Formel 1

Norris feiert in Miami ersten Sieg

Den Sprint am Samstag und das Qualifying hatte Max Verstappen in Miami gewonnen, am Sonntag beim Grand Prix war der dreifache Weltmeister im Red Bull jedoch machtlos und musste überraschend Lando Norris im McLaren im Kampf um den Sieg um sieben Sekunden den Vortritt lassen. Der 24-jährige Brite feierte in seinem 110. Rennen den ersten Sieg und den ersten Erfolg für McLaren seit September 2021, als Daniel Ricciardo in Monza gewann.

„Wir haben es geschafft. Ich liebe euch alle“, brüllte Norris im Ziel in den Boxenfunk und ließ sich anschließend frenetisch feiern. Norris nutzte bei seinem ersten Sieg die Gunst der Stunde während einer Safety-Car-Phase optimal aus und gab seine Führung mit viel Geschick und einem bestens eingestellten Boliden nicht mehr ab. Verstappen war chancenlos, konnte Norris nicht gefährden und verlor kontinuierlich Zeit auf den Führenden.

Platz drei ging an Charles Leclerc im Ferrari, Vierter wurde nach einer Fünfsekundenstrafe für Leclercs Teamkollegen Carlos Sainz (Zusammenstoß mit Oscar Piastri) Sergio Perez im zweiten Red Bull. In der WM-Wertung konnte Verstappen seine Führung auf Perez auf 33 Zähler ausbauen. Fortgesetzt wird die WM nach diesem unerwarteten Ausgang in Florida mit dem Grand Prix der Emilia-Romagna in Imola am 19. Mai.

Neues Siegergesicht

Zum ersten Mal seit einem Jahr hieß der Sieger eines Grand Prix nicht Max Verstappen oder Carlos Sainz

„Was für ein Rennen“

„Was für ein Rennen“, freute sich Norris im Siegerinterview. „Es hat lange gedauert, aber endlich habe ich es geschafft. Ich bin so glücklich für das ganze Team. Es war ein langes Rennen und ein harter Tag.“ Der Mann aus Bristol in England hatte schon eine Vorahnung, was den Grand Prix in Miami betraf.

Lando Norris (McLaren Mercedes) wird von seinem Team in die Luft geworfen
Reuters/Brian Snyder
Der Jubel bei McLaren war nach dem ersten Sieg des Teams seit September 2021 verständlich und ausgelassen

„Das ganze Wochenende war schon gut. Schon am Freitag habe ich gewusst, dass der Speed da ist. Heute haben wir alles auf den Punkt gebracht. Wir hatten eine perfekte Strategie. Ich bin stolz. Manche haben an mir gezweifelt, weil ich auch Fehler gemacht habe.“ Zum ersten Mal innerhalb eines Jahres hieß der Sieger eines Formel-1-Rennens nicht Verstappen oder Sainz. Deshalb gratulierte die Konkurrenz dem neuen Sieger auch artig.

„Lando ist mit dem Reifen geflogen“

„Man gewinnt, man verliert – das sind wir alle aus dem Rennsport gewohnt“, meinte Verstappen. „Es war schwierig. Auf den Mediums habe ich mich nicht wohl gefühlt. Lando ist mit dem harten Reifen geflogen, für uns war es schwierig. An einem schlechten Tag Zweiter zu werden, das nehme ich. Lando hat sich den Sieg verdient. McLaren hat ein gutes Upgrade gebracht, sie waren das ganze Wochenende schnell.“

Leclerc nahm seinen dritten Platz dankend an: „Ich hatte keinen guten Start. Fast wäre ich mich Perez gecrasht. Wir waren unglücklich mit dem Safety-Car. Ich freue mich für Lando. Er war schon nahe an einem Sieg dran und hat es nicht geschafft. Dieses Wochenende war er ganz stark. Mein Podestplatz passt schon.“

Perez schießt über Ziel hinaus

Am Start hatte die Formel-1-Welt noch das gewohnte Bild geboten. Während Verstappen einen Blitzstart hinlegte, kam Leclerc nicht richtig vom Fleck und Ferrari-Teamkollege Carlos Sainz sowie Sergio Perez im zweiten Red Bull schossen am Monegassen vorbei.

Wilder Start von Perez

Beinahe hätte Sergio Perez mit seinem wilden Start Teamkollegen Max Verstappen aus dem Rennen genommen.

Doch der Mexikaner hatte es übertrieben mit dem Gasgeben, erwischte fast Verstappen von hinten und war zu schnell für die erste Kurve. Sainz steckte auch zurück, und Leclerc sowie Oscar Piastri nutzen den Moment, um sich auf die Plätze zwei und drei zu setzen.

