Enttäuschhung bei Dorgeles Nene und Daouda Guindo
IMAGO/FC Red Bull Salzburg/Andreas Schaad
Bundesliga

Salzburg gibt Trümpfe aus der Hand

Die überraschende 3:4-Niederlage in der 28. Runde der Admiral Bundesliga am Mittwoch bei Austria Klagenfurt hat Serienmeister Red Bull Salzburg die Tabellenführung gekostet. Mit drei Punkten Rückstand auf den neuen Leader Puntigamer Sturm Graz wurden die Bullen in die ungewohnte Außenseiterrolle gedrängt.

Ausgerechnet vor dem möglicherweise vorentscheidenden Heimduell mit den im Hoch befindlichen Grazern am Sonntag (17.00 Uhr, live in ORF1) setzte es für Alexander Schlager und Co. einen mentalen Tiefschlag. „Nicht würdig“, sagte der Tormann über die enttäuschende Vorstellung seiner Mannschaft.

Eigentlich hatte man nach dem frühen Doppelpack von Karim Konate (10., 18.) im zweiten Spiel unter Neo-Coach Onur Cinel die Trümpfe in der Hand. Dann aber ließen die Gäste alles vermissen, was vom nominell besten heimischen Team zu erwarten ist. „Wir haben nach der 2:0-Führung unverständlicherweise nicht mehr die Intensität und Energie auf den Platz bekommen, die wir normalerweise haben“, bemängelte Cinel, der drei Tage zuvor beim 4:2 daheim gegen die Klagenfurter noch eine starke Vorstellung seines Teams bejubeln hatte dürfen.

Vorteil für Sturm im Titelkampf

Im Bundesliga-Titelrennen befindet sich Sturm Graz dank eines Auswärtssieges bei Rapid nun in der Poleposition. Weil Salzburg mit 3:4 in Klagenfurt patzte, zogen die Steirer mit drei Punkten davon – ehe es am Sonntag zum Gipfeltreffen der Rivalen kommt.

„Fehler eiskalt ausgenützt“

„Ich habe keine Erklärung für diesen Rückfall, denn wir haben vor wenigen Tagen noch gegen die gleiche Mannschaft richtig gut Fußball gespielt“, erinnerte der Deutsche. Schon in der ersten Hälfte geriet sein Team gegen die von Beginn an mutig und aktiv auftretenden Hausherren mehrmals in Bedrängnis, vergab durch Roko Simic aber auch die Topchance auf das 3:0 (38.). Bald nach Wiederbeginn bestrafte Solomon Bonnah (52.) dann Salzburgs Verwaltermentalität mit dem Anschlusstreffer. „Klagenfurt hat unsere Fehler eiskalt ausgenützt“, konstatierte Cinel.

Seine Mannschaft, in der jüngeren Vergangenheit defensiv ohnehin vergleichsweise anfällig, gab dem Gegner einmal mehr zu viele Gelegenheiten und zeigte zudem, wie fragil der mentale Zustand derzeit ist. „Wir sind verunsichert, wenn wir ein Gegentor bekommen“, stellte Schlager fest. Der ÖFB-Teamtormann musste schließlich weitere dreimal hinter sich greifen, dreimal war Andy Irving zur Stelle, der einen lupenreinen Hattrick (63., 74., 85./Foulelfmeter) hinlegte. „Da war heute etwas in der Luft, ich habe das gespürt“, sagte der schottische Goalgetter nach seiner Gala.

Rasche Problemlösung muss her

Für Salzburg sieht es hingegen nach einem Abschied vom Titelsammeln aus. In der aktuellen Form ist der Ligakrösus gegen die Grazer derzeit nur noch der Außenseiter. Cinel gab sich dennoch optimistisch. „Wir müssen besprechen, woran es lag, dass wir den Schalter nicht von Beginn an gefunden haben, die Aktivität und die Intensität nicht gefunden haben. Dafür müssen wir sofort, noch vor Sonntag, eine Lösung finden. Da gibt es jetzt auch eine mentale Komponente. Das ist lösbar, aber es muss sehr, sehr schnell gehen.“

Bitter ist für die Salzburger auch, dass Innenverteidiger Strahinja Pavlovic nach seiner fünften Gelben Karte gegen Sturm gesperrt ist. Die Reklamationen des Serben nach seinem – vorerst nicht gegebenen – Anschlusstreffer zum 3:4 (87.) kosten ihn die Teilnahme am Schlager. Da half es auch nichts mehr, dass das Tor nach VAR-Studium doch gegeben wurde. Cinel war ihm aber nicht gram. „Aus der Emotion heraus ist das nachvollziehbar.“

Vieles spricht derzeit also dafür, dass Salzburgs Herrschaft nach elf Jahren endet. Durchhalteparolen sind derzeit das stärkste Argument, über das die Bullen verfügen. „Wir werden versuchen, die Köpfe für Sonntag aufzurichten. Wenn es zu hundert Prozent passt, dann können wir gewinnen“, betonte Schlager. „Es geht ganz viel um die Einstellung. Wir haben es in der Hand, können viele Dinge sofort verändern. Aber wir müssen es machen.“