Turnerin Elisa Hämmerle
GEPA/Christian Walgram
Turnen

Hämmerle bereit für verspätetes Debüt

Nach der wegen eines Achillessehnenrisses verpasseten Rio-Teilnahme ist Elisa Hämmerle nun für ihre ersten Olympischen Spiele gerüstet. Gelingt der Vorarlbergerin in Tokio eine perfekte Qualifikation (Sonntag, 3.00 Uhr MESZ), ist sogar das Mehrkampf-Finale der Top 24 möglich.

Ihre Stärken hat die 25-Jährige in der Ausführung und dem Tänzerischen. Und das ist in diesem Olympiazyklus nicht von Nachteil, verringert sie doch etwas die Wichtigkeit der akrobatischen Elemente. Die momentane Wertungsvorschriften, die sich in jedem Olympiazyklus ändern, stellen die Schwierigkeit der Elemente nicht so in den Vordergrund, sagte Hämmerle.

Die Übungen werden zum einen nach Schwierigkeitsgrad und Ausführung bewertet, auf dem Balken und Boden werden zusätzlich zu den akrobatischen Elementen choreografische und tänzerische Elemente hinzugefügt. Und Boden und Balken sind auch Hämmerles Lieblingsgeräte: „Dort kann man einfach seinen Charakter zeigen, die andere Geräte sind extrem dynamisch und schnell. Am Boden kommt das Artistische und Schauspielerische am meisten zur Geltung, man kann sich die Musik frei aussuchen. Wir haben aus einem Musical etwas Besonderes, Extravagantes.“

Feinschliff in den Niederlanden

Sie hat das Programm schon einmal auf internationaler Bühne gezeigt. „Das Feedback von den Kampfrichtern war sehr gut, ich bin gespannt, wie es bei Olympia ankommen wird.“ Seit April 2019 trainiert Hämmerle hauptsächlich in Amsterdam, denn die Niederlande seien bekannt für „sehr schönes und außergewöhnliches Turnen“. Von ihren zwei Trainern war Daymon Lee Jones selbst Profitänzer. „Er kann mir viel mitgeben. Es gibt noch einiges an Verbesserungspotenzial. Ich wollte von den Besten lernen, deshalb bin ich in die Niederlande gegangen, es war eine super Entscheidung.“

Turnerin Elisa Hämmerle am Balken
GEPA/Christian Walgram
Auch auf dem Balken will Hämmerle ihr Können zeigen

Die Qualifikation für die Sommerspiele schaffte sie im Oktober 2019 bei der WM in Stuttgart. In der Vorbereitung auf Tokio lag der Fokus dann darauf, das Programm noch feiner und sauberer herauszuarbeiten, und nicht darauf, die Schwierigkeit zu erhöhen. An Japan hat Hämmerle besondere Erinnerungen, turnte sie doch 2011 mit 16 Jahren dort ihre erste Elite-WM. Auch Olympia in drei Jahren in Paris ist noch ein Thema für sie. „Ich denke darüber nach, mich auf Boden und Balken zu konzentrieren, aber der Balken kann sehr undankbar sein.“ Im Training gefalle ihr die Abwechslung aller Geräte.

Angst vor Abstürzen und Vorurteilen

Doch nun turnt sie zunächst einmal in Tokio, die Teilnahme am Mehrkampf-Finale ist das Ziel. „Ich darf mir keinen groben Fehler erlauben, sprich Absturz vom Gerät. Denn das ist minus ein Punkt, das ist zu viel.“

Aber es sei schwierig zu sagen, wo man stehe, denn es habe wegen der Coronavirus-Pandemie wenige internationale Wettkämpfe gegeben. „Und es ist alles subjektiv, weil man von Menschen bewertet wird. Leider gibt es Vorurteile. Es ist wichtig, sich über Jahre einen Namen aufzubauen, dass die Kampfrichter wissen, die Elisa Hämmerle kann das oder das.“

„Denke an nichts anderes“

Trainer Jones weiß jedenfalls, was Hämmerle kann. „Sie ist in guter Form, stark drauf, wir sind zuversichtlich. Wenn sie ihr Programm durchzieht, dann ist das Finale definitiv möglich. Das Ziel ist, schön zu turnen, etwas Einzigartiges zu zeigen.“ Auf den Weg gibt er Hämmerle Folgendes mit: „Denke nur im Moment, denke an nichts anderes.“

Einen Moment der unguten Art gab es im Donnerstag-Training, der Muskel in der Wade machte zu, sicherheitshalber ließ Hämmerle den Sprung aus. „Es geht schon viel besser, das Ärzteteam hat sich das angeschaut. Es war eine kurze Überlastung. Ich bin guter Dinge, dass am Sonntag alles passen wird“, sagte sie.