahren und hatte Fotos von ihrem Besuch in den sozialen Netzwerken geteilt.

Emotionaler Sieg für Shiffrin

Beim Nachtslalom in Flachau hatte in einem packenden Duell zwischen Mikaela Shiffrin und Petra Vlhova (SVK) die US-Amerikanerin das bessere Ende für sich: Es ist bereits Shiffrins fünfter Flachau-Sieg. Als beste Österreicherin wird Katharina Liensberger Siebente.

„Mein Herz ist sowieso bei ihm“

Mit ihrem 94. Weltcup-Sieg rückte die 28-Jährige der magischen 100 wieder einen Schritt näher. Noch vor zwei Tagen habe die zuletzt kränkelnde Ausnahmeathletin wegen des Kilde-Sturzes aber keinen Gedanken an das Rennen verschwendet. Die Rückbesinnung auf das Notwendige sei nicht einfach gewesen, sagte Shiffrin mit glasigen Augen, aber: „Mein Herz ist sowieso bei ihm.“

Im Rennen war Shiffrin dann fokussiert, trotz kleiner Fehler fing sie ihre zur Halbzeit führende Dauerrivalin Petra Vlhova noch ab. Sie dürfe Siege wie diesen nicht für selbstverständlich nehmen, sagte Shiffrin danach wie als Notiz für sich selbst. Und sie erinnerte an den knappen Vorsprung von 0,26 Sekunden auf Vlhova. Auch wegen der Stärke der Slowakin, die bei den aktuellen Slalom-Siegen nun wieder 3:4 im Hintertreffen liegt, sei der 100. Erfolg „noch viele Siege entfernt“.

Österreicherinnen „wollten alles zerreißen“

Die mit einigen Hoffnungen ins Rennen gegangenen Österreicherinnen verpassten das Stockerl klar, nur Katharina Liensberger fuhr als Siebente in die Top Ten. Katharina Huber und Katharina Gallhuber scheiterten bereits im ersten Lauf. „Im Sport geht es auf und ab. In Zauchensee hatten wir etliche Podiumsplätze, in Flachau Liensberger auf Platz sieben, (Katharina) Truppe auf 14, (Marie-Therese) Sporer auf 18. Es könnte schlimmer ausgehen“, sagte der zuletzt erfolgsverwöhnte Cheftrainer Roland Assinger.

Katharina Liensberger (AUT)
GEPA/Harald Steiner
Katharina Liensberger war wieder einmal beste Österreicherin

Eindringlich lobte er Wille und Einsatz seiner Sportlerinnen. „Man hat bei der Besichtigung gesehen: Sie wollten alles zerreißen. Vielleicht war das ein wenig der Grund für Verkrampftheit.“ Liensberger fiel in der Entscheidung noch um zwei Plätze zurück. „Die Leichtigkeit des Seins fehlt noch“, sagte Assinger über die Weltmeisterin von 2021. Einen Stimmungsdämpfer am Ende der Heimrennen sah er nicht. „Von dem lassen wir uns nicht unterkriegen.“

Sporer stemmt sich gegen „beschissene“ Lage

Sporer war als drittbeste ÖSV-Läuferin eine Art heimliche Gewinnerin. Nachdem ihr vom Verband „die Pistole auf die Brust“ gesetzt worden sei, hielt die Tirolerin der Vorgabe zu punkten stand. Sie habe eine ungute Situation gemeistert, bekannte Sporer, nachdem sie im siebenten Versuch heuer zum zweiten Mal angeschrieben hatte. Die 27-Jährige ist kein Kadermitglied, trägt die Kosten für ihren als Servicemann fungierenden Vater selbst. Im Team wird sie „geduldet“, alles in allem sei die Lage aber „auf Deutsch gesagt beschissen. Du kämpfst tagtäglich ums Überleben.“

Sie habe gewusst, worauf sie sich in dieser Saison einlasse, sagte Sporer weiter. „Ich kämpfe darum, koste es, was es wolle, ich gehöre auf die Piste.“ Am Wochenende in Jasna darf sie wieder dabei sein. „Bei der Marie-Therese weiß man, die kann gut Slalom fahren, aber immer nur dann, wenn ihr das Wasser bis zum Hals steht“, sagte ÖSV-Alpinchef Herbert Mandl. „Nachdem nicht mehr von hinten nachkommt, hat sie immer wieder eine Chance gekriegt. Heute hat sie ihre Chance genützt, keine Frage.“