Mit den Worten „Vamos dancar“ gab Lucas Pinheiro Braathen, wie der Gewinner der Kristallkugel im Slalom der Saison 2022/23 mit vollem Namen heißt, am Donnerstag in Salzburg auf Portugiesisch seinen Rücktritt vom Rücktritt bekannt. Im Oktober hatte der 23-Jährige noch überraschend seinen Abschied vom aktiven Skisport begründet, nachdem er sich mit dem norwegischen Verband über Sponsoren und Vermarktungsrechte gefetzt hatte.
Nun kehrt der Gewinner von fünf Weltcup-Rennen – darunter u. a. der Slalom-Klassiker von Wengen – für Brasilien in den Weltcup zurück. Die notwendige Zustimmung des norwegischen Verbandes sei bereits erfolgt, so Braathen, daher steht dem von ihm selbst in Postings ausgerufenen „Samba“ zwischen den Torstangen nichts mehr im Weg. „Es geht für mich ein Traum in Erfüllung, die Chance zu haben, 200 Millionen Brasilianer bei Weltcups, Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen zu vertreten“, sagte Braathen.
Girardelli als prominentestes Vorbild
Ähnlich wie jener von Braathen brachte der Nationenwechsel einer bekannten Athletin oder eines Athleten Länder auf die alpine Landkarte, die in die Rubrik „exotisch“ fielen. Prominentestes Beispiel ist Luxemburg, das in Sachen Skiweltcup auf ewig mit dem Namen Marc Girardelli verbunden sein wird. Der gebürtige Vorarlberger wechselte 1976 als Zwölfjähriger zum luxemburgischen Verband, nachdem sein Vater Helmut Girardelli mit der Betreuung durch den Österreichischen Skiverband (ÖSV) nicht glücklich gewesen war.
Girardelli brachte Luxemburg nicht nur auf die alpine Landkarte, sondern bescherte dem Großfürstentum auch einen prominenten Platz in den Skistatistiken. Mit fünf Gesamtsiegen im Weltcup, 46 Rennsiegen und 100 Podestplätzen gehört der mittlerweile 60-Jährige zu den erfolgreichsten Skifahrern aller Zeiten. Auch elf WM-Medaillen, vier davon in Gold, sowie zwei olympische Silbermedaillen fuhr Girardelli in seiner Karriere für Luxemburg ein. Den Weg, bereits in frühester Jugend die Nation zu wechseln, schlugen auch die Salzburgerin Claudia Riegler, die vier Weltcup-Siege für Neuseeland holte, und jüngst die Italienerin Lara Colturi, die für Albanien startet, ein.
Von Luxemburg bis Grenada
Ein Jahr nachdem Girardelli seine Karriere beendet hatte, tauchte mit Grenada ein noch größerer Exot im alpinen Weltcup auf. Elfriede „Elfi“ Eder sorgte dafür, dass der kleine Inselstaat in der Karibik eine ungewohnte Bühne erhielt. Die Salzburger Slalom-Spezialistin kehrte Österreich den Rücken, nachdem sie sich mit dem Verband in einer Trainerfrage überworfen hatte. Detail am Rande: Grenada musste erst einen Skiverband gründen, damit Eder die Saison 1998/99 unter der Flagge des Karibikstaates fahren konnte.
Einen Nationenwechsel in der Endphase ihrer Karriere vollzogen unter anderen auch Kilian Albrecht und Josef Strobl. Albrecht heuerte in Bulgarien an, Strobl – immerhin Gewinner von sieben Weltcup-Rennen – fuhr noch eine Saison für Slowenien, ehe er seine Karriere dann doch beendete. Aktuelle Beispiele sind der Tiroler Christian Borgnaes, der für die Heimat seines Vaters Dänemark fährt. Sein Landsmann Romed Baumann trägt seit seiner Hochzeit den deutschen Rennanzug.
Ein deutscher Partner und Querelen mit dem österreichischen Verband waren auch die Motivation Katharina Gutensohns, der Heimat 1989 den Rücken zu kehren und ihre erfolgreiche Karriere im Nachbarland fortzusetzen. Für Deutschland gewann Gutensohn – teilweise als Gutensohn-Knopf – vier ihrer acht Weltcup-Rennen. Die Tirolerin ist aber auch ein prominentes Beispiel für einen Wechsel zurück. Ab 2003 trat die heute 57-Jährige für die alte Heimat im Skicross an. 2010 startete sie auch das einzige Mal als Österreicherin bei Olympia – 1992, 1994 und 1998 war Gutensohn für Deutschland am Start.