Diskuswerfer Lukas Weisshaidinger
AP/David J. Phillip
Leichtathletik

Weißhaidinger erst nach Zittern im Finale

Ohne Nervenkitzel geht es wohl nicht bei Lukas Weißhaidinger: Der Diskus-WM-Dritte hat am Freitag bei den Olympischen Spielen in Tokio nach zwei ungültigen Versuchen im letzten mit 64,77 m schließlich als Gesamtfünfter aber souverän die Finalteilnahme fixiert. Und gleich ein kleines Tänzchen aufgeführt.

„Das war, was ich mir für in der Früh zugetraut habe“, sagte der 29-jährige Oberösterreicher, der Vierter der ersten Gruppe wurde. „Im Finale muss ich voll attackieren. Lieber sechs ungültige als 64 m.“ Die Medaillenentscheidung der Top Zwölf steigt am Samstag (13.15 Uhr MESZ).

Technisch habe es in den ersten zwei Versuchen nicht gepasst, erklärte Weißhaidinger. „Der Ring ist sehr schnell und rutschig. Ich bin im zweiten blöd hingestiegen und ausgerutscht. Der Ring verzeiht keine Fehler von mir. Bei den Hebelwerfern ist das ein bisschen anders, die können satter hinsteigen“, sagte der Speedwerfer. Den dritten Wurf werde er für das Finale noch analysieren, da hatte er noch um die zehn Zentimeter Luft im Ring. „Ich muss an die Grenzen gehen, sonst habe ich vorne keine Chance.“

Weißhaidinger qualifiziert sich mit Mühe

Lukas Weißhaidinger hat dem Druck standgehalten und steht nach einem guten dritten Wurf vor dem Einzug ins Finale. Der Oberösterreicher liegt mit einer Weite von 64,77 Metern auf Rang vier in der ersten von zwei Gruppen. Die Top Zwölf sind in der Medaillenentscheidung am Samstag dabei.

„Sehr entspannter“ Wurf trotz drohendem Aus

Er sei nicht der Einzige, dem es in der Quali so gehe, die Ausscheidung drücke jeden, da gelte es nur durchzukommen. Für das sofortige Weiterkommen wären 66,00 m notwendig gewesen, erst nach der zweiten Qualigruppe stand Weißhaidingers Finaleinzug fest. Er wurde Fünfter, in Gruppe B war nur der Slowene Kristjan Ceh besser. Das Finalfeld führt der Schwede Daniel Stahl (66,12) vor dem Litauer Andrius Gudzius an (65,94) an. „Daniel hat das natürlich super gemacht gleich mit dem ersten, er ist der Favorit“, sagte Weißhaidinger.

Diskuswerfer Lukas Weißhaidinger
APA/AFP/Ben Stansall
Erst im dritten Wurf konnte Weißhaidinger seine Leistung abrufen

„Ich bin weiter, egal wie. Es zeigt von Nervenstärke, es im letzten noch zu machen. Vor dem ersten war ich nervös, da geht es sicher keinem anders. Beim zweiten wollte ich draufdrücken, der ist in die Hose gegangen. Der dritte war sehr entspannt, ich bin schön rechts draufgegangen, der war technisch sehr gut, an dem muss ich anknüpfen“, so Weißhaidinger. Der Druck sei nun weg, es werde ein entspannter Abend werden, mit Kartenspielen und Behandeln. Das Handgelenk dürfte beim Ausrutschen aber nichts abbekommen haben.

Zitterpartien vor Medaillengewinnen

Bei Weißhaidinger waren die Qualifikationen bereits bei den letzten zwei Großereignissen Zitterpartien. 2018 bei der EM in Berlin und 2019 bei der WM in Doha, wo er auch noch zu einem Ersatzdiskus greifen musste, weil seiner nicht genehmigt worden war, hatte er jeweils die geforderte Weite für den Direktaufstieg nicht erreicht und ebenfalls den Ausgang der zweiten Gruppe abwarten müssen. Er stieg letztlich einmal als Elfter und einmal als Zwölfter auf – und errang danach jeweils die Bronzemedaille. Dieses Mal lag die Challenge darin, das Ruder im letzten Versuch noch herumzureißen.

Eine Medaille ist auch das ganz große Ziel in seinem zweiten Olympiafinale. „Pflicht erfüllt, jetzt kommt die Kür. Ich habe bewiesen, dass ich das nervlich kann. Aber morgen dann natürlich volle Attacke.“ Bei den Spielen in Rio habe er so 63 m, 64 m draufgehabt, da sei die Situation eine andere gewesen. Rang sechs galt damals als hervorragend. „Wenn du aber mit 69 anreist, ist das ein bisserl anders.“

Die Bedingungen waren mit hoher Luftfeuchtigkeit im Olympiastadion anspruchsvoll, der angekündigte Regen blieb aus. „Ich bin komplett durchnässt. Aber froh, dass ich die Kühlweste hatte, die hat mir sehr geholfen. Ich habe auch noch Magnesium in die Hand genommen, das bindet die Feuchtigkeit auf der Haut. Von der Herangehensweise haben wir auf alle Fälle alles richtig gemacht.“ Auch der Ablaufplan für den Finaltag steht fest: Er werde am Freitag spät schlafen gehen, Samstag spät aufstehen und sein Porridge von daheim essen. Nach dem Mittagessen am Nachmittag geht es schön langsam ins Stadion.