Michael Gregoritsch (AUT)
AP/Matthias Schrader
Fußball

Gregoritsch genießt historische Gala

Drei Tage nach Christoph Baumgartners „Weltrekordtor“ gegen die Slowakei hat ein weiterer Teamspieler österreichische Fußballgeschichte geschrieben. Michael Gregoritsch erzielte am Dienstag beim 6:1 im Testmatch in Wien gegen die Türkei drei Tore und ist damit der 15. ÖFB-Internationale seit dem Zweiten Weltkrieg sowie der erste Österreicher seit Rene Aufhauser am 15. November 2006 beim 4:1 gegen Trinidad & Tobago, dem dieses Kunststück in einem Länderspiel gelang. „Sensationell“, jubelte der Steirer nach seinen ÖFB-Treffern 13 bis 15.

Ein Schuss von der Strafraumgrenze, ein Kopfball nach einem Corner und ein Elfmeter bescherten Gregoritsch einen magischen Abend. „Im altehrwürdigen Happel-Stadion einen Hattrick machen zu dürfen – dass ich das erleben darf, ist ein Wahnsinn“, sagte der 29-Jährige, der zunächst eine Hälfte lang kaum in Erscheinung trat, aber viel für das Team arbeitete und sich schließlich mit drei Treffern belohnte.

Damit hat zum 21. Mal in der Nachkriegszeit ein österreichischer A-Team-Spieler drei oder mehr Treffer erzielt. Den Triplepack-Rekord hält Toni Polster, der dreimal (1989 beim 3:0 gegen die DDR, 1994 beim 4:0 gegen Liechtenstein und 1997 beim 3:0 gegen Estland) für das ÖFB-Team drei Tore in einem Spiel erzielte. Hans Krankl netzte beim 9:0 gegen Malta 1977 sechsmal ein – auch das ist österreichischer Rekord.

Gregoritsch trifft dreimal gegen die Türkei

Der Steirer legt einen historischen Auftritt im Happel-Stadion hin.

Nicht nur für das ÖFB-Team läuft es, sondern auch für Gregoritsch in selbigem. Acht seiner 15 Treffer erzielte der Steirer innerhalb eines Jahres, er ist Toptorschütze in der Rangnick-Ära. „Es bedeutet mir sehr viel, für das Team zu spielen, ich sage es immer wieder“, so der Freiburg-Legionär, der seine Gala genoss und den Ball mitnahm.

Gregoritsch lässt Baumgartner „Trauma“ überwinden

Dabei hätte Gregoritsch sogar noch ein viertes Tor nachlegen können, er überließ den zweiten Elfer jedoch Baumgartner. „Für mich war das selbstverständlich“, sagte Gregoritsch. Baumgartner hatte seinen besten Freund darum gebeten, den Strafstoß ausführen zu dürfen. „Dafür bin ich ihm extrem dankbar. Ich weiß, dass das nicht selbstverständlich ist für einen Stürmer, der die Chance auf sein viertes Tor hat“, meinte der Niederösterreicher nach dem Spiel.

Michael Gregoritsch und Christoph Baumgartner (AUT)
GEPA/Armin Rauthner
„Best Buddies“: Gregoritsch überließ Baumgartner selbstlos den Elfmeter zum 5:1, behielt aber den Ball

Baumgartner verwandelte wie zuvor Gregoritsch souverän und überwand damit sein persönliches „Elfertrauma“. Der Leipzig-Profi scheiterte bei der U21-EM am 20. Juni 2019 im Gruppenspiel gegen Dänemark beim Stand von 1:1 vom Punkt. Österreich verlor 1:3, schied später in der Gruppenphase aus und verpasste dadurch die Teilnahme an den Sommerspielen in Tokio. Gregoritsch saß damals in Udine als Fan auf der Tribüne. „Ich mache bis heute Witze darüber, dass er mich Olympia gekostet hat“, erzählte der Freiburg-Angreifer.

