Johannes Golla gegen Lukas Hutecek
IMAGO/Maximilian Koch
Handball-EM

Österreich weint verlorenem Punkt nach

Für Österreichs Handballteam-Flügelspieler Sebastian Frimmel fühlte es sich „surreal“ an. Das 22:22 gegen EM-Gastgeber Deutschland war am Samstag eine weitere Meisterleistung der ÖHB-Auswahl, die vor den letzten Hauptrundenspielen gegen Frankreich (Montag, 18.00 Uhr) und Island (Mittwoch, 15.30 Uhr, jeweils live in ORF1) vom Halbfinale träumen darf. Noch erstaunlicher: Die Ausgangsposition könnte sogar besser sein, hätte man im Finish nicht ein Fünftoreplus verspielt. Sogar vom „verlorenen Punkt“ war die Rede.

„Wir waren besser, wir haben einen Punkt verloren“, stellte Teamchef Ales Pajovic bei all seiner Freude („Gegen die Deutschen vor 20.000 Fans, Hut ab, unglaublich. Ich bin ehrlich ohne Worte.“) klar. Der mit einer überragenden Fangquote von 47 Prozent glänzende Tormann Constantin Möstl empfand es genauso, sah sich aber so wie seine Teamkollegen dennoch als Gewinner. „Es fühlt sich trotzdem richtig gut an.“

Immerhin ist man nach fünf Partien weiter ungeschlagen und hat nach den Unentschieden gegen Kroatien und Spanien in der Vorrunde nun mit dem Ungarn-Sieg und dem Deutschland-Remis die vierte Großtat vollbracht. „Man kann nichts anderes sagen, als dass wir Geschichte schreiben für den österreichischen Handball“, schwärmte Kapitän Mykola Bilyk, dessen Mannschaft bei der bisher erfolgreichsten Endrunde Rang acht von der Heim-EM 2020 zu Buche stehen hat.

Österreich bietet Deutschland die Stirn

Österreichs Handballer haben ihren Erfolgslauf bei der EM fortgesetzt. Die ÖHB-Auswahl rang Gastgeber Deutschland am Samstag vor 20.000 Zuschauern in Köln ein 22:22 (12:11) ab und bleibt damit weiter im Rennen um den Einzug ins Halbfinale.

Showdown gegen Frankreich

Der Lohn sind aktuell vier Punkte und Platz drei in Hauptrundengruppe eins gleichauf mit den zweitplatzierten Ungarn hinter Leader Frankreich, der zwei Zähler mehr auf dem Konto hat und am Montag zur bisher ultimativen Herausforderung wird, ehe am Mittwoch noch Schlusslicht Island wartet. „Frankreich wird viel, viel härter, die kommen mit ganz, ganz viel Selbstvertrauen, vielen Weltklassespielern und einer ganz anderen Souveränität“, prophezeite Regisseur Lukas Hutecek.

Die Aussage war nicht zuletzt auf Deutschland gemünzt, das vor 19.750 Zuschauern in der Lanxess Arena wohl auch den großen Erwartungen nicht ganz gewachsen war. Einzig Tormann Andreas Wolff wurde seinem ausgezeichneten Ruf vollauf gerecht. „So werden wir nichts erreichen bei dem Turnier“, sagte Kapitän Johannes Golla. Teamchef Alfred Gislason beweinte die vielen technischen Fehler im Angriff als „grausam“.

Fünftorevorsprung verspielt

Diese Fehler waren aber auch von einer erneut bärenstarken österreichischen Defensive im Zusammenspiel mit Möstl (Wolff: „Er hat uns zur Verzweiflung gebracht.“) erzwungen worden. Und so liefen die Hausherren nach frühem Rückstand diesem fast immer nach, in der zweiten Hälfte schien ihnen das Spiel bei 21:16-Führung für Rot-Weiß-Rot (49.) sogar zu entgleiten. Nur viel österreichisches Pech bei vier Stangenwürfen und ein echter Kraftakt rettete ihnen noch das Unentschieden. Das Halbfinale ist für die Deutschen (3 Punkte) damit zumindest noch möglich.

Ganz anders verhält es sich beim Außenseiter, der seinen Status genießt und den Partyexpress weiter rollen lassen will. „Es hat so viel Spaß gemacht, und das hat man uns, glaube ich, angesehen. Man sieht nur den Grinser und den Glauben“, schwärmte Hutecek. „Wir sind schon wieder losgeflogen, das ist wunderbar zu sehen und zu spüren auf dem Feld“, erkannte Abwehrchef Lukas Herburger. „Die Halle war größtenteils nicht so laut, weil wir es nicht zugelassen haben.“