Bundesliga

Sturm wittert seine große Chance

Die Admiral Bundesliga steuert auf ihr spannendstes Finale seit Langem zu. Denn seit dem Wochenende liegen Titelverteidiger Red Bull Salzburg und Verfolger Puntigamer Sturm Graz in der Tabelle punktegleich an der Spitze. Während in Salzburg Ratlosigkeit über die aktuelle Krise herrscht, will man in Graz die Gunst der Stunde nutzen. „Jetzt heißt es einfach durchziehen“, so Sturm-Coach Christian Ilzer.

Sturm nutzt am Sonntag mit einem 3:1-Erfolg im steirischen Derby in Hartberg den Umstand, dass Salzburg am Freitag beim LASK eine 1:3-Pleite kassiert hatte. Die Ilzer-Elf bewies bei hochsommerlichen Temperaturen in der Oststeiermark, dass sie auch die glanzlose Effizienz erfolgreich beherrscht. Gegen den TSV kreierte Sturm nicht viele Großchancen, doch es reichte für drei Treffer. „Wir haben es sehr trocken gespielt. Das Gegentor nervt natürlich, aber alles in allem ein verdienter wichtiger Sieg“, sagte Verteidiger Gregory Wüthrich.

Sein Trainer machte den guten Gegner und auch die Hitze für die teilweise zähe Partie mitverantwortlich. „Du musst es bis zu einem gewissen Grad ökonomisch spielen“, meinte Ilzer. Den Tabellenstand, der Salzburg und Sturm mit jeweils 32 Punkten ausweist, wollte der 46-Jährige nicht zu sehr in den Mittelpunkt stellen. „Wir dürfen uns nicht auf die ganzen Rechnereien konzentrieren. Wir müssen einfach unseren Job machen, Aufgabe für Aufgabe erledigen.“

Sturm entscheidet Derby für sich

Nach einem Derby-Sieg von Sturm Graz gegen Hartberg ist das Titelrennen in der Admiral Bundesliga wieder völlig offen. Denn die Grazer sind nach dem 3:1 mit Tabellenführer Red Bull Salzburg gleichgezogen.

Aufgaben warten auf die Grazer reichlich. In den kommenden zweieinhalb Wochen stehen zunächst zweimal Rapid in der Liga, dann das Auswärtsspiel in Salzburg und schließlich das Cupfinale in Klagenfurt erneut gegen Rapid auf dem Plan – allesamt Schlüsselspiele für den Ausgang der Saison. „Das ist eine Phase, wo du auf Zug bleiben musst und nicht zu viel nachdenken darfst. Wir müssen bereit sein, alles zu investieren“, so Ilzer. Torschütze Alexander Prass fügte hinzu: „Wir gehen auf vollen Angriff, das ist ganz klar.“

Buch hilft bei Krisenbewältigung

Dass die Grazer wieder Oberwasser haben, liegt auch an gelungener Krisenbewältigung. Die 0:1-Heimniederlage gegen Salzburg vor zwei Wochen hatte angesichts eines Fünfpunkterückstands auf den Meister auf die Stimmung geschlagen. „Mein erster Gedanke war, wie ich das Mindset meiner Mannschaft verändern kann“, so Ilzer. Das Buch „Dschungelkind“ habe ihm dabei geholfen: „Da spricht die Hauptdarstellerin von einer Nahtoderfahrung, die sie bei einem Tsunami erlebt hat. Ich habe den Jungs erzählt, wie intensiv der Todeskampf war.“

Der entscheidende Punkt im Buch sei, für wen oder was man kämpfe: „Es geht einfach ums Mindset und dass wir wieder richtig gute Spiele liefern und dass wir als Team großartig zusammenarbeiten. In Salzburg beim Halbfinal-Sieg im Cup war es schon sehr beeindruckend, wie es die Mannschaft dann umgesetzt hat.“ Für Ilzer ist das Moderieren von Höhen und Tiefen eine wichtige Aufgabe. Es gelte „in der Mannschaft ein Gefühl zu entfachen, was die Jungs ständig dran glauben lässt an die gemeinsame, große Sache, aber auch an sich selbst“.

Trainer Christian Ilzer (Sturm Graz)
APA/Erwin Scheriau
Ilzer fand nach dem Dämpfer gegen Salzburg vor zwei Wochen den richtigen Weg zurück in die Spur

Mit dem bisherigen Ergebnis ist der Erfolgstrainer jedenfalls zufrieden – vorerst. „Wir haben schon so viele Aufgaben in dieser Saison gestellt gekriegt. Und wir haben die so abgearbeitet, dass wir sechs Runden vor Meisterschaftsende noch immer auf kompletter Tuchfühlung mit Salzburg sind. Wahrscheinlich viel näher dran, als es Salzburg lieb ist und genauso nahe dran, wie wir es richtig gerne haben.“