Christoph Baumgartner
Reuters/David W Cerny
Fußball

Team feiert Sieg und Weltrekordtor

Österreichs Nationalteam ist erfolgreich ins EM-Jahr gestartet. Die Auswahl von Trainer Ralf Rangnick feierte am Samstag einen 2:0 (1:0)-Erfolg in Bratislava gegen die Slowakei und tankte damit Selbstvertrauen für kommende Aufgaben. Zudem stellte Christoph Baumgartner mit dem Führungstreffer nach sechs Sekunden einen Weltrekord auf, das zweite Tor ging auf das Konto von Andreas Weimann (82.). Am Dienstag (20.45 Uhr, live in ORF1) trifft die ÖFB-Elf im Wiener Ernst-Happel-Stadion auf die Türkei.

Gegen die Slowaken formierte Rangnick das Team nach zahlreichen Ausfällen erfolgreich um bzw. gab frischen Spielern eine Chance. So kam Leopold Querfeld zu seinem Teamdebüt in der Innenverteidigung mit Kevin Danso – statt der verletzten David Alaba und Philipp Lienhart. Rechts in der Verteidigung gab Stefan Lainer sein Comeback nach überstandener Krebserkrankung.

Als Torhüter stand erstmals seit eineinhalb Jahren Patrick Pentz statt Alexander Schlager in der Startelf. Im Mittelfeld lief Florian Grillitsch für Xaver Schlager mit der Startelf ein, im Sturmzentrum agierte in Abwesenheit von Marko Arnautovic und Sasa Kalajdzic Freiburg-Legionär Michael Gregoritsch.

Paukenschlag durch Baumgartner

Für den Paukenschlag zu Beginn sorgte Baumgartner, der sich unmittelbar bei Spielanpfiff den Ball schnappte und durch die gegnerischen Reihen tänzelte. Aus gut 18 Metern zog der Leipzig-Legionär unhaltbar für Tormann Martin Dubravka mit rechts ins linke untere Eck ab. Freund und Gegner staunten. Nach nicht einmal sieben Sekunden lag Österreich in Führung.

Blitztor von Baumgartner

Nach rund sieben Sekunden brachte Baumgartner die Österreicher in der Slowakei in Führung

Es war das schnellste Tor in der Geschichte von Männer-Länderspielen. Laut ORF-Archiv löste der 24-Jährige Christian Benteke ab, der am 11. Oktober 2016 in der WM-Qualifikation in Faro gegen Gibraltar nach 8,1 Sekunden zum 1:0 für Belgien getroffen hatte. Den bisherigen ÖFB-Rekord hatte seit 2009 Stefan Maierhofer gehalten, der gegen die Färöer nach 49 Spielsekunden gejubelt hatte.

Weiter nach vorn orientiert

Trotz des raschen 1:0 lehnte sich die ÖFB-Elf gegen die Slowakei nicht zurück, orientierte sich weiter nach vorn. Die Defensive wirkte sattelfest, sofern die Slowaken vor dem ÖFB-Tor auftauchten.

Ein Freistoß von Ondrej Duda (9./Gelb für Querfeld nach Foul) schaffte es nicht über die Mauer der Österreicher, ein Schussversuch von Robert Bozenik landete prompt danach auf den Tribünen. Auf der Gegenseite musste sich Dubravka bei einem abgefälschten Freistoß von Marcel Sabitzer strecken, um den Ball irgendwie über die Latte zu bugsieren (21.). Vier Minuten später klatschte ein klärender Kopfball von Norbert Gyömber an die Stange.

Gastgeber kommen auf Touren

Mit Fortdauer der Partie kamen die Slowaken auf. In mancher Situation dank Glück und Torhüter Pentz – etwa beim Volleyschuss von Lukas Haraslin (28.) – hielten die Österreicher den Vorsprung. Die anfängliche Kontrolle über das Spiel war dem ÖFB-Team nach rund einer halben Stunde entglitten.

Die wilden Gesten und Anweisungen ließen vermuten, dass Rangnick zu diesem Zeitpunkt trotz Führung nicht happy war. Seine Spieler waren vom Gas gegangen. Probleme beim Spielaufbau kamen hinzu – das konsequente Pressing der Slowaken ließ den Österreichern keinen Platz zur Entfaltung.

Chancen auf Vorentscheidung

Nach Seitenwechsel kamen Patrick Wimmer für Konrad Laimer und Maximilian Wöber für den Gelb-Rot-gefährdeten Querfeld ins Spiel, Schlager ersetzte Florian Grillitsch. Die Rangnick-Elf versuchte, das Spiel wieder an sich zu reißen, den Weg in den Strafraum fand sie vorerst nicht.

