Simone Biles
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Turnen

Biles beklagt emotionale Probleme

US-Turnstar Simone Biles hat nach ihrem Ausstieg beim Mannschaftsfinale bei den Olympischen Spielen einen Start im Einzel-Mehrkampf am Donnerstag offengelassen, eine Verletzung aber verneint. Vielmehr deutete sie an, dass sie emotionale Probleme habe. Über ein weiteres Antreten in Tokio wolle man später entscheiden, sagte die 24-Jährige am Dienstag.

„Morgen haben wir so etwas wie eine kleine Trainingspause, es ist schön, einen Tag Ruhe für den Kopf zu haben. Verletzt bin ich nicht“, erklärte die viermalige Olympiasiegerin. Biles hatte im Mannschaftsfinale nach dem ersten Gerät, dem Sprung, den Wettkampf aufgegeben. Der US-Turnverband teilte mit, dass das aus „einem medizinischen Grund“ geschehen sei. „Sie wird täglich untersucht, um die medizinische Freigabe für zukünftige Wettbewerbe zu bestimmen“, hieß es.

Die Ausnahmeturnerin selbst erklärte aber, sie traue sich nicht mehr so, wie sie es getan habe, sie wisse nicht, ob es am Alter liege, aber sie werde nervöser, wenn sie turne, sagte sie. „Ich habe auch das Gefühl, dass ich nicht mehr so viel Freude habe“, sagte Biles. „Ich muss mich auf meine psychische Gesundheit konzentrieren. Wir müssen Körper und Geist schützen.“

Simone Biles (USA, Rythmische Gymnastik) verzieht schmerzhaft das Gesicht
AP/Gregory Bull
Die Landung nach dem ersten Sprung war nicht einwandfrei

Es nerve einfach, „wenn man mit seinem eigenen Kopf kämpft“, klagte die 24-Jährige und löste damit auch in den sozialen Netzwerken eine Welle der Anteilnahme aus. Die, die an Olympischen Spielen teilnehmen, sagte sie, seien „nicht nur Athletinnen und Athleten, am Ende des Tages sind wir Menschen“. Schon in der Qualifikation am Sonntag hatte Biles nicht die in sie gesetzten Erwartungen erfüllen können. Allerdings war sie trotz zahlreicher Schnitzer Beste des Vierkampfes aus Boden, Schwebebalken, Sprung und Stufenbarren.

„Verdammt, manchmal ist es hart“

Auf Instagram hatte sie am Montag den enormen Druck moniert. Es sei kein einfacher Tag gewesen, „aber ich bin durchgekommen. Ich fühle mich wahrhaftig, als hätte ich zurzeit die Last der Welt auf meinen Schultern. Ich weiß, ich bürste es ab und lasse es so aussehen, als würde der Druck keinen Einfluss auf mich haben, aber verdammt, manchmal ist es hart“, schrieb sie.

Erstes Gold für Russland seit 1992

Der Sieg in der Team-Wertung ging erstmals seit 29 Jahren an die Turnerinnen aus Russland. Die Mannschaft des Russischen Olympischen Komitees gewann am Dienstag in Tokio das Finale mit 169,528 Punkten vor den USA, die ohne Biles mit 166,096 Zählern auf Rang zwei kamen und damit den dritten Olympiasieg hintereinander verpassten. Platz drei belegte Großbritannien mit 164,096 Punkten. Russische Turnerinnen hatten zuletzt 1992 in Barcelona mit der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) Team-Gold gewonnen.

Im Fokus stand aber Biles: Für ihren Sprung hatte die 24-Jährige zuvor die für sie ungewohnt niedrige Wertung von 13,766 Punkten bekommen. Anschließend verließ sie mit dem Mannschaftsarzt der US-Amerikanerinnen die Halle, in die sie kurze Zeit später mit einer Bandage am rechten Bein zurückkehrte.

In den Startlisten wurde sie fortan mit einem R für Reserve geführt, der Internationale Turnverband bestätigte kurz darauf das Aus im Team-Finale. Am zweiten Gerät, dem Stufenbarren, wurde Biles von der als Ersatzfrau in der Startliste aufgeführten Jordan Chiles ersetzt. Die Ausnahmeturnerin sollte eigentlich an allen vier Geräten antreten.