In der vierten Runde drückte sich dann Piastri an Leclerc in Kurve 17 vorbei und war neuer Verstappen-Verfolger. Von den Top-Ten-Fahrern war nur Lewis Hamilton im Mercedes auf harten Reifen unterwegs. Ob diese Strategie Vorteile hatte, war nach einem Drittel des Rennens bei den ersten Boxenstopps nicht absehbar.

Verstappen kontrolliert das Rennen

An der Spitze führte jedenfalls Verstappen das Feld an und hielt Piastri konstant rund drei Sekunden hinter sich. Auch als der Niederländer einen Pylonen am Streckenrand abräumte, änderte sich vorerst nichts an seiner Führung.

Max Verstappen zu den Schwierigkeiten im Rennen

Max Verstappen spricht über die Probleme während des Rennens und den Fortschritt von McLaren.

Obwohl sich Verstappen dabei nach Aussage von Teamchef Christian Horner den Unterboden beschädigt haben könnte. 1,9 Sekunden benötigte dann Leclerc für seinen Kurzbesuch in der Box, um seine harten Reifen abzuholen.

Auch Verstappen ließ sich in dieser Phase neue Reifen aufmontieren. Erst in der 27. von 57 Runden kamen der führende Australier Piastri und Sainz an die Box, deren Medium-Reifen offenbar noch in gutem Zustand waren. Nach einer Kollision zwischen Lokalmatador Logan Sargeant im Williams und Kevin Magnussen im Haas wurde das Safety-Car auf die Strecke geschickt.

Norris nutzt Gunst der Stunde

Dabei hatte Norris Glück. Er konnte als aktuell Führender seinen Boxenstopp absolvieren und dann wieder in Ruhe das Feld anführen, weil sich das Safety-Car nicht vor ihn gesetzt hatte, sondern zunächst alle anderen Fahrer wieder vorbeiließ, um schließlich vor dem McLaren wieder das Feld anzuführen. Norris bekam also seinen Stopp „geschenkt“.

Safety-Car-Phase

Der Kontakt zwischen Kevin Magnussen und Logan Sargeant führte zur Gelben Flagge und schließlich zum Einsatz des Safety-Cars. Beide Fahrer blieben unverletzt.

So hatte Norris bei seinem Reifenwechsel quasi keine Zeit verloren. Der Brite nutzte die Chance, die sich ihm bot, und hielt Verstappen in der Folge nicht nur in Schach, sondern baute seinen Vorsprung Runde für Runde um einige Zehntelsekunden aus.

Happy End für McLaren

Zehn Runden vor Schluss führte der 24-jährige Brite fünf Sekunden vor dem Niederländer, und dieser war nicht mehr in der Lage, den Rückstand zu verkürzen. „Ich kann das Auto nicht zum Einlenken bringen. Ein Desaster“, schimpfte der WM-Leader zwischendurch. So fuhr Norris nach 57 Runden unter dem Jubel seines Teams als Erster über die Ziellinie.

Norris: „Team hat mir ein Auto gegeben, um den Sieg zu holen“

Der Rennsieger von Miami, Lando Norris, spricht über die Leistungen des Teams und seine Gefühlslage.

Außer sich vor Freude war McLaren-Teamchef Zak Brown. „Ich habe keine Stimme mehr. Das Team hat perfekt abgeliefert. All die Leute in der Fabrik haben ein sehr schnelles Rennauto gebaut, es ist toll zu sehen, wie das alles aufgeht“, meinte der US-Amerikaner. „Das Safety-Car hat sicher geholfen, aber er hat das sowieso alles in sich gehabt“, sagte er über Norris.

Grand Prix von Miami

Endstand nach 57 Runden:
1. Lando Norris GBR McLaren 1:30:49,876
2. Max Verstappen NED Red Bull + 7,612
3. Charles Leclerc MON Ferrari 9,920
4. Sergio Perez MEX Red Bull 14,650
5. Carlos Sainz * ESP Ferrari 16,407
6. Lewis Hamilton GBR Mercedes 16,585
7. Yuki Tsunoda JPN RB 26,185
8. George Russell GBR Mercedes 34,789
9. Fernando Alonso ESP Aston Martin 37,107
10. Esteban Ocon FRA Alpine 39,746
11. Nico Hülkenberg GER Haas 40,789
12. Pierre Gasly FRA Alpine 44,958
13. Oscar Piastri AUS McLaren 49,756
14. Zhou Guanyu CHN Kick Sauber 49,979
15. Daniel Ricciardo AUS RB 50,956
16. Valtteri Bottas FIN Kick Sauber 52,356
17. Lance Stroll CAN Aston Martin 55,173
18. Alexander Albon THA Williams 1:16,091
19. Kevin Magnussen ** DEN Haas 1:24,683
Out: Logan Sargeant (USA/Williams)
Schnellste Runde: Piastri (1:30,643/43.)
* incl. Fünf-Sekunden-Strafe
** incl. 20-Sekunden-Strafe