enttäuschte Salzburger
GEPA/David Bitzan
Bundesliga

Salzburg bricht im Finish ein

Im heimischen Fußball neigt sich eine Ära ihrem Ende zu. Red Bull Salzburg liegt nach dem 0:2 am Sonntag bei Rapid zwei Runden vor Schluss der Admiral Bundesliga vier Punkte hinter Leader Puntigamer Sturm Graz und hat wohl nur noch theoretische Chancen auf den elften Meistertitel in Folge.

Um Salzburg doch noch jubeln zu lassen, dürften die Steirer keinen Sieg mehr einfahren, und die „Bullen“ müssten ihre beiden letzten Partien gewinnen – angesichts des Auftritts im Allianz Stadion darf Letzteres bezweifelt werden. Denn der Titelverteidiger spielte gegen Rapid keine einzige zwingende Torchance heraus.

Strittige Schiedsrichterentscheidungen taten ihr Übriges, doch Trainer Onur Cinel wollte sich nicht auf Referee Christian-Petru Ciochirca ausreden. „Wir hatten zu wenig Durchschlagskraft und Positionsdisziplin, zu wenige Torschüsse“, kritisierte der Deutsche den Auftritt seiner Mannschaft.

Rapid gewinnt gegen Salzburg

Mit dem 2:0-Erfolg hat Rapid erstmals seit 22 Pflichtspielen wieder gegen Salzburg gewonnen. Für die Salzburger bedeutete unterdessen die Niederlage einen empfindlichen Rückschlag im Titelduell mit Sturm Graz.

„Ganz viele Faktoren zusammengekommen“

Die Salzburger holten aus den jüngsten sieben Bewerbspartien nur einen Sieg – eine für Red-Bull-Ansprüche vernichtende Bilanz. Ob diese Negativserie an mangelnder Qualität, vielen Verletzten oder vielleicht sogar teaminternen Unstimmigkeiten liegt, ließ Cinel offen. „Es gibt nie diesen einen Grund, es sind sicher ganz viele Faktoren zusammengekommen. Es ist wichtig, dass wir diese Sachen intern besprechen.“

Im Gegensatz zum 2:2 in der Vorwoche daheim gegen Sturm, als ein 0:2-Rückstand wettgemacht wurde, gab es diesmal kein Aufbäumen der Salzburger. „Unsere Reaktion auf die Gegentore gegen Sturm war deutlich besser als gegen Rapid“, gestand Cinel. Dennoch sieht der 38-Jährige bei seiner Mannschaft keine Charakterschwäche, sondern bezeichnete die aktuellen Probleme als „mentale Sache“. Außerdem deutete er an, dass es Defizite im physischen Bereich geben könnte. „Rapid hat sich körperlich öfter durchgesetzt als wir, das muss man besprechen. Es hat an Intensität und Power gefehlt.“

Rückfall auf Rang drei möglich

Sollte Sturm am Ende die Nase vorne haben, könnten Salzburg in der kommenden Saison die zuletzt gewohnten Champions-League-Millionen fehlen. Als Vizemeister bliebe zwar noch der – beschwerliche – Weg über die Qualifikation, allerdings wackelt mittlerweile sogar Platz zwei. Der drei Punkte zurückliegende, aber derzeit sehr starke LASK trifft noch auf Sturm und Salzburg und würde die „Bullen“ bei Siegen in diesen Partien überholen. Endrang drei wäre für Salzburg das schlechteste Abschneiden seit der Übernahme durch Red Bull im Jahr 2005.

Mit diesem Szenario beschäftigt sich Cinel nach eigenen Angaben aber ebenso wenig wie mit den eigenen Meisterchancen. „Im Moment denke ich nur an die nächsten zwei Spiele. Wir sind es unseren Fans und uns selbst schuldig, dass wir unseren Fußball auf den Platz bringen.“

Kein Glück bei Schiedsrichterentscheidungen

Zudem hofft man in Salzburg auf wohlwollendere Schiedsrichterpfiffe. Die Gäste forderten am Sonntag nach Attacken von Leo Querfeld an Strahinja Pavlovic und Nikolas Sattlberger an Karim Konate vergeblich Elfmeter und ärgerten sich über einen nicht geahndeten Rempler von Fally Mayulu an Mads Bistrup unmittelbar vor Rapids 2:0 sowie über ein nicht mit Rot bestraftes Foul von Thorsten Schick. Trotzdem gab sich Cinel diplomatisch. „Viele 50:50-Situationen sind gegen uns entschieden worden, aber wir haben heute vor allem in der zweiten Hälfte kein gutes Spiel gemacht. Das ist enttäuschend.“

Während Schiedsrichter Ciochirca erklärte, dass alle heiklen Situationen richtig beurteilt worden seien, gab selbst Rapid-Coach Robert Klauß zu: „Wenn er bei Sattlberger auf Elfmeter entscheidet, können wir uns nicht beschweren.“ Dass es nicht so kam, bewertete Klauß nach dem am Mittwoch gegen Sturm verlorenen Cupfinale als ausgleichende Gerechtigkeit. „Heute war der VAR auf unserer Seite. Irgendwann muss das Glück ja auch wieder zurückkommen.“

Rapid zeigt Charakter

Das 1:2 im Cupendspiel war für Rapid ein schwerer Schlag, der erste Sieg über Salzburg nach 22 erfolglosen Versuchen linderte den Schmerz. Klauß schwärmte von „Einstellung, Mentalität und taktischer Herangehensweise“ seiner mit Fünferkette aufgestellten Mannschaft. „Wir wollten zeigen, dass wir wieder aufstehen können.“

Sinnbildlich dafür war der Auftritt von Querfeld, der in der Anfangsphase nach einem Zweikampf mit Konate eine tiefe Rissquetschwunde am Knie erlitt. Alles deutete auf eine Auswechslung des ÖFB-Teamspielers hin, doch Querfeld ließ die Wunde in der Kabine nähen und kehrte wenige Minuten später unter großem Jubel des Publikums auf den Rasen zurück. „Das zeigt, dass er sein Herz für uns auf dem Platz lässt. Diese Aktion hat uns noch einmal einen Push gegeben, der Mannschaft und auch dem Stadion. Ab diesem Moment haben wir noch mehr daran geglaubt, dass wir es schaffen können“, sagte Klauß.

„Wir schauen nur auf uns“

Sein Club war allem Anschein nach bei den Titelentscheidungen dieser Saison tatsächlich das Zünglein an der Waage. Während die Hütteldorfer dreimal in Folge gegen Sturm verloren, nahmen sie Salzburg wohl die entscheidenden Punkte ab, das Duell vor vier Wochen in Wals-Siezenheim endete mit 1:1. „Aber wir schauen nur auf uns. Die sollen oben schauen, dass sie ihren Job machen, wir machen unseren“, sagte Klauß.

Mit einem Sieg am Sonntag bei Austria Klagenfurt und einer gleichzeitigen Niederlage von Hartberg gegen Salzburg wäre Rapid definitiv Vierter, würde sich das Europacup-Play-off ersparen und in der zweiten Runde der Europa-League-Quali einsteigen.