Olympische Spiele in Tokio eröffnet

So wie die Eröffnung vor fast vier Stunden begonnen hat, geht sie knapp vor Mitternacht japanischer Zeit auch zu Ende: mit einem Feuerwerk auf dem Dach des Stadions. Die wohl speziellste Feier in der Geschichte Olympischer Spiele ist damit vorbei, jetzt sind die Sportlerinnen und Sportler endgültig am Zug.

Wakako Tsuchida, eine erfolgreiche Paralympics-Sportlerin, übergibt die Fackel an junge japanische Sportler aus der Umgebung von Fukushima, die den olympischen Geist weitertragen. Noch eine Station ist offen, bevor das Feuer auf einem symbolischen Mount Fuji entzündet wird.

Passend zur aktuellen Situation übergeben drei ehemalige Baseballer, darunter der ehemalige Starpitcher der New York Yankees Hideki Matsui die Fackel an zwei Helden der Coronavirus-Pandemie: eine Krankenschwester und einen Arzt.

Das letzte große Highlight jeder olympischen Eröffnungszeremonie naht: die Entfachung der olympischen Flamme im Stadion. Die große Frage ist wie immer, wer die Fackel als Letzte oder Letzter des diesmal in Fukushima gestarteten Staffellaufs trägt.

Mit der nächsten Showeinlage werden die Sportarten der Spiele anhand ihrer offiziellen Piktogramme vorgestellt. Die wurden just für die ersten Spiele in Tokio 1964 entwickelt, um die sprachlichen Unterschiede in den Bezeichnungen der Sportarten auszugleichen. Ein gefinkelter Schachzug, ohne den man sich Olympia und diverse Sonderseiten gar nicht mehr vorstellen kann – siehe auch bei der Bewerbsübersicht auf ORF.at

Mehrere internationale Sportler bringen die olympische Fahne mit den fünf verschiedenfarbigen Ringen, die erstmals vor 101 Jahren bei den Spielen 1920 in Antwerpen gehisst wurde, ins Stadion. Mitglieder des japanischen Militärs ziehen die Fahne am dafür vorgesehenen Mast hoch, und sie weht nun bis zur Schlussfeier am Sonntag in zwei Wochen mit der japanischen Flagge um die Wette.

„Es war eine schwierige Reise mit unerwarteten Herausforderungen auf dem Weg hierher. Wir können nur dank des japanischen Volkes hier sein. Ich möchte unsere tiefste Dankbarkeit ausdrücken“, so der Deutsche, der in seiner Eröffnungsrede auch die einigende Kraft des Sports betonte: „Lasst uns diesen Moment wertschätzen, weil wir endlich alle zusammen hier sind.“

Die Organisationschefin begrüßt die Athletinnen und Athleten aus aller Welt und bedankt sich gleichzeitig bei der Bevölkerung und der Regierung, die die Spiele doch möglich gemacht haben: „Tokio 2020 startet heute mit noch nie dagewesenen Verspätung. Aber wir können nun zeigen, dass Japan auf seinem Weg zur Heilung ist. Danke an alle Athletinnen und Athleten, die hier sind. Jetzt habt ihr die Möglichkeit, eure Leistung zu zeigen. Es wird ein Moment sein, an den ihr euch immer erinnern werdet.“

Das berühmte Lied von John Lennon wird von einem Jugendchor im Stadion und mit Unterstützung von Musikstars wie John Legend und Keith Urban via Video als Botschaft für den Weltfrieden dargeboten.

Im Rahmen einer Tanz- und Baueinlage wird aus bunten Boxen das Logo der Spiele, die offiziell auch nach der Verschiebung um ein Jahr „Tokyo2020“ lauten, gestaltet. Danach wird aus beleuchteten Drohnen über dem Stadion die Weltkugel geformt – ein beeindruckendes Bild.

Vertreter von Athleten und Offiziellen sprechen den neuen olympischen Eid, der um den Zusatz „gemeinsam“ erweitert wurde: „Wir geloben, an diesen Olympischen Spielen teilzunehmen und die Regeln zu respektieren und einzuhalten, im Geiste des Fairplay, der Inklusion und der Gleichberechtigung. Gemeinsam stehen wir solidarisch und verpflichten uns zu einem Sport ohne Doping, ohne Betrug, ohne jegliche Form von Diskriminierung.“

Unter den erfreuten Augen des Tennos betritt das japanische Team als letztes die Arena. Knapp zwei Stunden hat der Einmarsch der Nationen in Anspruch genommen.

Vor Gastgeber Japan noch die Gastgeber der kommenden Sommerspiele. Zuerst unter dem Applaus von First Lady Biden die Sportgroßmacht USA, die mit Los Angeles 2028 Ausrichter der Spiele ist, danach die französische Abordnung, wo 2024 in Paris um Gold, Silber und Bronze gerrungen wird. Die „Equipe Tricolore“ wird von Staatspräsident Emanuel Macron angefeuert.

Lange dauert es nicht mehr, und alle teilnehmenden Abordnungen sind im Olympiastadion eingezogen.

Die deutsche Abordnung, traditionell ein großer Player bei Sommerspielen, trägt in Tokio übrigens Mintgrün. Nicht allen Fans in der Heimat hat das bei der Eröffnung präsentierte Outfit gefallen, wenn man sich ein wenig durch die Social-Media-Kanäle wühlt.

Wem Tongas Fahnenträger bekannt vorgekommen ist: Pita Taufatofua war 2018 in Südkorea als Langläufer auch bei Winterspielen bei der Eröffnung in gleicher Montur dabei. In Tokio tritt der 37-Jährige so wie vor fünf Jahren in Rio im Taekwondo an.

Mehr als die Hälfte der 209 Nationen ist mittlerweile im Stadion angekommen. Den Abschluss bildet traditionell das Land des Gastgebers, im aktuellen Fall also Japan.

Die Athletinnen und Athleten halten sich übrigens fast ausnahmslos an die von den Behörden verordnete Maskenpflicht. Weil Ausnahmen aber die Regel bestätigen, gibt es auch einige Maskenverweigerer: Bei den Teams von Tadschikistan und Kirgistan nimmt man es mit dem Mundschutz nicht ganz so genau.

Mit der Abordnung auf dem „Reich der Mitte“ betritt ein Favorit auf den Gewinn der Medaillenwertung das Stadion. Auch das Aufgebot bei der Eröffnungsfeier ist im Vergleich zu etwa der britischen Abordnung entsprechend groß. Übrigens: In etwas mehr als einem halben Jahr werden in Peking die nächsten Winterspiele eröffnet.

Mit einem rot-blauen Karo bringt Kenia Farbe in die Eröffungsfeier.

Das russiche Team trägt so wie schon bei den Winterspielen 2018 in Pyeongchang die Fahne des IOC ins Stadion. Russland ist als Bestrafung für staatliches Doping die Verwendung seiner offiziellen Symbole wie Flagge und Hymne verboten. Wer russische Athleten sucht, wird in den Ergebnislisten auch nur unter dem Kürzel ROC fündig – Russian Olympic Comittee.

Der Einmarsch der teilnehmenden Athletinnen und Athleten wird noch eine Weile dauern, von den 209 Nationen, die an der Eröffnung teilnehmen, ist noch nicht einmal ein Drittel im Stadion.

Karl Stoss feiert sein Team von der Tribüne aus. Der ÖOC-Präsident ist einer der rund 950 Ehrengäste, die die Sitze im Olympiastadion testen können.