Jubel von Österreichs Judoka Shamil Borchashvili
APA/Georg Hochmuth
Judo

Borchashvili überrascht mit Bronze

Shamil Borchashvili hat bei den Olympischen Spielen in Tokio eine Bronzemedaille erkämpft. Der 26-jährige gebürtige Tschetschene setzte sich am Dienstag im Budokan im Kampf um Platz drei gegen den Deutschen Dominik Ressler durch und holte damit die erste Judo-Medaille für Österreich seit Silber 2008 in Peking durch Ludwig Paischer.

Den Goldkampf hatte Borchashvili zuvor im Halbfinale durch eine Niederlage gegen Saeid Mollaei aus der Mongolei verpasst. Mollaei musste sich im Finale dem Japaner Takanori Nagase in der Verlängerung geschlagen geben.

Borchashvili war blitzartig in seinen Bronzekampf gestartet. Eine vermeintliche Ippon-Wertung nach 13 Sekunden war nach Videostudium noch revidiert worden, beim zweiten Anlauf wenig später klappte es dann aber. Borchashvili zwang Ressler, den aktuellen Weltranglistenzehnten, zu Boden und fixierte ihn, bis der Sieg feststand.

Judoka Shamil Borchashvili erobert Bronzemedaille

Shamil Borchashvili hat bei den Olympischen Spielen in Tokio eine Bronzemedaille erkämpft.

„Ein unglaubliches Gefühl“

Die nächsten Momente waren sehr emotional für den Olympiadebütanten. „Es ist ein unglaubliches Gefühl, es war ein toller Tag. Meine Cheftrainerin Yvonne Bönisch hat mich so gut eingestellt. Sie hat gesagt, genieß den Tag, versuch, nicht viel zu denken. Setz das, was du kannst, um, das ist mir heute richtig gut gelungen“, sagte der Olympiadritte.

„Ich war heute mental so stark. Ich kann es gerade nicht beschreiben. Ich hatte schon im ersten Kampf so einen starken Gegner, der jetzt Dritter bei den Weltmeisterschaften geworden ist. Im zweiten Kampf hatte ich den Topfavoriten. Ich hatte gegen jeden Gegner ein gutes Konzept.“

Österreichs Judoka Shamil Borchashvili mit seiner Bronze-Medaille
Reuters/Sergio Perez
Shamil Borchashvili strahlte besonders an diesem „tollen Tag“ über seine Bronzemedaille

Judoverband-Präsident Martin Poiger war „ziemlich sprachlos. Shamil hat eine hervorragende Leistung erbracht. Er hat Ippon geworfen, dann geht die Wertung weg, aber er hat die Nerven behalten. Das ist die Belohnung für einen guten Weg, den er eingeschlagen hat, und jetzt wird gefeiert.“

Bewegende Geschichte

Davor war das Halbfinale gegen Mollaei ein spezielles Duell zweier Kämpfer mit Flüchtlingshintergrund. Borchashvilis Familie flüchtete mit den jungen Kindern aus Tschetschenien nach Österreich, wo sie erst in Wels eine neue Heimat fand.

Mollaei stammt aus dem Iran, 2019 sollte er es bei der WM in Tokio laut Anordnung seiner Regierung vermeiden, auf einen Israeli zu treffen. Er setzte sich nach Deutschland ab, kämpfte in der Folge auch für die Galaxy Tigers in Wien und darf nun für die Mongolei auf die Matte.

Erfolgslauf von Borchashvili

Den Auftakterfolg feierte Borchashvili in der Kategorie bis 81 kg über den favorisierten Portugiesen Anri Egutidze im Golde Score (Waza-Ari), danach setzte er sich ebenfalls in der Verlängerung gegen den israelischen Weltranglistenzweiten und Weltmeister von 2019, Sagi Muki (Waza-Ari), durch.

Judoka Shamil Borchashvili (Österreich) gegen Dominic Ressel (Deutschland)
GEPA/Michael Meindl
Borchashvili (in Blau) war im Kampf um Bronze von Anfang an der aktivere Judoka

Auch gegen den Usbeken Scharofiddin Boltabojew (Weltranglistensiebenter) machte er Überminuten, blieb erneut im Golden Score und mit Waza-Ari siegreich. Sein nächster Gegner Mollaei liegt in der Weltrangliste auf Platz sechs. Harte Gegner bevorzugt Borchashvili ohnehin.

Nur nicht überheblich werden

„Meine Schwäche ist, dass ich überheblich werde und gegen Leute verliere, gegen die ich nicht verlieren sollte“, warnte sich Borchashvili selbst. Die WM habe ihn diesbezüglich wachgerüttelt. Der gleich als stärker eingestufte Gegner im Auftaktkampf bei den Sommerspielen war offenbar die perfekte Auslosung für ihn.

„Es wird sich herausstellen, wer am coolsten ist. Ich glaube, dass die, die gegen mich kämpfen werden, mehr Druck haben als ich selbst.“ Mit seinem aktiven Kampfstil im Bronze-Duell bewies Borchashvili jedoch, dass er in Tokio den richtigen Weg für sich gefunden hat.

Krssakova schwer enttäuscht

Bei den Damen verlor Magdalena Krssakova indes in der Klasse bis 63 kg nach dem Ippon-Sieg über die Chinesin Yang Junxia im Golden Score ihrerseits mit Ippon nach nur 38 Sekunden gegen die Kanadierin Catherine Beauchemin-Pinard.

„Ich bin körperlich fit, es hat alles voll gepasst. Der erste Kampf war fokussiert. Ich habe genau das gemacht, was wir besprochen haben. Im zweiten ging es viel zu schnell, als dass ich sagen könnte, ich wäre schlecht drauf gewesen. Die Gegnerin liegt mir eigentlich voll“, sagte die schwer enttäuschte Krssakova. „Es hat nicht sein wollen.“