Baumgartner testete Drucksituation für EM

Sein Vater, U21-Teamchef Werner Gregoritsch, ließ Baumgartner trotz des EM-Malheurs am 5. September 2019 beim 3:1 in der EM-Quali in Andorra neuerlich zum Elfmeter antreten, und wieder vergab der Waldviertler. „Seither hab ich keinen Elfer mehr angerührt, aber heute hat sich die Situation ergeben. Es war schon Druck da, ich bin froh, dass ich dem standgehalten habe“, so Baumgartner, der auch im Hinblick auf ein mögliches Elfmeterschießen bei der EM gerüstet sein will. „Auf weite Sicht ist es vielleicht besser“, ergänzte Gregoritsch.

Baumgartner zählte die Reihenfolge der Elferschützen am Dienstag auf: „Gregerl eins, (Maximilian) Wöber zwei, Baumgartner drei – Baumgartner hat sich vor Wöber geschlichen“, lächelte der Weltrekordmann, der später Gregoritsch huldigte. „Ich kenne seine Qualität schon lange. Ich weiß nicht, ob sie alle in Österreich immer kennen. Er hat ein super Näschen, einen super Abschluss und arbeitet viel für die Mannschaft.“

Baumgartner, der am Samstag nach 6,3 Sekunden in der Slowakei traf, wäre beinahe schon wieder als früher Torschütze in Erscheinung getreten. Sein Schuss in der zweiten Minute wurde aber von Goalie Ugurcan Cakir abgewehrt, Baumgartners Leipziger Clubkollege Xaver Schlager staubte ab. „Ich hätte ihn schon reinschießen können, aber es freut mich sehr für Xaver, weil er meiner Meinung nach definitiv einer der besten Sechser Europas ist“, erklärte der Offensivmann hinterher.

Emotionaler Abend auch für Entrup

Und nicht zuletzt durfte auch Maximilian Entrup einen für sich historischen Abend in Anspruch nehmen, traf der Hartberg-Stürmer doch in seinem zweiten Länderspiel zum ersten Mal überhaupt für das Nationalteam. Vor einem Jahr spielte der 26-Jährige noch in der Regionalliga für den FC Marchfeld, nun jubelte er im Happel-Stadion.

Alexander Prass und Maximilian Entrup (AUT)
GEPA/Armin Rauthner
Hartberg-Stürmer Entrup lässt sich zu seinem ersten Treffer im Nationalteam gratulieren

„Ich war sprachlos, ich habe nicht gewusst, wohin mit den Emotionen. Es ist unbeschreiblich, mein wichtigstes Tor in meiner Karriere und ein seltener Kopfballballtreffer. Da habe ich die Birne richtig hingehalten“, schmunzelte der Senkrechtstarter, der im Finish als „Joker“ kam. „Es war Gänsehaut, das wünscht sich jeder Fußballer“, betonte Entrup, der wie Gregoritsch diese Partie wohl nie vergessen wird.

Österreicher mit drei oder mehr Treffern in einem Spiel

  • 1945 Karl Decker – 4:1 gegen Frankreich
  • 1949 Karl Decker – 5:2 gegen Jugoslawien
  • 1950 Theodor „Turl“ Wagner – 5:1 gegen Dänemark
  • 1952 Adolf Huber – 6:0 gegen Irland
  • 1953 Erich Probst (5 Tore) – 9:1 gegen Portugal
  • 1954 Erich Probst – 5:0 gegen CSSR
  • 1954 Theodor „Turl“ Wagner – 7:5 gegen Schweiz
  • 1963 Horst Nemec – 3:1 gegen CSSR
  • 1968 Erich Hof (5 Tore) – 7:1 gegen Zypern
  • 1971 Thomas Parits – 6:0 gegen Irland
  • 1972 Josef Hickersberger – 4:0 gegen Malta
  • 1977 Hans Krankl (6 Tore) – 9:0 gegen Malta
  • 1988 Rupert Marko – 4:0 gegen Ungarn
  • 1989 Toni Polster – 3:0 gegen DDR
  • 1994 Peter Stöger – 4:3 gegen Polen
  • 1994 Toni Polster – 4:0 gegen Liechtenstein
  • 1995 Peter Stöger – 3:1 gegen Irland
  • 1997 Toni Polster – 3:0 gegen Estland
  • 1999 Ivica Vastic – 7:0 gegen San Marino
  • 2006 Rene Aufhauser – 4:1 gegen Trinidad/Tobago
  • 2024 Michael Gregoritsch – 6:1 gegen Türkei