Anna Kiesenhofer mit Goldmedaille
GEPA/Michael Meindl
Radsport

Österreich staunt über Kiesenhofer

Der Olympiasieg der Niederösterreicherin Anna Kiesenhofer im Straßenradrennen am Sonntag in Tokio hat in Österreich für große Freude und Staunen gesorgt. Von der Spitze des offiziellen Österreichs über das Österreichische Olympische Comite (ÖOC) bis hin zu früheren Sportgrößen wurde die sensationelle Goldmedaille der 30-Jährigen bejubelt. Bundespräsident Alexander Van der Bellen gratulierte via Twitter: „Anna Kiesenhofer, was für eine Leistung!“ ÖOC-Präsident Karl Stoss nannte sie ein „echtes Vorbild“.

„Sie hat ihr Mathematik-Studium abgeschlossen und jetzt auch im Sport Unglaubliches geleistet. Das zeigt einmal mehr, was alles machbar und möglich ist im Leben“, sagte Stoss nach dem Rennen bewundernd.

„Eine Frau, die eigentlich ihre Karriere beendet hat. Eine Frau, die einmal Profi war, dann aufgehört, zwei Jahre, auch verletzungsbedingt pausiert hat und dann im letzten Jahr nur noch die Straßen-Staatsmeisterschaft gefahren ist, kommt hierher und sagt: Eigentlich wär mir das Einzelzeitfahren lieber. Dann fährt sie auf der Straße zu Gold – weit überlegen“, so Stoss, der im ORF die unglaubliche Geschichte Kiesenhofers noch einmal Revue passieren ließ. „Ich freue mich unglaublich für sie, für den Radsport, für Österreich.“

Interview mit ÖOC-Präsident Karl Stoss

ÖOC-Generalsekretär Peter Mennel gab sich ehrfürchtig: „Das war ein sporthistorischer Gänsehautmoment, wie man ihn nur ganz selten erlebt. Ich kann Anna zu diesem Husarenritt und dem Österreichischen Radsportverband nur gratulieren.“ Und Christoph Sieber, der Chef de Mission und ÖOC-Sportdirektor, sagte: „Ihre Nominierung wurde lange kontroversiell diskutiert. Es ist schön, dass die Rechnung von Sportdirektor Chris Peprnicek aufgegangen ist.“

„Was da passiert ist, ist ein Wahnsinn“

Peprnicek war nach dem Rennen „komplett fertig“. „Ich glaube das noch immer nicht. Ich freue mich so für die Anna und auch für den österreichischen Damen-Radsport. Was da passiert ist, ist ein Wahnsinn. Wir haben gewusst, dass sie am Berg sehr stark ist. Wir haben auch gewusst, dass eine Chance in der Gruppe besteht, aber mit Gold hat, glaub ich, keiner gerechnet“, so der ÖRV-Sportdirektor. „Ich bin so stolz auf sie und bin so froh, dass das geklappt hat.“

Goldmedaille für Kiesenhofer

Die Siegerehrung in Tokio war für Kiesenhofer ein weiterer spezieller Moment.

ÖRV-Präsident Harald Mayer betonte die historischen Dimensionen des Erfolges. „Nach 125 Jahren gibt es wieder eine Radsportmedaille. Das ist eine unglaubliche Geschichte“, so Mayer, der von einem riesigen Schritt für den österreichischen Frauen-Radsport sprach. „Anna Kiesenhofer wurde heute für eine tolle Fahrt, bei der sie Mut, Kraft und Selbstvertrauen zeigte, mit Gold belohnt.“

Kiesenhofers Attacke war so geplant

ÖRV-Nationaltrainer Klaus Kabasser erklärte, die frühe Attacke der Niederösterreicherin war so geplant gewesen. „Sie ist völlig bis ans Limit gegangen, fünf Kilometer weiter hätte es nicht gehen dürfen. In der Früh haben wir noch gesagt, alles, nur nicht noch einmal ein vierter Platz wie Christiane Söder 2008 in Peking.“ Zur Person Kiesenhofer meinte Kabasser: „Sie ist mental extrem stark, sie bereitet sich extrem detailliert und gewissenhaft vor. Wenn sie Ziele hat, dann verfolgt sie sehr konsequent, nicht umsonst ist sie mit 30 schon Professorin der Mathematik.“

Kiesenhofer folgte mit ihrem Olympiasieg den Seglern Roman Hagara/Hans Peter Steinacher sowie Triathletin Kate Allen nach, die 2004 die letzten Goldenen bei Olympischen Sommerspielen für Österreich geholt hatten. Und auch sie zeigten sich beeindruckt: „Liebe Anna, ich ziehe meinen Hut und gratuliere dir ganz herzlich zu dieser außergewöhnlichen Leistung. Olympia hat keine Regeln. Ganz einfach: Der oder die Beste gewinnt – enjoy!“, so Hagara. Und Allen meinte, das sei „das Wundervollste, was Österreich passieren konnte, speziell für den Frauen-Sport und nach der Coronavirus-Zeit“.

„Es war unglaublich“

Wie Kiesenhofer ihre Siegesfahrt erlebt hat, erzählt sie im ZIB2-Interview.

Glückwünsche aus der Politik

Die Glückwünsche aus der Politik ließen dann auch nicht lange auf sich warten. Neben dem Bundespräsidenten freute sich auch Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP). „Herzliche Gratulation an Anna Kiesenhofer zu dieser großartigen Leistung“, ließ er ebenso ausrichten wie Vizekanzler und Sportminister Werner Kogler (Grüne).

NÖ-Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner teilte mit, man müsse schon „sehr weit in den Annalen der österreichischen Sportgeschichte zurückblättern, um eine vergleichbare Ausnahme-Leistung zu finden. Das war heute eine sensationelle Fahrt, die alle sportbegeisterten Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher mit Stolz erfüllt.“