Erst in der 55. Minute eröffnete ein unglücklicher Rückpass von Peter Pekarik in den eigenen Strafraum Gregoritsch die Riesenchance auf das 2:0 – Adam Obert und Dubravka retteten im letzten Moment. Zwei Minuten später brachte Baumgartner den Ball erst mit dem Kopf aus kürzester Distanz und daraufhin auch mit dem Bauch nicht über die Torlinie – amüsante Aktion.

Kuriose Aktion von Baumgartner

Trotz vollsten Einsatzes bringt Baumgartner den Ball nicht im Tor unter

Entscheidung durch Weimann

Dass die Offensivabteilung der Slowaken Wünsche offen ließ, spielte den Österreichern dafür in die Hände. Die ÖFB-Defensive stand zudem gestaffelt und wirkte sicher. Die Offensive frischte Rangnick noch einmal durch Romano Schmid auf, der nach 71 Minuten für Gregoritsch kam, sowie durch Weimann anstelle von Gregoritsch.

In Kooperation sorgten beide in der Folge für die Entscheidung, indem Weimann den Ball nach einem präzisen Zuspiel von Schmid vor das Tor über die Linie drückte – zweiter Treffer des West-Bromwich-Legionärs im Teamdress. Dem hatten die Slowaken offenkundig nichts mehr entgegenzusetzen.

2:0 durch Weimann

In der 82. Minute sorgte Andreas Weimann mit seinem insgesamt zweiten Teamtreffer für die Entscheidung

Weitere Testspielgegner Österreichs neben der Türkei sind am 4. Juni ebenfalls im Ernst-Happel-Stadion Serbien und am 8. Juni auswärts die Schweiz – zugleich die EM-Generalprobe. Im ersten EM-Gruppenspiel trifft das ÖFB-Team am 17. Juni auf Frankreich.

Stimmen zum Spiel

Ralf Rangnick (ÖFB-Teamchef): „Wir haben natürlich einen richtig guten Start gehabt, alleine dieses Tor war das Eintrittsgeld wohl wert. Danach haben wir keine gute erste Hälfte gespielt, vor allem in eigenem Ballbesitz viele unerzwungene Fehler gemacht, wie ich es von uns nicht gewohnt bin.“

„Die zweite Hälfte war deutlich besser, sowohl durch die Wechsel als auch durch die Herangehensweise. Wir haben den Gegner ein bisschen mehr kommen lassen, die Mitte mehr zugemacht, dann lief es so, wie wir es uns von Anfang an vorgestellt hatten. Durch das Spiel heute haben sich schon noch ein paar Spieler mehr empfohlen.“

Christoph Baumgartner (ÖFB-Torschütze): „Es ist definitiv Luft nach oben. Speziell in der ersten Hälfte waren wir im Angriffspressing, das ist ja eine unserer größten Stärken, nicht giftig genug. Auch ein paar Umschaltsituationen können wir besser ausspielen. Im Spiel mit dem Ball haben wir zu viele einfache Fehler gemacht. Da hat auch der Platz einen Teil dazu beigetragen. Aber ein 2:0-Sieg ist trotz allem nicht schlecht.“

Zu seinem Tor: „Wir haben diese Variante schon öfters gemacht, vom Anstoß aus volles Risiko wegzusprinten. Es ist sich von der Schrittfolge irgendwie so ausgegangen, dass ich den Lauf gekommen bin.“

Francesco Calzona (Slowakei-Trainer): „Wir haben das Maximum getan, wir haben gegen einen sehr starken Gegner gespielt. Ich habe mich bei den Spielern bedankt, und sie haben gesagt, vor ein paar Jahren hätten wir gegen so einen Gegner deutlicher verloren. Österreich hat eine starke Mannschaft, ich denke, sie werden die Überraschung der EM sein.“

Freundschaftliches Länderspiel

Samstag:

Slowakei – Österreich 0:2 (0:1)

Bratislava, Narodny futbalovy stadion, 9.912; SR Farrugia Cann (MLT)

Torfolge:
0:1 Baumgartner (1.)
0:2 Weimann (82.)

Slowakei: Dubravka – Pekarik (62./Tomic), Gyömber (83./Kosa), Obert, Hancko – Kucka (63./Benes), Lobotka, Duda – Suslov (62./Duris), Bozenik (75./Tupta), Haraslin (83./Mak)

Österreich: Pentz – Lainer (60./Posch), Querfeld (46./Wöber), Danso, Mwene – Seiwald, Grillitsch (46./X. Schlager) – Laimer (46./Wimmer), Baumgartner (70./Schmid), Sabitzer – Gregoritsch (70./Weimann)

Gelbe Karte: Querfeld